Udo Prange (rechts) war seit 2009 erster Bürgermeisterstellvertreter, acht Jahre lang bei Manfred Wöhrle, den er 2017 gerne für 50 Jahre im öffentlichen Dienst würdigte. Archivfoto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Udo Prange nimmt nach 31 Jahren am Ratstisch Abschied aus dem Hausacher Gremium

Nach 31 Jahren nimmt Udo Prange Abschied aus dem Hausacher Gemeinderat. Damit verliert das Gremium nicht nur ein langjähriges sowie erfahrenes, sondern auch ein Mitglied, das nie ein Blatt vor den Mund nahm. Im gespräch mit dem Schwabo blickt er auf sein Engagement zurück und erklärt den Grund für seinen Rücktritt.

Herr Prange, Sie sind durch und durch ein Hausacher, haben immer hier gewohnt und auch in der näheren Umgebung gearbeitet. Was hat Sie Zeit Ihres Lebens hier gehalten?

Meine Eltern stammen aus Pommern und gelangten durch Flucht und Vertreibung nach Dänemark. Dort wurde ich geboren. Da Dänemarkflüchtlinge in die französisch besetzte Zone verfrachtet wurden, war es Zufall, dass wir 1948 hier in Hausach gestrandet sind. Nach Schule und Lehre wechselte ich zur Polizei und wurde in Lahr und Göppingen dreieinhalb Jahre kaserniert. Nach vielen Einsätzen in Heidelberg und weiteren Großstädten war mir bald klar, dass ich meinen Lebensraum hier im Tal verbringen will. Nach der Heirat 1968 war endgültig beschlossen, dass wir hier in Hausach lebenund eine Familie gründen wollen. Auch meine Karriere bei der Polizei war hierauf ausgerichtet.

Wann haben Sie angefangen, sich für Kommunalpolitik zu interessieren?

1975 wurde ich von Edgar Baumann, dem Gründer der Freien Wähler in Hausach, angesprochen, ob ich mich als Gemeinderatskandidat zu Verfügung stelle. Mit 504 Stimmen war ich auf Platz vier gelandet, was für einen Einzug in den Rat nicht reichte. Seither verfolgte ich das ortspolitische Geschehen in der Zeitung. Im Jahre 1989 wurde ich erneut von Uta Fuchs, die erste Gemeinderätin in Hausach, auf eine Kandidatur angesprochen. Diesmal klappte es und ich zog mit drei weiteren Mitstreitern in den Gemeinderat ein.

Sie sind seit 1989 Mitglied im Gemeinderat. Warum haben Sie damals beschlossen, für den Rat zu kandidieren und warum für die Freien Wähler?

In einem persönlichen Gespräch mit meinem Vater äußerte dieser einmal zu mir, dass er mir rät, nicht in eine Partei einzutreten. Die Umstände hätten ihn seinerzeit dazu gebracht, in eine Partei einzutreten, was er jetzt als größten Fehler betrachtet. Bei den Freien Wählern hat es mir gefallen, dass sie nur bei Stadt- und Landtagswahlen angetreten und sich nur für das ortspolitische Geschehen eingebringen.

Seit 2009 waren Sie erster Bürgermeisterstellvertreter. Wie empfanden Sie Dieses Amt?

Mit Manfred Kienzle, Gerhard Scharf, Manfred Wöhrle und jetzt Wolfgang Hermann habe ich während meiner Stadtratszeit mit vier Bürgermeister zusammengearbeitet. Bei Manfred Wöhrle war ich acht Jahre Stellvertreter. Dieses Amt habe ich sehr gerne wahrgenommen. Manfred Wöhrle vertrat ich bei Verkehrsschauen, Jahreshauptversammlungen der Vereine, bei Notar- und bei Behördenterminen. Ich durfte ihn bei seiner Verabschiedung laudieren und im Auftrag des Gemeinderates zum Ehrenbürger ernennen. Auch die Verpflichtung von Wolfgang Hermann habe ich durchgeführt. Das waren alles Aufgaben, auf die ich mich sehr gerne vorbereitet und sie durchgeführt habe.

Was haben Sie als Gemeinderat erreicht?

Als Gemeinderat erreicht man alleine nichts. Für das Erreichte oder auch das Nichterreichen ist immer das Gremium verantwortlich. Wenn ich mir aber Hausach so betrachte bin ich schon ein bisschen stolz, an welchen Projekten ich im Gremium mitgewirkt habe: Rathausumbau, Umbau und Erweiterungen der Schulen, die Schulentwicklung insgesamt, der Bau der Stadthalle, der Bau der Sporthalle und die Renovierung der Stadionhalle, die Umsiedlung Firma Wolber und Pfaff mit Neugestaltung der Innenstadt bis zu unserem neuen, interkommunalen Badepark sind nur einige Projekte, an denen ich im Gremium mitgewirkt habe. Hausach hat sich in den vergangenen 30 Jahren sehr zum Vorteil verändert.

Was war das Kurioseste, was Sie als Ratsmitglied in den 31 Jahren erlebt haben?

Kurios war für mich manchmal, wie ich als Person gesehen wurde. Ich habe nie ein Blatt vor den Mund genommen und gesagt, was gesagt werden musste. Einmal wurde mir nachgesagt, dass ich einen Stadtschreiber angeprangert habe und ihm ein Maulkorb verpassen wolle. Er hatte zuvor den Klosterplatz als architektonische Fehlleistung betitelt und dies konnte ich, so wie es damals gelaufen ist, keinesfalls widerspruchslos hinnehmen.

An was erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

Gerne erinnere ich mich an die Gemeinsamkeit im Gemeinderat und den sachlichen, fairen Umgang miteinander und auch an viel Geselligkeit. Ich habe keine Nachsitzung verpasst und die Feste beispielsweise nach Brunneneinweihungen bleiben mir gerne in Erinnerung.

Warum treten Sie nun aus dem Rat aus?

Das Jahr 2020 war bei meiner Frau und bei mir durch Krankheiten geprägt. Wir beide hatten mehrere Krankenhausaufenthalte und ich selbst erlitt einen Herzinfarkt. Dies sind Warnhinweise des Körpers, kürzer zu treten. Gerne hätte ich die Aufgabe bis zu meinem 75. gemacht und den Wählerauftrag erfüllt.

Sie sind auch sonst im Hausacher Stadtleben aktiv, unter anderem im Museumskreis und Seniorenverband. Wie geht es da weiter?

Ich werde noch im Museum und Seniorenverband weiterarbeiten. Beim Museumskreis bin ich gerade dabei, einen Nachfolger zu suchen, damit ich in zwei bis drei Jahren ins dritte oder vierte Glied zurücktreten kann.

  Fragen: Charlotte Reinhard

Im Rahmen der Gemeinderatssitzung am Montag, 16. November, wird Udo Prange um 19 Uhr in der Hausacher Stadthalle aus dem Rat verabschiedet. Für ihn rückt Isabel Dobler in das Gremium nach.