Serie: Vorgänge im Hausacher Sägewerk laufen meist automatisch ab / 360 000 Festmeter Holz pro Jahr

Balken, Bretter, Dielen – ohne Holz kein Haus. Doch bis aus einen Baum Baumaterial und anderes wird, ist es ein weiter Weg. Beim Sägewerk Streit werden die meisten Prozesse automatisiert ausgeführt.

Hausach. "Im Grunde machen wir aus dem Runden das Eckige", fasst Klaus Henne, der Geschäftsführer des Hausacher Sägewerks Streit zusammen.

nDas Holz kommt größtenteils aus der Region: Im Werk werden hauptsächlich Tannen, Fichten und Douglasien verarbeitet, die das Werk aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometern bezieht. "Das Geld, das wir ausgeben, bleibt also in der Region", so Henne. Gekauft wird das Holz von den Forstbetriebsgemeinschaften, den Landkreisen, von Privatwaldbesitzern und Kommunalwäldern. Manchmal bezieht das Sägewerk auch Holz aus Norddeutschland, das dann per Zug angeliefert wird. "Das funktioniert aber nur, wenn der Preis günstig ist. Das Holz sollte nicht teurer sein als das von hier", führt Henne aus.

nDas Werk produziert Baumaterial: Aus dem Holz, das ins Hausacher Sägewerk geliefert wird, wird Bauholz wie Bretter und Balken hergestellt, aber auch Verpackungsmaterial und Holz für Paletten werden produziert. Das Sägemehl wird an die Pelletindustrie geliefert, aus den Hackschnitzeln wird Zeitungspapier gemacht. Die Rinde wird entweder für die hauseigenen Trockenkammern verfeuert oder es wird aus ihr Rindenmulch hergestellt. Es fällt kein Abfall an!

nVor allem das europäische Ausland wird beliefert: 80 Prozent der Produkte werden ins europäische Ausland geliefert, 20 Prozent bleiben in Deutschland. Hauptabnehmer sind vor allem Kunden in Frankreich, Portugal, Spanien und England.

nLangholztransporter liefern die Stämme im Ganzen: Das Holz wird als Langholz auf die Säge geliefert. Die Fahrer arbeiten als Subunternehmer. In Skandinavien zum Beispiel wird das Rundholz im Wald fast nur in Abschnitten aufgearbeitet und in Standardlängen an die Sägewerke verkauft. "Wir wollen aber alle Kundenwünsche bedienen und auch lange Längen bis zu neun Metern anbieten. Deshalb wollen wir Langholz und kein Kurzholz von den Waldbesitzern kaufen", erklärt Henne.nDie Stämme werden entrindet und vermessen: Rund 120 Lastwagen kommen pro Tag auf dem Gelände des Sägewerks an, das bedeutet, dass alle acht Minuten ein Transporter vorfährt. Pro Jahr werden in dem Sägewerk etwa 360 000 Festmeter rundes Holz verarbeitet. Die ankommenden Stämme entlädt der Lastwagenfahrer mittels eines Krans, der zum Fahrzeug gehört. Das Holz wird auf eine Art Band abgelegt, welches den Stamm transportiert. Zuerst wird der Wurzelanlauf weggeraspelt, dann kommt er in den Entrinder. Schließlich folgt ein Kappschnitt, der eine erste, saubere Ansicht auf das Innere des Stamms ermöglicht. Das lässt einen ersten Rückschluss auf die Qualität des Stammes zu. "Man kauft immer ein bisschen eine Wundertüte", sagt Henne. Vor dem Kappschnitt und der ersten Vermessung des Stammes könne man nicht wirklich wissen, was in dem Baum steckt und welche Qualität das Holz hat. Der Baum wird anschließend durch ein graues Häuschen geschoben, das mit Mess-Elektronik ausgestattet ist. Der Baum wird vermessen, seine Länge, sein Durchmesser bestimmt. Diese Daten sowie eine grafische Darstellung der "Förmigkeit" des Baums, also wie gerade er gewachsen ist, werden auf einem Computer angezeigt. Der Bediener schaut sich alle Daten genau an und bewertet anhand dieser die Qualität des Stammes. Im Computer sind neben dem System zum Vermessen auch alle zu bearbeitenden Aufträge hinterlegt. Es errechnet dann, welcher Baum zu welchem Auftrag passt. Der Mitarbeiter hat das Tagesprogramm, also, welche Aufträge heute bearbeitet werden, auf einem ausgedruckten Zettel neben sich liegen. Die Stämme werden schließlich nach Länge und Durchschnitt vorsortiert und in entsprechenden Boxen abgelegt.

nIn der Sägehalle wird das Holz zum Produkt: Wenn das entsprechende Sägeprogramm aufgerufen wird, bringt der große, schon von der Bundesstraße sichtbare Kran das Holz vom Rundholzplatz zur Sägehalle. In dieser laufen so gut wie alle Abläufe automatisch ab. In der Steuerzentrale über der Halle behält Holzbearbeitungsmechaniker Markus Lahn den Überblick. Von hier aus wird das Sägewerk gemanagt. Lahn wird auf einem Bildschirm ein dreidimensionales Modell des Stammes und der daraus entstehenden Produkte angezeigt. Das Rundholz kommt in den ersten Spaner, in dem die Rundung des Holzes abgeschabt wird. Im zweiten Spaner wird "das Runde immer eckiger", wie Henne zusammenfasst. Der Stamm wird in Balken aufgetrennt, je nach dem, welche der Kunde bestellt hatte.

nDie Bretter und Balken werden zu Paketen gebunden: Die Bretter und Balken werden gestapelt und zu Paketen gebunden. Bevor dies geschieht, wird das Holz von geschulten Mitarbeitern hinsichtlich der Qualität begutachtet und sortiert. Anschließend wird das Holz in Sortierboxen abgelegt, um dann zu Paketen gestapelt und gebunden zu werden. Jedes Paket wird mit einem Begleitetikett versehen, welches die Dimension, die Stückzahl, das Volumen und den Abnehmer identifiziert.nEin Gabelstapler bringt das Holz zum Verladeplatz: Diese Pakete werden am Ende der Halle von einem Gabelstaplerfahrer in Empfang genommen. Der überträgt mit einem Scanner die Daten auf ein Tablet. Dort gibt er außerdem ein, wohin er das Holzpaket bringt. So kann auch nachvollzogen werden, wo das Produkt auf seine Abholung wartet. Manche Stapel werden aber auch getrocknet und kommen zunächst in eine der Trockenkammern. Andere Hölzer werden je nach Kundenwunsch zusätzlich weiterverarbeitet, wie zum Beispiel gehobelt oder zu Dachlatten verarbeitet. Insgesamt gibt es im Werk fünf Verladeplätze. Das Holz wird dann auf Lastwagen zu den Kunden oder in den Hafen zur Verschiffung transportiert.

Das Sägewerk besitzt eine eigene Schlosserei, in der die Sägen geschärft werden. Ein defekter Sägezahn wird heruntergelötet, ersetzt und dieser wieder drauf gelötet. Die Zahn wird dann in einer Maschine geschärft, bevor das Sägeblatt wieder zum Einsatz kommt.