Einsam statt gemeinsam: Bisher durften die Schauspieler nur einzeln mit Regisseur Jürgen Clever (Foto) proben, in der Hoffnung, dass trotz Corona das Stück "Schinderhannes" Premiere feiern kann. Jetzt ist klar: Es wird um ein jahr verschoben.Archivfoto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Auch die Hausacher Burgfestspiele finden nicht statt / Ensemble ist betrübt, hat aber Verständnis

Jetzt also auch die Burgfestspiele: Nachdem im Kinzigtal mehrere Theater und Freilichtbühnen ihre Spiele verschoben haben, ist nun klar, dass auch der "Schinderhannes" nicht aufgeführt wird.

Hausach. Die Stadtverwaltung hatte Ende der vergangenen Woche beraten. Intendant und Regisseur Jürgen Clever erklärte jetzt auf Anfrage des Schwabo: "Die Burgfestspiele sind gecancelled und auf das kommende Jahr verschoben worden." Die Verwaltung habe ihm per E-Mail mitgeteilt, dass die Aufführungen in der derzeitigen Situation zu risikobehaftet seien. Clever berichtet, er habe um eine baldige Entscheidung gebeten, denn "ich wollte keine Anträge auf Zuschüsse stellen, wenn wir nur vielleicht auftreten".

Das Ensemble sei natürlich zutiefst betrübt, aber die Entscheidung, das diesjährige Stück, den "Schinderhannes", nicht an dem geplanten Termin aufzuführen, sei wahrscheinlich die beste. "Probenmäßig wären wir sonst arg in die Bredouille gekommen", gibt Clever zu.

Wie berichtet, hatten die Schauspieler trotz Corona die Proben aufgenommen, aber wegen der Pandemie nicht zusammen geübt, sondern sich zunächst auf Einzelproben beschränkt. Diese fanden bei Clever zu Hause oder auf der Burg statt. Bei diesen sollte jeder Darsteller ein Gefühl für seine Rolle entwickeln sowie Mimik und Gestik des Charakters einstudieren. Desweiteren musste natürlich Text gelernt werden.

Für all das hat das Ensemble nun "etwas" mehr Zeit und Clever ist sich sicher, dass die Burgfestspiele 2021 so nun nur "um so schöner werden". Insofern sei die Absage durchaus auch eine Chance.

Im Januar des kommenden Jahres sollen die Proben dann wieder aufgenommen werden. Bis dahin hätten viele der Schauspieler noch einige Workshops besucht, was bestimmt zu einer weiteren Verbesserung der Performance führen werde.

Das Ensemble habe die Entscheidung der Stadt Hausach gefasst aufgenommen; niemand sei übermäßig überrascht gewesen. "Es haben alle schon eher damit gerechnet, dass das nichts mehr wird. Sie haben es geahnt. Das habe ich auch gemerkt, wenn ich in unserer Whats-App-Gruppe nach den Fortschritten beim Text-Auswendiglernen gefragt habe. Da wurde immer deutlicher, dass das immer weniger gemacht worden war."

Alle hätten in Bezug auf die Absage Verständnis gezeigt. Schließlich wäre es schade gewesen, wenn wegen des einzuhaltenden Sicherheitsabstands nur wenige Zuschauer erlaubt gewesen wäre – auch, weil das Stück sehr "burgeinnehmend" geplant ist.

Bei allem Optimismus und Verständnis verhehlt Clever aber nicht, dass das Ensemble der Burgfestspiele unter der derzeitigen Situation leidet. "Im Laufe der Zeit haben sich bei uns einige Freundschaften entwickelt. Die Truppe harmoniert gut, alle sind mit viel Herzblut dabei. Was wir stark vermissen, ist, dass wir uns mal wieder treffen können. Mir wäre es wichtig, mal wieder – natürlich mit gebührendem Abstand – von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen zu können. Diese Kommunikation kann nicht durch WhatsApp oder Telefonate ersetzt werden", meint der Regisseur und Intendant.

Nach dem, was Jürgen Clever von Bekannten und Kollegen mitbekommen hat, mussten 80 bis 90 Prozent der Amateurbühnen in Baden-Württemberg ihre Aufführungen absagen. Auch die Freilichtbühne Hornberg wird wegen der Corona-Pandemie die eigentlich geplanten Stücke "Der nackte Wahnsinn" und "Madagascar" nicht aufführen. Das Hornberger Schießen wurde bisher nicht abgesagt. Ebenfalls ein "Opfer" des Virus wurden die Freilichtspiele in Seelbach.