Friedhelm Balds gehörte vor 34 Jahren zu den Mitbegründern des Musicafés. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Einer der Mitbegründer des Musicafés tritt dort erneut auf / Zweite Heimat in Portugal gefunden

Hausach. Das Musicafé des Robert-Gerwig-Gymnasiusm (RGG) ist eine der kulturellen Einrichtungen, sie seit Jahrzehnten ihren Platz in Hausach hat. Als einer der Begründer des Musicafés tritt Friedhelm Bals, der auch lange Lehrer am RGG gewesen ist, am Freitag, 30. November, ab 20 Uhr dort wieder auf. Der Eintritt kostet 2,50 Euro. Mit dem Schwabo sprach Bals über die Anfänge des Cafés und warum er sich jetzt dem Fado verschrieben hat.

Herr Bals, Sie sind einer der Begründer vom Musicafé und treten nach 34 Jahren dort wieder auf. Wie ist es entstanden?

Es gab in Hausach vor langer Zeit einmal im Jahr in der Stadthalle ein Jazzfestival. Und eine meiner Musikrichtungen war der Jazz. Nur war mir einmal im Jahr zu wenig und aus diesem Grund habe ich überlegt, ob ich so etwas Ähnliches mit Oberstufenschülern machen könnte. Ich war knapp 20 Jahre Vertrauenslehrer und so hatte ich recht gute Beziehungen zu den Schülern. Ich habe diese Idee mit den Schülern besprochen und sie wollten mitmachen. Die erste Veranstaltung fand dann mit dem Saxtett aus Freiburg statt. Damals habe ich die Plakate sogar noch selbst gemalt, um die Kosten gering zu halten. Dann haben wir einmal pro Monat eine Veranstaltung organisiert, meistens mit Jazz. Wir sind dann so weit raufgekrabbelt, dass wir sogar in der wichtigsten deutschen Jazzzeitung, dem "Jazzpodium", unsere Anzeigen aufgaben. Auch die Musiker, die zu uns kamen, wurden immer hochkarätiger. Um Alternativen anzubieten, haben wir irgendwann auch immer wieder kleine Theatergruppen eingeladen.

Wann sind Sie aus dem Organisationteam ausgestiegen und warum?

Ich war müde, würde ich sagen. Also sprach ich mit dem Kollegen Bernhard Rohrer, der am RGG bis zu seiner Pensionierung für das Theater zuständig war. 2000 habe ich das Ganze in seine Hände gelegt. 2010 bin ich pensioniert worden. Zwei oder drei Jahre später ging auch Rohrer in Rente und er bat Stephanie Harter und Sabine Kühn zu übernehmen. Sie machen das erfreulicherweise bis heute.

Haben Sie denn auch nach Ihrem Ausscheiden noch Kontakt zum Musicafé gehalten?

Ja. 2007 habe ich einen Gedichtband veröffentlicht und den im Musicafé vorgestellt. 1997 trat ich mit meiner Gruppe "Friedhelm and Friends" auf.

Sie treten am 30. November wieder auf. Was erwartet die Zuhörer?

Eine Art Zeitreise, die wohl auch das eine oder anderem meiner Biografie beinhaltet. Ich habe als zweites Fach ja Französisch unterrichtet. Lange Zeit dachte ich, dass Frankreich später meine neue Heimat würde. Bei den Franzosen gibt es das "deuxième" und das "troisième age". Das "troisième age" bedeutet "das dritte Alter" und bezeichnet auch die Rentnerzeit. Jetzt wurde aus dem "troisième age" die "terceira idade". Im vergangenen Jahr bin ich elfmal nach Portugal gereist und habe mir gesagt, dass ich es in diesem Jahr zwölfmal schaffen muss. Das habe ich auch. Das musikalische Zentrum, was bei dem Konzert sicherlich zum Klingen kommen wird, ist der Fado. Dem bin ich 1996 in Lissabon zum ersten Mal begegnet. 2015 habe ich begonnen, Fado zu singen. Ich weiß nicht, warum es so lange gedauert hat, dass ich selbst damit angefangen habe. 2016 habe ich in Portugal nach Gitarristen gesucht, weil ich den Traum hatte, meinen runden Geburtstag mit einer Fado-Nacht auf einem Weingut im Douro-Tal zu feiern. Inzwischen habe ich meine beiden Gitarristen gefunden und wir haben uns den Traum mit der Fado-Nacht erfüllt. So richtig, noch intensiver, bin ich 2017 nach dieser Feier in den Fado eingestiegen. Seitdem habe ich 36-Mal in Portugal Fado gesungen.

In Hausach werden Sie also Fado zum Besten geben.

Ja, es sind aber auch ein paar englische Balladen dabei. Ende 2010, kurz vor den Weihnachtsferien, als ich wusste, dass ich aus dem Dienst scheiden werde, habe ich in der dritten Stunde "The long and winding Roads" von den Beatles gespielt. Ich wusste, dass ich im Januar nicht wieder kommen werde, die Schüler nicht. Das war damals das letzte Lied und es wird beim Konzert am 30. November das erste sein, sozusagen als Verbindung. Auch deutsche Lieder, die mit dem Alter zu tun haben, werde ich spielen, zum Beispiel "Einmal sehen wir uns wieder". Aus meiner französischen Zeit werden zwei Chansons dabei sein. Und das letzte Lied wird "The greatest Love of all" von Whitney Houston sein. Die Geschichte dazu ist ein bisschen kurios. Ich saß in Portugal an einem Strandcafé und ein Live-Musiker spielte auf der Gitarre. Ein Lied kam mir so bekannt vor. Eine App sagte mir, dass es "The greatest love of all" war. Dann habe ich nach dem Text gegoogelt und war platt. Ich dachte, es handelt von mir, vom Lehrer- und Schülerdasein. Und ich dachte mir, dass dieses Lied eigentlich jeder Lehrer anhören sollte, bevor er den Dienst antritt.

Sie kennen das Musicafé von Anfang an. Wie hat es sich im Lauf der Jahre verändert?

Es wird weniger Jazz gespielt, sondern, ich will nicht sagen mehr Popmusik, aber es gibt mehr Liederabende – und mehr Theater, zumindest von kleineren Formationen, die nicht viel Platz brauchen. Die ursprüngliche Idee von damals, Kleinkunst ins Tal zu bringen, ist aber geblieben.   Die Fragen stellte Charlotte Reinhard.

Der Fado ist ein portugiesischer Musikstil und Vortragsgenre, das vor allem in den Städten Lissabon und Coimbra beheimatet ist. Werke dieses Stils handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten, und vor allem von der "saudade", dem Weltschmerz. Der Fado enthält unter anderem arabische Elemente, viele Tonhöhensprünge, bevorzugt Mollmelodien und drückt jenes Gefühlsleben aus, das die Portugiesen miteinander verbindet.