Pfarrer Christoph Nobs wird von seiner Gemeinde verabschiedet. Er möchte den Blick nach vorne richten. Foto: Störr

Kirche: Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg verabschiedet sich von Pfarrer Christoph Nobs

Hausach - Die Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg hat Pfarrer Christoph Nobs einen außergewöhnlichen Rahmen um den Abschiedsgottesdienst gestaltet. Die Feier begann mit Böllerschüssen und endete mit stehenden Ovationen.

Die Verbundenheit mit dem Geistlichen und der Ärger über die Entscheidung aus Freiburg waren zu spüren.

"Ich habe mir den Abschiedsgottesdienst nicht selbst ausgesucht, das hat die Behörde so bestimmt", begrüßte Christoph Nobs die Gläubigen auf dem Hausacher Klosterplatz. Statt einer Predigt nutzte er die Zeit, um Abschied zu nehmen.

"Gott schenkt uns Zukunft"

Natürlich hätte er rührselige Begebenheiten der vergangenen drei Jahre aufzählen können – oder die herben Erlebnisse. Aber er wolle nicht romantisierend zurückblicken, sondern den Blick nach vorne richten. "Darum geht es immer: Gott schenkt uns Zukunft!", rief er den Gläubigen zu.

Die Aufgabe der Kirche bestehe in erster Linie darin, die Dinge in der Welt religiös zu deuten. Der Frage nach dem Sinn hinter allem in der Gemeinschaft nachzugehen, die Deutung des Kirche Lebens – das habe das II. Vatikanische Konzil deutlich gemacht. Es gebe eine galoppierende Entwicklung in der Gesellschaft und in der Kirche, es werde sich noch vieles ändern.

Da brauche es ein gutes Fundament, welches für ihn die Orientierung daran wäre, wie Jesus gelebt habe. "Wenn man überlegt, wie Jesus das Abendmahl gefeiert hat – der wäre schon lange exkommuniziert", betonte Christoph Nobs augenzwinkernd und verwies auf die Haltung, auf die es ankomme.

Die frühen Nachfolger Jesu hätten nicht von Gottes Sohn oder von sich als Christen gesprochen, sondern von ihm als Weg und von sich als Weggefährten. Und deshalb sei auch für den Pfarrer das Christsein kein Lehr- und Moralsystem wie es im Buche stehe, sondern vielmehr ein offenes Wagnis, ein Weg, der im Gehen entstehe und sich am befreienden Handeln und Erzählen von Jesus orientiere.

Gott greife wirkmächtig in das Geschehen der Welt ein und es gelte zu erkennen, dass Gott sehr viel größer wäre als das erbsenzählerisch Kleinkarierte. "Bei manchem ist der Geist Gottes schon vor dem Missionar da und wirkt. Gottes Geist ist sehr demokratisch, da muss man sich nicht erst taufen lassen!", endete der Pfarrer und Beifall rauschte durchs Hausacher Städtle.

Dass er bereits mehrere Einladungen der Gläubigen zur Rückkehr nach Hausach bekommen habe freue ihn zwar, aber er werde sie nicht annehmen. "Die neuen Pfarrer Jürgen Grabitz und Michael Lienhard sollen einen freien Weg haben", erklärte sich Nobs.

Frischen Wind und neue Ideen gebracht

Unterhaltsam kurze Worte fand am Ende des Gottesdienstes sein Vorgänger Gerhard Koppelstätter: "Ich fand es toll, dass du neuen Schwung, einen frischen Wind und neue Ideen in die Seelsorgeeinheit gebracht hast." Nobs gelte ein großes Lob für alles, was er in den vergangenen drei Jahren geschafft habe. Zum Abschluss sangen die Gläubigen gemeinsam das Lieblingslied von Christoph Nobs: "Die Gedanken sind frei."

Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Monika Tschersich hatte seine vielen positiven Seiten in Form von "Kennen Sie den…?"-Fragen und "Er ist der…"-Antworten aufgelistet. "Wie gut hat er doch zu uns gepasst – und würde es noch jetzt!", bilanzierte sie. "Christoph, stolz kannst du gehen. Du hast etwas erreicht, was sicher nur wenigen Pfarrern gelingt. Wir sind mit dir zur Basisgemeinde geworden, die selbstbewusst ihren Glauben lebt. Du hast uns ins Weite geführt und authentisch vorgelebt, wie es geht: Aggiornamento! Fenster auf, Türen auf, damit der Heilige Geist und Gottes Frohe Botschaft mitten unter uns wirken können."

Der evangelische Pfarrer Dominik Wille erzählte vom kurzerhand montierten Garderobenhaken in der Sakristei der Gutacher Kirche – und dass dieser immer wieder an Nobs erinnern werde.

Thomas Waldenspuhl sprach über das aktuelle Desaster der Kirche. Nobs’ Geist sei bei den Gläubigen angekommen, mit der Demo in Freiburg werde weiter gekämpft – auch für die Zukunft in einer Kirche, die Menschen als Mitchristen ernst nehme. Die Aktuelle Entscheidung sei nicht hinnehmbar und baue auf dem Terrorismus des Geschwätzes auf, wie Papst Franziskus die Krankheit der feigen Menschen bezeichnen würde.

Nobs steige nicht aus, sondern kämpfe weiter. Als fröhlicher, aber hartnäckiger Anwalt der Schwachen und des Christlichen in dieser Welt setzte er seine ganze Persönlichkeit ein, um den Kompass der Kirche neu zu justieren. "Deine Impulse sind nötiger denn je!", betonte Waldenspuhl. Am Ende sprach er allen Mitstreitern Mut zu, denn: "Das Ganze ist noch lange nicht zu Ende!"

Gemeindereferentin Katharina Gerth erklärte ihre Rückkehr in die Heimat mit der Weltoffenheit des Pfarrers und verglich ihn im gesamten Wirken mit einem Eichhörnchen: "Immer aktiv, immer einen Schritt schneller, immer einen Schritt voraus und mit viel Weitblick." Er habe stets das große Ganze im Blick gehabt und nicht die Kirche in den Mittelpunkt gestellt, sondern die Sache Jesu.

Auch Bürgermeister Wolfgang Hermann bestätigte die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den vier Kommunen und der Kirche: "Wenn etwas verstaubt war, blies Christoph Nobs den Staub weg oder schuf etwas Neues".

Zum Abschiedsgottesdienst auf dem Hausacher Klosterplatz waren sehr viele Gläubige aus der Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg gekommen. Ein Musik-Ensemble, der Astragalos-Chor und der Kirchenchor gestalteten den Gottesdienst musikalisch, der von Pfarrer Christoph Nobs, Gerhard Koppelstätter, Katharina Gerth und Dominik Wille gemeinsam zelebriert wurde.