Die Grünen-Politiker (von links) Jürgen Mohrbacher, Bärbl Mielich und Juliane Hauer. Foto: Jehle

Staatssekräterin der Grünen informiert über medizinische Versorgung im Ländlichen Raum.

Hausach - Die Suche nach dem richtigen Weg für für eine flächendeckende und gute Gesundheitsversorgung und Pflege im ländlichen Raum ist auch in der Ortenau ein zentrales Thema. Am Mittwoch gab Bärbl Mielich (MdL, Grüne) Einblick in dahingehende Konzepte.

Breiten Raum in der Diskussionsrunde in der Hausacher "Blume" nahm die zukünftige Krankenhausstruktur im Kreis ein.

Das Thema wird laut der Staatssekretärin sehr kontrovers und emotional gehandelt. "Es sind viele Ängste im Spiel, wenn die Klinik in der Nähe schließt und die Politik sollte diese Ängste ernst nehmen", stellte Mielich nachdrücklich fest. Es komme darauf an, den Menschen darzulegen, wie künftig eine ordentliche medizinische Versorgung auch in dünn besiedelten Gebieten aussehen könnte. Ambulante und stationäre Behandlungsformen sollen ihrer Ansicht nach verzahnt und die ambulanten Dienste über die unterschiedlichen Fachrichtungen hinaus vernetzt werden. So könnten sich verschiedene Professionen wie Ärzte, Physiotherapeuten und Pflegekräfte als Versorgungseinheiten zusammentun.

"Neue Wege sind möglich und wir brauchen sie auch", meinte Mielich. So würden künftig durch die Digitalisierung in Medizin und Pflege unter anderem Telesprechstunden und Televisiten eine große Rolle spielen. "Die digitale Vernetzung der Kliniken wird die Versorgung auf andere Füße stellen", war sich die Abgeordnete sicher.

Geändert werden müsse zudem das Abrechnungssystem im Krankenhauswesen. Die Fallpauschale sollte seinerzeit die Kliniken zwingen, wirtschaftlich zu arbeiten. Diese Herangehensweise missglückte, weil bei den Personalkosten als einem der größten Posten gespart wurde. Die daraus resultierende massive Belastung der Pflegekräfte kommentierte einer der Diskussionsteilnehmer mit der Aussage, dass in Offenburg die Überstunden bereits in der Wochenplanung angelegt seien. Hierbei sah auch Mielich Handlungsbedarf, denn in Deutschland sei derzeit statistisch gesehen ein Pfleger für 10,3 Patienten zuständig.

Rettungswagen sollen besser ausgerüstet sein

Kritisch nachgefragt wurde in der Runde, warum der Kreis von den laut Medienberichten Überschüssen in Millionenhöhe nichts für die Gesundheit bereitstelle. "Die Bürger stimmen mit den Füßen ab, was heißt, dass sie in Häuser gehen, wo Spezialisten sind", stellte Jürgen Mohrbacher (Bündnis 90/Die Grünen), Fachkrankenpfleger und im Klinik-Ausschuss des Kreistages, fest. Das Setzen von Schwerpunkten werde die verbleibenden Krankenhäuser kennzeichnen.

Thomas Schneider, Fischerbachs Bürgermeister, merkte an, dass die Zeiten des momentanen Rettungssystems aufgrund der örtlichen großen Entfernungen zu lang sind. "Die Rettungswagen werden in Bälde wie eine Intensivstation ausgelegt", prophezeite Mielich.

Hinsichtlich der Wohnformen für ältere Menschen, auch mit Pflege- und Unterstützungsbedarf, sieht sie in Bürgerbeteiligung den Schlüssel für eine Strukturverände rung. Mit dem Konzept "Quartier 2020 – Gemeinsam. Gestalten" sollen die Kommunen bei der Etablierung und Weiterentwicklung von Quartieren vor Ort unterstützt werden. Es braucht laut der Abgeordneten Entscheidungskompetenzen an der Basis, also da, wo die Menschen leben. Das Problem bei der Umsetzung der angestrebten Strategie sei laut Mielich die Finanzierung, die aktuell völlig unklar sei.

Ziel von "Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten" ist die Stärkung von Dorfentwicklung und Stadtteilen. Dazu gehören unter anderem bedarfsgerechte Wohn- und Nahversorgungsangebote sowie wohnortnahe Beratung.