Hedwig Brosamer ist seit sieben Jahren Tagesmutter mit Leib und Seele. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Versorgung: Hedwig Brosamer über ihre Tätigkeit als Tagesmutter / Ausbildungskurs ist Voraussetzung

"Anfangs wusste ich nicht, was auf mich zukommt", sagt Hedwig Brosamer. Dennoch habe sie es nie bereut, Tagesmutter zu werden. Im Gespräch mit dem Schwabo hat sie erklärt, wie sie zum Beruf gekommen ist und warum sie ihn nicht mehr missen möchte.

Mittleres Kinzigtal. Heute ist es ruhig bei Hedwig Brosamer. Ein kleines Mädchen ist zu Besuch, das schnell den Rest Nudeln vom bunten Kinderteller mampft und sich anschließend zum Spielen absetzt. So sieht es aber nicht immer aus. Insgesamt kümmert sich Brosamer in ihrem Haus in Unterentersbach regelmäßig um vier Kinder, drei davon sind Wickelkinder. Einmal in der Woche sind die Jüngeren zusammen da. "Da muss man seine Augen und Ohren überall haben", sagt sie und lacht. Das halte sie ganz schön auf Trab.

Seit sieben Jahren ist die 58-Jährige Tagesmutter mit Herz und Seele - und hat es bisher an keinem Tag bereut, sagt sie. Dass heute nur die Kleine da ist, liegt daran, dass Brosamer vor kurzem gestürzt ist und einen Arm in Gips trägt. "Da kann ich mich nicht um die Wickelkinder kümmern", sagt sie.

Selbstständigkeit ist ein großer Schritt

Bevor sie Tagesmutter wurde, arbeitete sie 13 Jahre lang in einer Firma. "Irgendwann habe ich auf Abruf gearbeitet", erzählt sie. Für sie eine unangenehme Situation. "Ich konnte keine Termine mehr machen, habe nur auf den Anruf gewartet." Vor sieben Jahren zog sie die Reißleine und machte sich selbstständig – als Tagesmutter.

Warum eigentlich? "Schon als Jugendliche wollte ich immer etwas mit Kindern machen", erzählt sie und lächelt. Durch frühe Heirat und Kinder sei es aber nicht dazu gekommen. Eine Freundin, die ihr Kind von einer Tagesmutter betreuen ließ, habe sie dann angesprochen, ob das nicht auf etwas für sie sei. "Erst wusste ich nicht, was auf mich zukommt", sagt Brosamer heute. Aber jetzt können sie sich nichts anderes mehr vorstellen. Sicherlich sei die Selbstständigkeit ein großer Schritt gewesen. "Aber ich habe ihn gerne gemacht."

Es gibt viele Wege in die Kindertagespflege. Egal wie, die Voraussetzung ist immer ein Ausbildungskurs. In zweimal 80 Stunden werden Tageseltern in spe auf ihre Aufgabe vorbereitet. Außerdem müssen sich Tageseltern regelmäßig weiterbilden. Das Angebot sei aber variabel, erklärt Brosamer, die selbst Beisitzerin des Tageselternvereins Kinzigtal ist, und pflückt den aktuellen Plan von der Kühlschranktür. Kurse zum Thema Mobbing, Ängste oder Naturpädagogik stehen dort zum Beispiel. "Man nimmt da extrem viel mit, das man auch gut umsetzen kann", sagt sie.

Maximal acht Kinder kann sie annehmen, aber nicht mehr als fünf gleichzeitig betreuen, im U3-Bereich nicht mehr als drei. Mehr gehe auch nicht, sagt sie. Schließlich wolle sie den Kindern auch gerecht werden.

Noch heute Kontakt zu vielen Kindern

Im Wohnzimmer, das Brosamer liebevoll mit Spielzeug und Kinderbüchern ausgestattet hat, ist die Kleine mittlerweile eingeschlafen. Im Durchschnitt sind die Kinder etwa fünf Stunden bei ihr, erzählt Brosamer. "Zuerst müssen wir Mama winken, das ist ganz wichtig", sagt sie und lacht herzlich.

Danach gibt es ein Frühstück, dann wird gespielt. Ihr sei es wichtig, dass die Kinder regelmäßig nach draußen gehen. "Dann besuchen wir die Kälbchen beim Nachbarn oder fahren Bobbycar", erzählt sie über den Tagesablauf. Danach wird eine Runde geschlafen. Bevor die Kinder wieder abgeholt werden, gibt es noch ein frisch gekochtes Mittagessen. Die Betreuung bei einer Tagesmutter sei familiärer als die im Kindergarten, ist sie sich sicher. Außerdem könnten die Zeiten mit den Eltern flexibler abgesprochen werden und der Kontakt zu den Eltern sei enger.

An das erste Kind, das sie betreut hat, kann sie sich noch gut erinnern. Es kam im Alter von 13 Monaten zu ihr. Anfangs noch zurückhaltend, sei es nach und nach aufgetaut und sei schließlich sechs Jahre bei ihr geblieben. "Da baut man eine enge Beziehung auf und kennt das Kind ganz genau", sagt sie. Mit vielen Kindern, die sie betreut hat, und den Eltern stehe sie auch heute noch in Kontakt. Das sei eben das Schöne an dem Beruf, sagt sie mit Nachdruck. "Und langweilig wird es nie."

Im Kinzigtal gab es zum Stand 31. Dezember 2017 insgesamt 35 aktive Tageseltern (mit gültiger Pflegeerlaubnis), berichtet Ingrid Kunde vom Diakonischen Werk. Davon sind zur Zeit sieben ohne Kinder (wegen Schwangerschaft, Pflege der Eltern oder Ähnlichem). Vier Tagesmütter haben ihre Tätigkeit beendet,

drei neue Tagespflegepersonen haben ihre Ausbildung abgeschlossen. 76 Kinder sind seit einem Zeitraum von mehr als sechs Monaten in Tagespflege, 31 Kinder wurden neu vermittelt. Ungefähr genauso vielen anfragenden Eltern konnte leider keine Tagespflegeperson vermittelt werden.