Marco Jörger (links) und Jürgen Clever mit dem Plakat für das diesjährige Stück Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Burgfestspiele: Ensemble bringt "Schinderhannes" auf die Bühne / Aufführungen vom 25. Juli bis 9. August

Nach dem Märchen "Das kalte Herz" werden die kommenden Burgfestspiele actionreicher. Das Ensemble bringt in diesem Jahr die Geschichte von Johannes Bückler, besser bekannt als "Schinderhannes", auf die Bühne.

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Hausach. Schon seit einiger Zeit spuke ihm die Idee im Kopf herum, den Schinderhannes in Hausach aufzuführen. "Ich habe das immer im Kopf gehabt, nachdem ich das vor 20 Jahren schon einmal in Breisach mit einem anderen Gruppe aufgeführt habe. Nur hat man mit einem Laienensemble eben immer das Problem, dass es mehr Frauen als Mitglieder hat als Männer. Bei einer Räubergeschichte ist das natürlich problematisch", berichtet Clever. Doch in diesem Jahr sei das glücklicherweise anders.

Clever hat schon viele Stücke für die Burgfestspiele selbst geschrieben und auch beim "Schinderhannes" entschied er sich schlussendlioch dafür, den Stift selbst in die Hand zu nehmen und die historische Figur selbst zu interpretieren – obwohl es durchaus einige Vorlagen gegeben hätte. So gibt es einen bekannten Film mit Curd Jürgens und Maria Schell aus dem Jahr 1958. "Aber der war furchtbar langatmig. Es hat wohl seinen Grund, warum das im Gegensatz zu anderen alten Filmen wie ›Das kalten Herz‹ nicht neu aufgeführt wird", vermutet Clever. Auch das gleichnamige Theaterstück hätte sich aus rechtlichen Gründen nicht als Vorlage geeignet.

Clever war es beim Schreiben wichtig, so nah wie möglich an den historischen Fakten zu bleiben, das Stück aber dennoch unterhaltsam zu gestalten. Er recherchierte und ist überzeugt: "Er war ein Lebemann. Was er geraubt hat, hat er genau so schnell wieder ausgegeben." Die Glorifzierung des "Schinderhannes" als "deutscher Robin Hood" hat Clever für den Titel des Stücks übernommen – aber wohlweislich mit einem Fragezeichen versehen. "Er raubte die Reichen aus, bei denen die Obrigkeit an einer Aufklärung des Verbechens wenig interessiert war, sprich Juden, und ließ die Armen vor allem deswegen in Ruhe, weil es bei ihnen einfach nichts zu holen gab", fasst Clever zusammen.

"Schinderhannes" bekommt Todfeind

Ihm sei es wichtig, die Figur nicht zu glorifzieren und die Gratwanderung zu schaffen, Sympathien zu wecken und sie gleichzeitig als den Verbrecher zu zeigen, der er war.

Bei aller Akuratesse hat Clever es sich nicht nehmen lassen, die historischen Fakten der Dramaturgie wegen ein wenig aabzuändern. So hat Clever beispielsweise einen "Todfeind" des "Schinderhannes" dem Stück hinzugefügt. Und auch wenn er bekanntermaßen kein gutes Ende nimmt, sollen die Zuschauer Spaß haben.

Clever betont, er lege beim "Schinderhannes" Wert auf Effekte. "Es wird viel Pyrotechnik zum Einsatz kommen, vor allem bei den Pistolengefechten". Eine beeindruckende Szene verspricht auch die Hinrichtung mit der Guillotine zu werden, so Clever. "Das wird ein Höhepunkt. Wir feilen gerade daran, das möglichst eindrucksvoll, aber natürlich ungefährlich für den Schauspieler zu gestalten", erzählt der Regisseur. Angesichts dieser Szene und der Gewalt, die teilweise dargestellt wird, sei der "Schinderhannes" kein Kinderstück; Clever empfieht eine Altersgrenze ab etwa zwölf Jahren. Bei aller Action und allem Spaß ist es ihm wichtig, dass das Stück nicht zur Klamotte verkommt. "Es wird auch nachdenkliche Momente geben", sagt er.

Die Burgfestspiele haben ein eingeschworenes und eingespieltes Stammpersonal. Nachdem er im vergangenen Jahr im Juli im Urlaub war, hatte anstatt des Hauptrollen erprobten Marco Jörger Stefan Blattmann mit Bravour den Protagonisten im "Kalten Herz" gemimt. Als die Frage im Raum stand, wer den "Schinderhannes" spielen sollte, kamen dennoch keinerlei Rivalitäten auf, berichten Jörger und Clever. "Wir haben uns zusammengesetzt, darüber gesprochen und entschieden, dass Marco den ›Schinderhannes‹ spielt und Stefan dessen besten Freund Peter Petri, die zweite Hauptrolle", fasst Clever zusammen.

Auch sonst finden sich in der Liste der Darsteller viele bekannte Namen wie der von Jade Eble, die im vergangenen Jahr als "Glasmädchen" überzeugte. Aber auch einige neue Schauspieler haben sich der Gruppe angeschlossen.

Mitte Januar haben die ersten Proben gestartet, bis zu den acht Aufführung vom 25. Juli bis 9. August ist jede Menge zu tun. Auch Jörger muss sich erst in den "Schinderhannes" einfinden, sagt er. "Ich kann noch nicht sagen, wie sich die Rolle anfühlen wird. Sie ist aber auf jeden Fall reizvoll und etwas ganz anderes", sagt er. Gerade das findet Clever beim Laientheater interessant. "Das macht für mich als Regisseur das Besondere aus. bei der Arbeit für Profis kann ich nur noch kleine Stellschrauben drehen, aber bei Amateuren kann ich sehen, wie der Schauspieler sich auf der Bühne entwickelt", erklärt er.

Der Kartenvorverkauf soll im Mai starten, die Tickets sind wie gewohnt im Kultur-büro Hausach zu erwerben.

Weitere Informationen: Für zwei männliche Statistenrollen – Mitglieder der Räuberbande – werden noch Darsteller gesucht. Interessierte finden im Internet unter www.burgfestspiele-hausach.de Kontaktdaten.

Johannes Bückler, genannt "Schinderhannes" war ein deutscher Räuber, dem mindestens 211 Straftaten, zumeist Diebstähle, Erpressungen und Raubüberfälle, aber auch Raubmord und Mord nachgewiesen werden konnten. Der Name Schinderhannes verweist auf die Tätigkeit des jungen Bückler, der bei zwei Abdeckern, die auch Schinder genannt werden, als Lehrjunge gearbeitet hatte. Bückler wurde am 21. November 1804 hingerichtet