Inklusiver Leseabend mit Tanzdarbietung vor eigentlichem Beginn des Hausacher Leselenzes
Mit einem außergewöhnlichen Vorauftakt ist der Hausacher Leselenz ins 20. Jahr gestartet. Noch vor der Eröffnung am kommenden Freitagabend gab es einen inklusiven Leseabend samt Tanzdarbietung.
Hausach. "Es ist normal, verschieden zu sein", ist das Leitmotto der Inklusion. Seit vier Jahren bieten die Haslacher Lebenshilfe, der Club82 und die Bibliothek der Generationen in Zusammenarbeit mit Victoria Agüera Oliver de Stahl die "Schreibwerkstatt für Alle" an. Ein Querschnitt der jüngsten Schreibwerkstatt wurde am Donnerstagabend im evangelischen Gemeindesaal ausgestellt und vorgetragen.
"Vor drei Jahren haben wir begonnen, das Leselenz-Programm durch eine inklusive Veranstaltung mit Übersetzung in Gebärdensprache zu erweitern", erklärte dessen Kurator José F. A. Oliver zu Beginn. Die Präsentation der Schreibwerkstatt-Ergebnisse sei ein zaghafter Anfang für ein städteübergreifendes Zusammenarbeiten im Rahmen des Leselenzes. Die inklusive Tanzgruppe "Szene 2wei" aus Lahr habe er im dortigen Zeitareal kennengelernt, sie habe mit ihrer Arbeit Maßstäbe gesetzt.
"Eines der Leselenz-Standbeine wird künftig in Werkstätten für Alle und Veranstaltungen in Gebärdensprache zu sehen sein", blickte Oliver voraus. Agüera de Stahl erzählte aus der Schreibwerkstatt für Alle in Haslach, die sie "immer wieder als inspirierend und horizonterweiternd" erfahren habe. In dem inklusiven Angebot sah sie eine politisch-gesellschaftliche Dimension des angstfreien miteinander Lebens und Gestaltens, das Resultat könne sich sehen lassen.
Über Wortfetzen sei bei der Schreibwerkstatt zunächst das Kopfkino in Gang gesetzt und kleine Texte erarbeitet worden, über die Fotografie seien die Werkstatt-Teilnehmer dann ins Schreiben gekommen.
Mit dem Zitat: "Tanzen ist wie ein Gedicht – und jede Bewegung ist ein Wort dazu", leitete sie zur Aufführung der inklusiven Tanzkompanie über. Mit wenigen Requisiten und einer beeindruckenden Bühnenpräsenz interpretierten sie "Tarun" und "Spuren im Asphalt", die laut ihrem Choreografen William Sanchez "für die vielfältigen Begegnungen, für die Normalität gerade in der Verschiedenartigkeit sowie für die gegenseitige Wertschätzung und Aufgeschlossenheit" standen.
Nach dem großen Applaus für die außergewöhnliche Aufführung stellten Nicole Lorenz und Susanne Späth ihre Texte vor. Während Lorenz sehr viele Gedanken um die von ihr geliebte Musik und den Traum vom großen Auftritt verschriftlicht hatte, träumte Späth von der Hochzeit mit Detlef.
INFO
Lesung für alle
Eine "Lesung für Alle" gibt es am Mittwoch, 12. Juli, in der Hausacher Stadthalle. Um 20 Uhr werden die Lesungen der Schriftstellerin Simone Hirth und des Schriftstellers Senthuran Varatharajah in Gebärdensprache übersetzt. Moderiert wird der Abend von José F. A. Oliver und von Michael Stavaric.