Pfarrer Hans-Michael Uhl (links) diskutierte zum Thema "Gutes Essen" mit den Landwirten Monika Armbruster und Bernhard Kohmann. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

"Ortsgespräche": Reihe setzt sich mit Fragen des Konsums und der Landwirtschaft auseinander

Hausach. "Gutes Essen" hat auf der "Speisekarte" des von Pfarrer Hans-Michael Uhl initiierten Ortsgespräche-Abendgottesdiensts im evangelischen Gemeindezentrum Hausach gestanden. "Macht euch die Erde untertan, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen zu eurer Speisung" und das Gleichnis vom Wachsen der Saat im Neuen Testament bildeten die biblische Klammer. Musikalisch umrahmt wurde das Ortsgespräch von der Gruppe "Schomebeto Schongit".

Es geht nicht ohne Schlachtung – doch die Würde des Tiers muss beachtet werden

Ob man Gott näher sei bei der Tätigkeit auf der Scholle, diese Frage vermochten Bernhard Kohmann aus dem Fronbach und Monika Armbruster vom Fuggishof nicht zu beantworten. Kohmann sah sich bei der Rettungsaktion einer über eine Nacht vermissten Kalbin allerdings ein wenig an das Gleichnis vom verlorenen Schaf erinnert. Dieser romantischen Vorstellung schob Uhl die Frage nach dem Nebeneinander von Tierwohl und Schlachtung nach. Beides gehöre zusammen, antworteten Armbruster und Kohmann unisono. Die Würde der Tiere müsse beachtet werden. Diese werde vom Verbraucher allerdings oft bei der Bestellung eines Doppel-XXL-Schnitzels noch posthum verletzt. Spontaner Applaus kündete von einem inzwischen veränderten Ernährungsbewusstsein der zahlreichen Zuhörer.

Kohmann forderte für die aktuellen Diskussion um den Klimaschutz und den Grundwasserschutz eine differenziertere Betrachtungsweise ein. Der einzige Weg, die Grünlandflächen im Schwarzwald zu nutzen, gehe nun einmal durch den Magen eines Wiederkäuers. Die Diskussion über zu hohe Nitratwerte im Grundwasser werde in der Zeitung fast schon reflexhaft mit einem Güllefass bebildert, dabei sei dies doch gerade die Urform der agrarischen Kreislaufwirtschaft. Gleichwohl werde diese Form der Düngung in der industriellen Landwirtschaft übertrieben. Wer eine Alternative wolle, müsse seinen Willen mit seinem Kaufverhalten an der Ladentheke manifestieren.

Aktuelle Bildungspläne lassen das Thema weitgehend außen vor

Pfarrer und Religionslehrer Uhl lenkte danach den Fokus darauf, ob und wie dieses Denken den Kindern heute vielleicht durch agrarisch geprägte Unterrichtsangebote näher gebracht werden könnte. Schulisch sei mit den aktuellen Bildungsplänen wenig zu machen, dazu fehle es auch an Schulgärten. Kohmann regte im Blick auf den Digitalpakt für Schulen die Entwicklung einer Landwirtschafts-App an, die in die tägliche Pflege eines Schulgartens integriert werden könne.

"Mein Gewissen rund machen", Kohmanns Bonmot aus den Vorgesprächen (wir hatten berichtet) hatte den Pfarrer sichtlich beeindruckt und so durfte die Frage natürlich nicht fehlen, wo es denn für den Vollerwerbslandwirt noch nicht ganz so rund liefe. Kohmann wählte seine Worte mit Bedacht und "beichtete", dass ihm der Umstand, für die Milchproduktion den Mutterkühen die Kälber so früh "wegnehmen" zu müssen, seit Jahren umtreibe und er über das Konzept von "Ammenkühen" nachdenke, die dann für eine Gruppe von Kälbchen auf der Weide zuständig sein könnten. Monika Armbruster warb dafür, Hennen im heimischen Garten zu halten, könnten dabei doch Speiseabfälle verwertet werden.

Beide Landwirte sahen die Zukunft der Landwirtschaft nicht ausschließlich vegan, allerdings dürften sich hier die Marktanteile sicher verschieben. Auch für vegane Produkte müsse die globale Welt wieder deutlich regionaler werden.

Das nächste Ortsgespräch findet zum Thema "Gute Schule" statt. Am Sonntag, 10. November, werden dazu RGG-Rektor Mathias Meier-Gerwig und die Rektorin der Graf-Heinrich-Gemeinschaftsschule Simone Giesler auf den Stühlen Platz nehmen.