Fabian Burstein las aus seinem Roman "Wie viel wiegt die Liebe". Foto: Haberer Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Matinee mit Fabian Burstein und Christoph Simon begeistert bei Korb Welzel das Publikum

Die Matinee in den Ausstellungsräumen von Korb Welzel hat am Sonntagvormittag wieder eindrucksvoll gepunktet. Vorgestellt von Robert Renk servierte Fabian Burstein zunächst literarische Feinkost.

Hausach. Nach der Pause las dann der von Michael Serrer eingeführte Schweizer Christoph Simon, ein Meister der Entschleunigung und des schwarzen Humors, der am Sonntag der Frage nach den Merkmalen des persönlichen Glücks nachspürte. Das Publikum tauchte in eine vom Klang der Worte erfüllte Aura ein, in der sich ein tief schürfender Humor manifestierte.

Burstein, 1982 in Wien geboren, hinterfragt in seinen Romanen immer wieder gesellschaftliche Themen. Was bewirkt die immer rasanter um sich greifende Medialität, transportieren Casting-Shows einfach nur fatale Körperbilder oder sind sie bereits als zentrale Verbrechen der Fernsehlandschaft einzustufen? Wie wird ein Mensch eigentlich zum Messi?

Sein jüngster Roman "Wie viel wiegt die Liebe", taucht in die Gefühlswelt einer 16-Jährigen ein, die sich mit den ersten großen Brüchen ihres Lebens konfrontiert sieht. Ihre Eltern sind geschieden, ihre Mutter reist sie aus der gewohnten Umgebung heraus, verpflanzt sie von Wien nach Mannheim, wo der neue Freund lebt. Charlotte hält es nicht lange aus. Gemeinsam mit einem jungen Nigerianer, einem Flüchtling, trampt sie zurück nach Wien.

Das Thema Flucht und Entwurzlung wird auf einer sensiblen und persönlichen Ebene angepackt, vor allem aber auch wunderbar humorvoll und voller Sprachwitz in einer Art "Roadmovie" nacherzählt. Burstein begnügt sich mit dem ersten Kapitel, einem unfreiwilligen Stopp im Stau auf dem Weg nach Mannheim, einem Schlagabtausch zwischen Charlotte, ihrer Mutter und Arno, dem ungeliebten Neuen, der für Charlotte die Symbiose mit ihrer Mutter bedroht.

Simon, 1972 in Langenau, geboren, ist in Hausach kein Unbekannter. Er ist ein immer wieder gern gesehener Gast beim Leselenz. Obwohl, vielleicht auch gerade weil sich bei ihm die Trennlinien zwischen Literatur, Kabarett und Poetry Slam auflösen. Er hat in diesem Jahr kein Buch, keine aktuelle Veröffentlichung, mitgebracht, sondern Auszüge aus seinem Soloprogramm "Glück ist", für das er in diesem Jahr mit dem "Salzburger Stier" ausgezeichnet wurde.

Er entschleunigt und plaudert fast behäbig. Verdichtet aber auf furiose Weise durch aberwitzige Blickwinkel und schräge Seitenhiebe. Was bedeutet Glück, wie übersteht man den nächsten Geburtstag, kann Satan dabei helfen, die nervige Schwester loszuwerden? Wie müsste ein Fragebogen aussehen, der das Unternehmen zum Erfolg führt? Was passiert eigentlich, wenn man auf der Familienwanderung durch den Schwarzwald austreten muss und eine Abkürzung wählt, um Frau und Kinder wieder einzuholen? Gibt es einen Weg aus dem Unterholz? Hilft es weiter einem Bach zu folgen und dem Fluss in Richtung Meer? Kennt ein Leuchtturmwärter an der Nordsee den Weg zum vereinbarten Treffpunkt? Simon klettert auf einen Baum, erwischt einen morschen Ast und erwacht im Krankenhaus. Ob das wohl das wahre Glück ist? Die Zuhörer sind unschlüssig, haben mit dem Mann aus der Schweiz aber wieder einmal allerhand zu lachen.

Fabian Burstein studierte in Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaft. Von 2013 bis 2015 war er Leiter der Jugendkultureinrichtung Forum in Mannheim, seit 2016 ist er Leiter des Kulturbüros Ludwigshafen.

Christoph Simon ist Schriftsteller und Kabarettist. Im Jahr 2018 wurde er mit dem "Salzburger Stier" ausgezeichnet. Simon ist zudem zweifacher Schweizer Meister im Poetry Slam.