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Geplanter Verzicht auf die Hauptschule "absolut überflüssig" - Merkel: Zu viele Schulformen.

Stuttgart - Die Südwest-CDU muss derzeit viele Kröten aus Berlin schlucken. Nach dem vorgezogenen Atomausstieg will die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nun auch noch in der Bildungspolitik das liebste Kind der baden-württembergischen Christdemokraten aufgeben: die Hauptschule.

Derzeit gebe es in den Ländern zu viele Schulformen, heißt es in einen Bildungspapier, das am Montag im Bundesvorstand der CDU und im Herbst beim Bundesparteitag verabschiedet werden soll. "Deshalb treten wir für eine Reduzierung der Schulformen und die Einführung des Zwei-Wege-Modells in allen Ländern ein: Gymnasium und Oberschule."

Der Vorschlag, das vielgliedrige Schulsystem zu reduzieren, stammt unter anderem von Sachsens Kultusminister Roland Wöller. Dort besuchen die Fünft- bis Zehntklässler entweder die Mittelschule oder das Gymnasium. Das baden-württembergische Schulsystem ist dem 40-jährigen CDU-Politiker aber bestens vertraut - schließlich hat er in Heilbronn Abitur gemacht.

Ein anderer - gebürtiger - Heilbronner will der Parteichefin den neuen Kurs allerdings nicht durchgehen lassen. "Es ist absolut überflüssig, dass unsere Bundespartei jetzt eine Debatte über die Schulstrukturen in Deutschland führt", sagt Thomas Strobl, Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg. Damit würde letztlich "doch nur die Einheitsschule salonfähig gemacht". Zudem sei Bildungspolitik Ländersache.

Die grün-rote Landesregierung hingegen freut sich über den Sinneswandel in der CDU. "Es ist bemerkenswert, dass die CDU im Bund erkannt hat, dass die Hauptschule von den Eltern nicht mehr gewollt wird", sagte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD).