Der katholische Pfarrer Christoph Nobs (links) und der evangelische Pfarrer Hans-Michael Uhl im Gespräch Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Personalnot: Gottesdienst-Reihe "Ortsgespräche" hat mit "Grenzüberschreitungen" Auftakt

Zum Auftakt der neuen Reihe von Abendgottesdiensten im evangelischen Gemeindezentrum war am frühen Sonntagabend mit Christoph Nobs der katholische beim evangelischen Pfarrer Hans-Michael Uhl zu Gast.

Hausach. Die momentane personelle Notlage beider Kirchen (wir haben berichtet) tat ihr Übriges, um dem immer jungen Thema "Ökumene" jetzt in dem "Ortsgespräch" noch einen brennend aktuellen Bezug zu geben. Das Pfarrzentrum war bis auf den letzten Platz besetzt.

Nach dem Auftakt mit gleich drei Liedern am Stück, allesamt aus dem noch druckfrischen neuen Gesangbuch und unterstützt vom Trio "Klangspiele", nahmen die beiden Pfarrer auf den bequemen gepolsterten Stühlen Platz, die im Altarraum der benachbarten Kirche ansonsten für die Hochzeitspaare reserviert sind. Damit war der Rahmen für die "ökumenischen Grenzüberschreitungen" gegeben. Im lockeren Plauderton berichtete Nobs zunächst über prägende Erfahrungen zum Thema "Ökumene".

Diese verortete der katholische Pfarrer in seiner Heimat Bräunlingen, wo während der Kirchenrenovierung die katholischen Gottesdienste zwei Jahre lang in der evangelischen Kirche stattfinden konnten und in seinen beruflichen Stationen Luzern und Kolumbien, wo er als Streetworker am Rande der Luzerner Gesellschaft beziehungsweise in der kolumbianischen Kirche der Armen tätig war. Immer waren es Notlagen, in denen die Kirche als Einheit wahrgenommen und gelebt wurde. Aber Ökumene kann auch außerhalb dieser Notlagen existieren.

Mutige Schritte auf dem gemeinsamen Weg

Zumindest Nobs und Uhl glauben daran, sehen aber auch die Chance, vor dem Hintergrund der momentanen Problemlagen in der katholischen Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg und der evangelischen Kirchengemeinden Hausach und Gutach, vielleicht etwas mutigere Schritte auf dem schon lange begangenen Pfad der Ökumene zu wagen: ein ökumenischer Kirchenchor als Zeichen gegen das Verschwinden der Chöre, ein gemeinsamer Hausmeister, der dann vielleicht in einer Hundertprozent-Stelle sich um die Liegenschaften beider Kirchen kümmern könnte und – für Nobs sehr wichtig – ein gemeinsames Pfarrsekretariat als Anlaufstelle. Christen beider Konfessionen sei damit deutlich besser geholfen als mit einer Anrufbeantworterstimme, die Gläubigen in ihrer Seelennot auf die dünn gesäten Sprechstunden hinweist. Auf einem solchen organisatorischen Fundament könne dann auch über einen ökumenischen Gottesdienst pro Monat nachgedacht werden, das Einverständnis der zuständigen Stellen im bischöflichen Ordinariat in Freiburg und beim Oberkirchenrat in Karlsruhe vorausgesetzt.

Die weitergehende Einheit der Sakramente und Weiheämter ließen beide unangetastet. Uhl bekannte, sich im "normalen" katholischen Gottesdienst durchaus fremd zu fühlen. Nobs konstatierte, dass an dem "ökumenischen" Sonntag dann sicherlich einige Mitglieder seiner Kirche zur Eucharistiefeier in eine Nachbargemeinde ausweichen würden.

Insgesamt barg der "Schlagabtausch" der beiden Pfarrer einige interessante Randnotizen. So durchwehte das Pfarrzentrum in den ruhigen Gebetsphasen mit den Verkehrsgeräuschen von draußen der Hauch einer Autobahnkirche; ein Impuls, den Uhl auch gleich in seine Gedanken zum Tag verwob. Mit den Fahrten zu den Gottesdiensten in der großen Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg sieht Nobs viel Arbeitszeit "auf der Straße liegen".

Hier hatte Uhl das Beispiel eines Pfarrkollegen aus Brandenburg parat, der seine Wege zwischen den verschiedenen Gottesdienst-Orten mit der Pferdekutsche bestreitet und dabei schon auf dem Weg ungleich mehr Kirchenmitglieder "bedient" als in den eigentlichen Gottesdiensten.

Das Rad der ökumenischen Gedankenspiele ist mit dem ersten "Ortsgespräche" gehörig weiter in Fahrt gekommen.

Die Weichen sind teilweise schon gestellt

Zum Abschluss des Gottesdiensts verlas Michael Zürn, Mitglied des (evangelischen) Hausacher Kirchengemeinderats und als evangelischer Gast auch Mitglied des katholischen Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit, die Ankündigungen für die kommende Woche und danach erteilten der ehemalige katholische Pfarrer Gerhard Koppelstätter und Herbert Kumpf gemeinsam den Segen für die Gemeinde. Zumindest personell sind die ökumenischen Weichen in der Eisenbahnerstadt Hausach schon lange gestellt.

Weitere Termine der Gottesdienstreihe "Ortsgespräche" (jeweils sonntags um 18 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum) sind:

  17. Februar: "Heilen" mit den Gästen Marcus Auel und Jürgen Köster

  17. März: "Spring! Raus aus der Schule, rein ins Leben" mit Abiturienten des Robert-Gerwig-Gymnasiums als Gästen