Nachdem immer mehr Hauptschulen in Baden-Württemberg schließen, soll der Hauptschulabschluss auch in der Realschule möglich sein. Foto: dpa

Weil immer mehr Hauptschulen schließen soll nach dem Willen von Grün-Rot der Hauptschulabschluss auch an Realschulen möglich sein. Die Opposition kritisiert die Gesetzesnovelle als „Zwangsumwandlungsgesetz“.

Stuttgart - Mit einer Gesetzesänderung will Kultusminister Andreas Stoch (SPD) den Hauptschulabschluss auch an Realschulen ermöglichen. „Wir steigern nicht nur die Attraktivität der Realschulen. Wir leisten damit auch einen Beitrag dazu, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, den von ihnen gewünschten Schulabschluss in erreichbarer Nähe erwerben zu können“, sagte er am Donnerstag bei der Einbringung des Entwurfs im Landtag in Stuttgart.

Die CDU ging auf die Möglichkeit des Hauptschulabschlusses an Realschulen nicht konkret ein. Ihr Abgeordneter Georg Wacker kritisierte aber, die grün-rote Regierung wolle mit dem Gesetz nur den Weg für weitere Gemeinschaftsschulen ebnen.

FDP-Bildungsexperte Timm Kern sagte, seine Fraktion begrüße zwar, dass der Hauptschulabschluss an Realschulen möglich sein solle. Er gab aber zu bedenken, dass die Gesetzesnovelle nicht vorsehe, in den Realschulen Kurse auf verschiedenen Leistungsniveaus zu bilden. Zudem sprach er von einem „Zwangsumwandlungsgesetz“, das Realschulen dazu drängen solle, sich in Gemeinschaftsschulen umzuwandeln.

Orientierungsstufe in den Klassen fünf und sechs

Zum neuen Konzept gehört auch eine Orientierungsstufe in den Klassen fünf und sechs, an deren Ende entschieden wird, auf welchem Niveau die Schüler weiter unterrichtet werden. Ein Wechsel zwischen den Bildungsniveaus soll zum Ende des Schulhalbjahres möglich sein.

Derzeit schließen immer mehr Hauptschulen in Baden-Württemberg. Bislang ist der Hauptschulabschluss für Realschüler nur über die sogenannte Schulfremdenprüfung an einer Hauptschule möglich. Die kann aber nur derjenige machen, der die neunte Klasse wiederholt hat und erneut versetzungsgefährdet ist. Die Schulfremdenprüfung ist wegen des unbekannten Umfeldes für den Betroffenen umstritten und hat mit dem Verschwinden der Hauptschulen ohnehin keine Zukunft mehr.