Werner Brucker und Marion Sokol besprechen sich in Sachen Bänke auf der Empore, wo die Besucher am kommenden Wochenende Platz nehmen werden Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Für das Zeit-Festival wird auf dem Mostmaierhof fleißig gewerkelt / Potenzial zur festen Institution

Auf Hausacher Mostmaier-Areal wird fleißig gewerkelt. Vom Hof über den Keller bis in den Dachboden hinauf wird alles für das erste Zeit-Festival am Wochenende vorbereitet. Marion Sokol gewährte als eine der Hauptorganisatorinnen Einblicke in die Vorbereitungen.

Hausach. "Angefangen hat alles damit, dass Simone Hübner, die Tochter des letzten Besitzers Gerhard Maier, in ihrer alten Wohnung Werke von sich ausstellen wollte", erklärt Marion Sokol. Daraus habe sich ein großes Fest von Kulturschaffenden entwickelt, bei dem es beispielsweise Ausstellungen und kunstvolle Darbietungen, Handwerksvorführungen, Klangerlebnisse, Lesungen oder Musik und Installationen geben wird. "Zum ersten Mal veranstalten wir am Samstag eine Kulturbörse, bei der sich Kulturtreibende wie der Leselenz, die Stadtkapelle oder die Burgfestspiele an einer Stelle treffen und das jeweils andere kennen lernen werden", zeigt sich die Organisatorin von der Idee begeistert. "Wir werden sehen, wie sich das entwickelt." Das Zeit-Festival habe mit der Stamm-Mannschaft im Areal des Mostmaierhofs und bundesweiten Kontakten zur Kunst- und Kulturszene sicher das Potenzial zur festen Institution.

Der Geruch von jeder Menge Zeit

Beim Rundgang übers Gelände und durch das Gebäude wird das Zeit-Festival schon fast vorstellbar. Auf dem Weg hinauf zum Dachboden fällt zunächst der Geruch nach altem Holz, Staub und jeder Menge vergangener Zeit auf. "Hier wird Juliane Plöger ihre Performance der Zeit präsentieren, im Taubenschlag dort oben wird eine Klang- und Rauminstallation präsentiert", erzählt Sokol, während sie auf Uhrzeiten am Dachgebälk verweist.

In einer der hinteren Dachkammern wird den Besuchern eine Porträt-Werkstatt angeboten. Ein Stockwerk tiefer geht es dann in die ehemalige Wohnung Simone Hübner, in der sich die Tapeten von den Wänden lösen, Bügeleisen-Abdrücke den Holzboden zeichnen und ein Familienleben leicht vorstellbar wird. Eine spannende Umgebung, in der Hübners See-Portraits und Energiewesen zur Geltung kommen sollen, wenn die Wohnung am kommenden Wochenende zur Galerie wird. Dann geht es hinunter in den Mostkeller, wo Werner Brucker gerade an den Bänken auf der kleinen Empore arbeitet. "Diese werden von hinten indirekt beleuchtet", erklärt er im Vorbeigehen, "dann kann man gemütlich sitzen."

Gegenüber soll eine kleine Bühne für Vorführungen, Lesungen und ähnliches entstehen. Ein Stück weiter sind die alten, fest eingebauten Betonfässer der Mosterei mit tausenden von Litern an Fassungsvermögen. "Hier wird José Oliver beim Zeit-Festival eine Klang-Performance bieten und neue Räume ins Hören ausloten", erklärt die Organisatorin und weiß selbst noch nicht so recht, was sie erwarten wird. Nachdem die Stahltanks aus dem hinteren Kellerraum durch ein großes Loch in der Wand entfernt wurden, habe sich die Möglichkeit geboten, eine Tür als Fluchtweg einzubauen. "Damit haben wir die Möglichkeit, hier unten Veranstaltungen wie beispielsweise Theateraufführungen anzubieten", haben Sokol und Werner Brucker bereits Ideen zur Nutzung. Dass mittlerweile wahnsinnig viel ehrenamtliche Zeit ins Projekt Mostmaierhof investiert wurde, lässt sich an gut durchdachten Erweiterungen, praktikablen Nutzungskonzepten und liebevoll gestalteten Details leicht ablesen.

Das erste Zeit-Festival haben Antonia Kienzler und Marion Sokol ins Leben gerufen. Am Freitag, 17. Mai, werden auf dem Gelände des Mostmaierhofs Odile Meyer-Siat (Violine) und Wilfried Busse (Cembalo) das Festival um 19 Uhr mit einem Konzert unter dem Motto "Von Playford bis Bártok" eröffnen. Ab 20 Uhr gibt es dann Vernissagen von Simone Hübner, Juliane Plöger, Marion Sokol und Jürgen Neumaier. Am Samstag, 18. Mai, ist in der Zeit von 11 bis 17 Uhr neben den freitags eröffneten Ausstellungen und Installationen die Schmiede-Kunst von Martin Kempe zu sehen, lädt José F.A. Oliver zu Klangerlebnissen ein und zeigt die Reha-Werkstatt "Seelenmalerei". Außerdem zeigt die erste Hausacher Kulturbörse, wie vielschichtig die Szene mit Literatur und Musik, Theater und Museen, bildender Kunst, Tradition und Brauchtum ist. Um 15 Uhr präsentieren Hausacher Schüler ihr Buchprojekt "Heimatw:orte" und um 16 Uhr findet eine Lesung mit Elmar Langenbacher statt. Er liest aus dem Kinderbuch "Einzahn", das von Simone Hübner illustriert wurde. Eine Lesung mit dem ehemaligen Stadtschreiber Tom Schulz und Björn Kuligk gibt es ab 20 Uhr. Den Sonntag, 19. Mai, eröffnet José F.A. Oliver mit einer Matinee und unveröffentlichten Texten und um 14 Uhr lädt Billy Sum-Hermann Kinder zur Erzählung der Hausacher Sagen ein. Anschließend gibt es eine Mal-Aktion.