Unter Einhaltung der Hygienevorschriften verliehen Hausachs Bürgermeister Wolfgang Hermann (links) und Doris Sistiaga-Thumm den Stiftungspreis für Junge Literatur an Michael Stavaric. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Leselenz: Michael Stavaric erhält Preis der Thumm-Stiftung für Junge Literatur / "Ein Künstler par excellence"

Vieles ist in diesem Jahr völlig anders – so auch die Veranstaltungen zum Hausacher Leselenz. In familiärer Atmosphäre hat am Mittwochabend die Verleihung des Preises der Thumm-Stiftung für Junge Literatur stattgefunden.

Hausach. Preisträger Michael Stavaric hatte zur Lesung nicht nur sein zuletzt erschienenes Kinderbuch "Die Menschenscheuche" dabei, sondern auch den Roman "Fremdes Licht". Laut Stavaric selbst sei dieser sein erster Versuch, das Jugendbuch und den Erwachsenenroman zusammenzuführen.

Leselenz-Kurator José Oliver sagte, der Roman sei im März erschienen, Lesungen und andere Veranstaltungen seien naturgemäß der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. "Wir wollten Michael Stavaric die Möglichkeit geben, diesen großartigen Roman vorzustellen", so Oliver.

Zunächst aber stand die Preisverleihung im Mittelpunkt. Oliver erinnerte eingangs an die lange Zeit des Bangens und der aufwenigen Organisation, bis der "Leselenz 2.0" aus der Taufe gehoben wurde (wir berichteten). Er freue sich sehr, dass die Preisverleihung im Biergarten des Gasthauses Zur Eiche stattfinden könne – vor allem aber über den Preisträger selbst. Zunächst spielte er die erste Folge eines Podcasts ein, von dem bis Jahresende insgesamt vier erscheinen werden. Immer zwei Kinder und Jugendliche besprechen ein Buch, diesmal passenderweise "Die Menschenscheuche". Das Format wird auf der Leselenz-Webseite abrufbar sein und erhielt am Abend viel Applaus.

Die Laudatio hielt Ralf Schönfelder, unter anderem Leiter der Thüringer Literaturtage. "Die ersten Geschichten, die Kindern erzählt werden, handeln vom Reisen", stellte er fest. Stavaric’ Werke seien keine Ausnahme und der Autor selbst habe in einer Poetik-Vorlesung einmal die These aufgestellt: "Ich glaube, dass jeder reisen muss, um später davon erzählen zu können." – Vor allem davon, wie die Reise ihn selbst verändert habe.

Stavaric’ eigene Familie sei zu ihrer großen Reise aufgebrochen, als der Autor sieben Jahre alt war. Aus der Tschechoslowakei sollte es nach Kanada gehen, die Reise endete jedoch bereits in Österreich. Das bedeutete auch einen Weg von einer Sprache zur anderen, beide wurden seine Mutttersprachen. Wahrscheinlich bedinge auch das Stavaric’ Dilemma, nie wirklich anzukommen.

Über einen Vergleich mit Alice im Wunderland befand Schönfelder, die großen Entdeckungen der Kindheit dienten Stavaric als "Kompass seiner literarischen Arbeit, auch für die Erwachsenenliteratur". Seine Kinderbücher seien "Reiseführer durchs Wunderland", jedes Buch ein neues Kapitel in diesem Reiseführer.

Doris Sistiaga-Thumm, Vorstandsvorsitzende der Thumm-Stiftung, dankte den Beteiligten für ihre Tatkraft und ihren Optimismus während der Krise. Sie erklärte kurz, welchen Zweck die Stiftung verfolgt und wie wichtig es ist, Kunst gerade jetzt zu fördern – auch wenn sie idealerweise unabhängig sein sollte. Auch Bürgermeister Wolfgang Hermann freute sich über einen Leselenz, der "wie Phönix aus der Asche" wiederauferstanden sei. Kindern und Jugendlichen die Literatur näher zu bringen, sei wichtiger denn je. Und nicht zuletzt freute er sich über den Preisträger selbst, der Hausach seit vielen Jahren eng verbunden sei. Er sei ein "Künstler par excellence".

Die Veranstaltung unter Corona-Bedingungen im Biergarten der Hausacher "Eiche" wurde musikalisch von der österreichischen Sängerin "Nnella" umrahmt. José Oliver hatte sie vergangenes Jahr auf den Literaturtagen Lech "entdeckt" und direkt beschlossen, sie müsse diese Preisverleihung mitgestalten, sagte er. Für ihre gefühlvollen Stücke bekam sie viel Applaus.