Rund um den neuen Hauptstadtflughafen wird der Korruptionsverdacht konkreter. Ein ehemaliger Bereichsleiter des Flughafens sitze seit Mitte Mai in Untersuchungshaft.
Schönefeld/Neuruppin - Der Korruptionsverdacht um den Hauptstadtflughafen und den Gebäudetechnikausrüster Imtech hat sich nach Angaben der Ankläger erhärtet. Ein früherer Bereichsleiter des Flughafens sitze seit dem 13. Mai unter dringendem Tatverdacht in Untersuchungshaft, sagte der Neuruppiner Oberstaatsanwalt Frank Winter. "Es besteht Flucht- und Verdunkelungsgefahr", begründete Winter. Er bestätigte damit Informationen des "Handelsblatts".
Der damalige Prokurist des Flughafens soll Ende 2012 Imtech-Nachforderungen von mehr als 60 Millionen Euro bewilligt haben, ohne dass die Nachträge überprüft waren. Kurz zuvor soll er von dem Konzern 150.000 Euro Schmiergeld erhalten haben. Dringender Tatverdacht besteht auch gegen den früheren Deutschlandchef und einen Regionalleiter von Imtech. Der Deutschlandchef soll die Schmiergeldzahlung in die Wege geleitet, der Regionalleiter das Geld übergeben haben.
Laut Staatsanwaltschaft hat der Ex-Bereichsleiter des Flughafens ankündigt, die Möglichkeit zu nutzen, das Untersuchungsgefängnis gegen eine Kaution zu verlassen. Er müsse dann auch seine Ausweispapiere abgeben und sich regelmäßig melden. Die geforderte Kaution soll bei 350.000 Euro liegen.
Die früheren Imtech-Manager sind nicht in Untersuchungshaft. Bei ihnen bestehe keine Fluchtgefahr, erklärte Winter. Insgesamt ermittelt die auf Korruption spezialisierte Staatsanwaltschaft gegen vier frühere Imtech-Mitarbeiter.
Imtech durch Unregelmäßigkeiten aufgefallen
Der Energie- und Gebäudetechnik-Konzern Imtech mit Sitz in den Niederlanden war in den vergangenen Jahren durch erhebliche Unregelmäßigkeiten aufgefallen. So hatte die deutsche Tochter nach Konzernangaben über Jahre hinweg Umsätze ausgewiesen, die es gar nicht gab. Das führte zu höheren Boni für die Führungsetage. Dann folgten millionenschwere Abschreibungen und Stellenstreichungen.
Gemeinsam mit Caverion arbeitet Imtech seit Jahren an der Brandschutzanlage des Flughafens mit, die bislang nicht durchgängig funktionstüchtig ist. Der frühere Flughafen-Technikchef Horst Amann nannte Imtech im Berliner Untersuchungsausschuss eine "Schlüsselfirma" für das Projekt.
Amanns Nachfolger Jörg Marks und der Flughafen-Aufsichtsrat hatten im März angedeutet, trotz der Korruptionsermittlungen weiter mit Imtech zusammenarbeiten zu wollen. Das Unternehmen hat mittlerweile ein neues Management.
Die Flughafengesellschaft hatte im Sommer 2013 durch ein anonymes Schreiben Hinweise auf die mutmaßliche Bestechung erhalten. Der Verdacht ließ sich nach Angaben des Unternehmens in internen Untersuchungen aber nicht erhärten. Vor zwei Monaten befand der Aufsichtsrat, dem damaligen Flughafenchef Hartmut Mehdorn sei in der Sache kein Vorwurf zu machen.