Etwa drei Jahre lang hat Helmut Meyerhöfer an den beiden Bänden gearbeitet. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatforschung: Helmut Meyerhöfer stellt Bände über Einführung des Stroms im Kinzigtal vor

Nach dem umfangreichen Werk über den Bergbau im Kinzigtal hat Helmut Meyerhöfer sich nun ausführlich mit der Einführung des elektrischen Stroms in der Region beschäftigt. Das Ergebnis seiner Arbeit stellt er heute in Schnellingen vor.

Hausach. Sein zweites Werk nach der Bergbauchronik, die im Frühjahr 2017 erschienen ist, ist nicht minder umfang- und aufschlussreich. Bei einem Pressegespräch am Donnerstag gab der 77-Jährige einen kleinen Einblick in seine Erkenntnisse. Der erste Band seines Werks fasst die Einführung der Elektrizität in Hausach und im mittleren sowie oberen Kinzigtal zusammen.

Die erfolgte verhältnismäßig spät, wie Meyerhöfer erklärt: "1898 bekam Hausach das erste Angebot für eine Stromversorgung, aber die Verantwortlichen konnten sich nicht entscheiden. Ein Gutachten nach dem anderen wurde eingeholt." Er vermutet hinter diesem Verhalten Unkenntnis über die neue Technik. Erst 1910/11 sei der Strom nach Hausach gekommen – allerdings über die Reichsbahn, die ans Netz angeschlossen wurde. Der sei von dem Werk Bauer & Schoenenberger aus Schnellingen geliefert worden, das ein eigenes Elektrizitätswerk gebaut hatte.

Kurze Zeit später habe auch Stadtmühlen-Müller Benjamin Uhl eine Stromerzeugungsmaschine installiert, mit der neben seiner Mühle auch einige Häuser in der Nachbarschaft mitversorgte. Mitte 1912 gab es in Hausach 112 Glühlampen à 28 Watt und Motoren mit drei PS. "Wahrscheinlich drei Motoren mit jeweils einem PS", meint Meyerhöfer schmunzelnd. Ab 1913 wurde dann die ganze Stadt an ein Gleichstrom-Netz angeschlossen.

Eine Herzensangelegenheit war Meyerhöfer die Aufarbeitung der Geschichte der Firma Bauer & Schoenenberger (B&S), die im zweiten Band beschrieben wird.

Das Unternehmen wurde von zwei Vertretern B&S gegründet, die eine Mühle in Schnellingen aufkauften, das dazu gehörigen Sägewerk weiterführten und schließlich 1911 noch die erste badische Zündholzfabrik gründeten. Um ihren Betrieb mit Strom zu versorgen, bauten sie ein Elektrizitätswerk, das bald nicht nur für den Eigenbedarf Strom produzierte. Eine Leitung wurde nach Fischerbach gelegt und bald versorgte B&S auch große Teile des restliche Kinzigtals.

Meyerhöfer hat zu der Firma B&S einen sehr persönlichen Bezug. "Ich bin in Schnellingen aufgewachsen und das Werk hat mich immer fasziniert", sagt er. Seine Großmutter habe in der Zündholzfabrik gearbeitet, seine Mutter als Angestellte bei der Unternehmerfamilie Bauer. Er selbst habe dort sein erstes Geld dort verdient, um eine Radtour nach Österreich zu finanzieren.

Die Aufarbeitung der Firmengeschichte sei der eigentliche Auslöser dafür gewesen, dass der Heimatforscher sich mit dem Thema Strom beschäftigt hat, berichtet er: "Bei der Arbeit kam ich zwangsläufig auf das Thema Elektrizität", sagt er. Insgesamt sei das Erstellen der beiden Bände "eine Heidenarbeit" gewesen, die sich sukzessive über drei Jahre gezogen habe. Meyerhöfer arbeitete sich dafür vor allem durchs Hausacher Stadtarchiv, das Firmenarchiv von B&S sowie die der einzelnen E-Werke. "Zusammen waren das bestimmt zwei Meter Akten", meint Meyerhöfer. Außerdem befragte er einige wenige Zeitzeugen.

Die Ergebnisse seiner Arbeit stellt er am heutigen Freitagabend, 14. Dezember, ab 18 Uhr im ehemaligen Bürogebäude von B&S in Schnellingen der Öffentlichkeit vor.

Er denkt auch schon an ein neues Projekt, das wahrscheinlich eben so aufwendig wird wie die vorherigen. Worum es sich dabei handelt? "Das verrate ich nicht, sonst schimpft meine Frau", sagt Meyerhöfer schmunzelnd.

Die beiden Bände wurden in Nürnberg in einer Auflage von 80 (Band eins) und 40 (Band zwei) Exemplaren gedruckt. Der erste band kostet 22, der zweite 24 Euro. Das Werk kann im Kulturamt Hausach, bei Schreibwaren Moser/Carosi in Wolfach und bei der heutigen Veranstaltung erworben werden.