Raphael Janz dirigiert die Feuerwehr- und Stadtkaoelle beim Gala-Abend zum 200-jährigen Jubiläum. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Feier: Feuerwehr- und Stadtkapelle begeht ihr Jubiläum festlich / Helmut Dold moderiert das Programm

Bierzelt, Festumzug und Defilee der umliegenden Blaskapellen sind gestern gewesen. Für ihr 200-jähriges Jubiläum hat die Hausacher Feuerwehr- und Stadtkapelle zur Gala in die voll besetzte Stadthalle gebeten.

Hausach. Allen Modernitäten zum Trotz, begannen die Musiker im Probenlokal unter der Halle für die Ehrengäste ihr Jubiläum mit zwei Stücken aus dem "Marschbuch". Im zweistündigen oberirdischen Programm genossen alle in den musikalischen Pausen die Moderationskünste des Originals Helmut Dold. Im Interview mit Ehrenmitglied Ottokar Leibing entlockte "de Hämme" dem Klarinettisten Anekdoten aus der Zeit unter Dirigent Nikolaus Nehlig Anfang der 60-er Jahre. Dieser nahm sich Zeit, die Neulinge einige Monate einzeln zu unterrichten. Seit 1963 durchläuft der musikalische Nachwuchs das Vororchester, die Jugendkapelle und die Leistungsprüfungen, um dann als Orchestermusiker in die Hauptkapelle zu kommen.

Leibing erinnerte an die Jubiläen 1968 und 1993 sowie an das Jahr 1987, in dem erstmals Mädchen und Frauen aufgenommen wurden. Alle Vorurteile ("Die verdrehen den Musikern den Kopf", "Die bleiben nur bis sie Kinder bekommen") waren unbegründet. Vier Musikerinnen aus dem Jahr 1987 spielen noch heute aktiv mit.

Dass der Spaß in der Kapelle trotz der Einstufung als "Oberstufenblasorchester" (Bürgermeister Wolfgang Hermann erinnerte in seiner Laudatio an den 1970 mit der pro-musica-Plakette manifestierten Anspruch der Kapelle) nicht zu kurz kommt, bewiesen Harald Eisenmann und Georg Stahl mit ihrer Schnurre (siehe Info).

Aus Hausach nicht wegzudenken

Hermann, kraft Amts auch Vorstand der Kapelle, outete sich als "Fan" des Orchesters, das mit seinen Auftritten aus dem Jahreslauf Hausachs nicht wegzudenken sei. Er erinnerte an das musikalische Feuerwerk, das die Kapelle beim Konzert im Mai abbrannte. Auch Hermanns Vorgängern im Amt, Manfred Kienzle und Manfred Wöhrle, leuchteten bei den Erinnerungen die Augen. Für den Blasmusikverband Kinzigtal erinnerte Präsident Armin Klausmann daran, dass Musik in erster Linie von Liebhabern gemacht werde. In Hausach würden diese von wahren Profis angeleitet. Dirigent Raphael Janz und Geschäftsführer Michael Benz hätten stellvertretend mit dem modernen Festprogramm die Blasmusik erfolgreich vom Gestern ins Heute geführt. Der Präsident überreichte den Ehrenbrief des Verbands.

Im Louis-Armstrong-Medley reihte sich Dold ins Orchester ein. "De Hämme" war die Freude anzusehen, als Dixieland-Trompeter nach seiner wunderbaren Moderation auch musikalisch zum gelungenen Gala-Abend beizutragen.

Im Anschluss spielte das "Acoustic Fun Orchester". Bei den Medleys (unter anderem einem virtuellen Treffen von Rammstein, Led Zeppelin, Bob Dylan und Xavier Naidoo) blieb kein Auge trocken.

Die Musiker und Schnurranten Harald Eisenmann und Georg Stahl berichteten in einer Schnurre über den wissenschaftlichen Selbstversuch, den Luft-, Freizeit- und Bierverbrauch des Marschs "Hoch Badnerland", gespielt von der Stadtkapelle, zu ermitteln. Ihrem mathematischen Modell mit Dreisätzen, großzügig bemessenen durchschnittlichen Probenbesuchen und dem Mindestlohn als Kalkulationsgröße, wurde das 160 Takte umfassende Badnerlied mit 56,65 Euro taxiert. Ein Betrag, den Manfred Schafheutle, der für Hausach zuständige Vizepräsident des Blasmusikverbands Kinzigtal, aus eigener Tasche dem Verein spendete. Keine zehn Minuten später kehrten die Schnurranten auf die Bühne zurück. In ihre Kalkulation habe sich ein verzeihlicher Fehler eingeschlichen. Sie hatten vergessen, den Bierkonsum der Musiker einzuberechnen. Auch die Nach-Kalkulation hielt jeder wissenschaftlichen Prüfung stand, führte allerdings zu einer Kostensteigerung um etwa 45 Prozent, eine für die Hausacher Verwaltung im Jahr 2018 sicher nicht gänzlich unbekannte Größenordnung. Ehrenmann Schafheutle zückte erneut sein Portemonnaie und zahlte den Differenzbetrag nach. Das Publikum spendete dem langjährigen Wolfacher Bürgermeister-Stellvertreter gebührenden Applaus.