Wer im Winter ohne Bleibe ist, wird in der Zentralen Notübernachtung im Süden Stuttgarts aufgenommen. Foto: dpa

Obdachlose schlecht betreut: Stadt vergibt Betrieb des Notquartiers Hauptstätter Straße neu.

Stuttgart - Im Notquartier in der Hauptstätter Straße 150 ist im vergangenen Winter nichts mehr rund gelaufen. Offenbar hatte der Betreiber den Überblick über die Belegung im Haus verloren, eine Betreuung fand zeitweise nicht statt. Deshalb soll das Quartier 2013/14 in andere Hände übergeben werden.

Wer im Winter ohne Bleibe ist, wird in der Zentralen Notübernachtung im Süden Stuttgarts aufgenommen. Dort hat die Stadt ein Winterasyl eingerichtet, das von Anfang November bis Mitte April geöffnet ist und gewährleisten soll, dass „in Stuttgart kein Mensch erfrieren muss“, erklärte Sozialamtsleiter Walter Tattermusch den Stadträten im Sozialausschuss. 397 Menschen, 316 davon Männer, haben diese Gelegenheit genutzt, und auch in der Kälteperiode im Februar habe niemand wegen Überfüllung abgewiesen werden müssen.

Alle vier Jahre wird die Leitung des Betriebs neu ausgeschrieben. Bis 2007 führte der städtische Eigenbetrieb Leben und Wohnen Regie, danach erhielt der Gebäudedienstleister Wisag, der eher für andere Aufgaben bekannt ist wie beispielsweise die Bewachung von Anlagen und Gebäuden, von der Verwaltung den Zuschlag. Das Angebot sei preisgünstig und qualitätsvoll gewesen, hieß es damals. Außerdem müsse die Firma das Notquartier in enger Kooperation mit der Sozialhilfestelle und dem Jobcenter betreiben.

„Ein Sozialarbeiter blieb nur wenige Tage, sein Nachfolger war ungeeignet“

Bis 2010 habe die Firma gute Arbeit geleistet, im vergangenen Winter sei man allerdings mit der Sozialarbeit unzufrieden gewesen. „Ein Sozialarbeiter blieb nur wenige Tage, sein Nachfolger war ungeeignet“, erläuterte Sozialamtsleiter Walter Tattermusch im Sozialausschuss des Gemeinderats.

Dies hatte Folgen: Laut Stefan Spatz vom Sozialamt sei dem Aufsichtspersonal nicht bekanntgewesen, wer schon wie lange im Haus war, ob und welche Beratungen oder Betreuungen angeboten worden seien, und die Einhaltung von Vereinbarungen zwischen Sozialarbeiter und Klienten seien nicht mehr überprüfbar gewesen. „Diese Verbindlichkeit ist in einer Einrichtung, in der die Menschen mehrere Wochen lang leben, dringend nötig“, so Spatz.

Zuletzt seien selbst Informationen über vermüllte, verschmutzte Räume nicht mehr weitergegeben worden; der Abschlussbericht zeugt im Monat Januar von schlampiger Buchführung (Zitat Wisag: „In diesem Monat wurde keine Übernachtungsliste geführt“). Schließlich verpflichtete das Sozialamt am 1. Februar zwei Mitarbeiterinnen der Evangelischen Gesellschaft für das Winterasyl.

Inzwischen gehört die Immobilie der Stadt

Gern hätte die Stadtverwaltung das Quartier schon im kommenden Jahr in neue Hände gegeben, doch das Haus gehörte der insolventen Stiftung Nestwerk, und die Besitzverhältnisse waren lange ungewiss. Inzwischen gehört die Immobilie der Stadt, und der Betrieb des Quartiers soll europaweit zum Winterhalbjahr 2013/14 ausgeschrieben werden. Alternativ könnte auch ein Träger der freien Wohlfahrtspflege von der Stadt für den Betrieb des Winterquartiers gefördert werden, allerdings sei dies mit steuerlichen Problemen behaftet, so Tattermusch. So oder so, „Bedingung ist, dass der Träger mit der Wohnungsnotfallhilfe vertraut sein muss und sich mit den Hilfsangeboten in der Stadt vernetzt“, kündigte der Sozialamtsleiter an.

Dies entspricht dem Wunsch des Sozialausschusses, der das vorgeschlagene Verfahren einstimmig befürwortete. Bis dahin soll der Vertrag mit Wisag um ein Jahr verlängert werden.