Die zehn Haslacher Weihnachtslieder haben Stadtkapelle und Chöre nun für eine CD aufgenommen.
„Stille Nacht“, „Ihr Kinderlein kommet“ oder „In der Weihnachtsbäckerei“ sind Weihnachtslieder, die jeder kennt und die im gesamten deutschsprachigen Raum verbreitet sind. In Haslach gibt es aber Weihachtslieder, die nur dort gesungen werden – und das auch nicht nur in der Adventszeit. So ziehen im Januar die Dreikönigs-Sänger von Haus zu Haus, um vor den Türen ausschließlich diese Lieder wiederzugeben. Und auch beim Hirtensingen im Goldenen Winkel in Haslach singen die als Schafhirten verkleideten Männer diese Stücke.
Bereits in den 1980er-Jahren wurden sie unter der Leitung des Kinzigtäler Komponisten Karl Schmider aufgenommen. Diese bekommt nun sozusagen eine Neuauflage: Im Frühjahr dieses Jahres haben die Stadtkapelle Haslach sowie der Adoramus-Chor und der Haslacher Kirchenchor, zusammen mit einigen Sängern aus anderen Ensembles und zwei Solisten, die zehn Stücke neu aufgenommen. „Als Chor braucht man Ziele und wir fanden, dass es eine schönes Projekt wäre, die Haslacher Weihnachtslieder neu zu interpretieren“, erklärte der Leiter der Haslacher Stadtkapelle, Alexander Weber, unserer Redaktion die Motivation. Am Freitagabend durften alle Mitwirkenden das Ergebnis ihrer Mühen zum ersten Mal bei einer internen CD-Präsentation zum ersten Mal anhören.
Alexander Weber erklärte zu Beginn, dass dieser Abend für alle etwas ganz Besonderes sei: Zum ersten Mal würden Sänger und die Orchester-Mitglieder ihr Schaffen in voller Länge und mit allen Mitwirkenden hören. Solisten, Chöre und die Register des Orchesters waren nämlich einzeln aufgenommen worden. Wie Weber berichtete, waren die Aufzeichnungen eigentlich im Herbst 2024 geplant gewesen. Aber eine Krankheitswelle machte dem einen Strich durch die Rechnung. Im Mai dieses Jahres gelang es aber, alle Mitwirkenden zusammenzuführen. Über ein intensives Wochenende arbeiteten alle an der CD. Ein strenger und erfahrener Tonmeister sorge dann für den letzten Schliff. „Er hat das Beste aus allen herausgeholt und hatte ein extrem feines Gehört“, erinnerte Weber. Selbst das Knacken einer Plastikflasche im Hintergrund entging ihm nicht.
Strenger Tonmeister holt aus allen das Beste raus
Weber gab Details zum Aufbau der CD:„Wir wollten nicht, dass die Leute einfach nur die CD anhören und haben sie deswegen als Weihnachtsoratorium gestaltet“, erklärte er. Die Stücke werden durch Texte, die die Weihnachtsgeschichte beschrieben, verbunden. Wie sich später zeigte, hatte Weber diese selbst eingesprochen – und das auf Alemannisch, was dem Oratorium eine besondere Note gab, Insgesamt gebe es fünf Stücke mit Chor und vier mit den beiden Solisten Katrin Müller (Sopran) und Bernd Valentin (Bariton).
Die Lieder ließen sich inhaltlich in drei Abschnitte einteilen: Die Geburt Jesu, Hirtengesang und die drei Weisen aus dem Morgenland. Den Anfang mache der Eingangschoral „Stille rings“ (Chor), dann folge die Geburt mit „O Jesulein“, gesungen von der Sopranistin Katrin Müller. Dann beginnt der Abschnitt mit dem Hirtensingen, der die Lieder „Ei Brüder“ (Bernd Valentin), „Ihr Hirten erwacht“ (Chor), „Ach, für große Freude“ (Chor) und „Ach, was für hunderttausend Freuden“ (Chor) enthält. Der Teil mit den drei Weisen aus dem Morgenland beinhaltet „Ich lag in einer Nacht und schlief“ (Bariton) und „Singet, preiset“ (Sopran). Am Ende folgt der Schlusschoral „Hört´, ihr Menschen“ (Chor).
Weber erklärte, dass sich neben dem Musikgenuss genaues Hinhören lohne, wie er an einem Beispiel bei „Ei, Brüder“ verdeutlichte. Die weichende Angst der Hirten wird durch den Wechsel von Moll auf Dur dargestellt.
Den Hauptteil, das Anhören der CD, genossen die Mitwirkenden in andächtiger Stille und bei gedimmten Licht. „Ich glaube, man kann hören, dass es allen Spaß gemacht hat“, meinte Weber anschließend. Nach dem Jahreskonzert sowie auf dem Haslacher Wintermarkt soll die CD angeboten werden. Sie könne aber auch auf Anfrage für mehrere Exemplare über die Internetseite der Stadtkapelle bestellt werden. Außerdem werde das Werk auch zum Download bereitgestellt. Dadurch, dass die Prinzbach-Stiftung die Aufnahmekosten übernommen habe, sei der Erwerb der CD kostenlos – es werde aber um Spenden gebeten.
Vision: Oratorium alle drei bis vier Jahre aufführen
Die CD soll aber nicht die einzige Möglichkeit bleiben, das Oratorium mit den Haslacher Weihnachtsliedern zu hören, erklärte Weber außerdem. „Meine Vision ist, es alle drei bis vier Jahre aufzuführen und einige Stücke dabei vielleicht auch mit den Zuhörern zusammen zu singen“, sagte er. In diesem Jahr werde das aber nicht gelingen, dafür werde es terminlich zu knapp. „Wir können alle stolz auf das sein, was wir geleistet haben“, meinte Stadtkapellen-Geschäftsführer Johannes Becherer am Ende. „Das waren nicht irgendwelche Leute, die das gesungen haben, das wart ihr.“ Er dankte allen, die geholfen haben, das Projekt zu verwirklichen, inklusive der Personen, die für den Aufnahmezeitraum Sänger bei sich zu Hause beherbergt hatten.
Die Lieder
Die Sammlung in Haslach umfasst zehn Weihnachts-, Hirten- und Dreikönigslieder – eine Sammlung, die Kanonenwirt Xaver Thoma (1856 bis 1947) von seiner Wanderschaft, die ihn nach Bayern und Österreich geführt hatte, mitbrachte. Die Lieder werden fast ausschließlich in Haslach und vereinzelt den Nachbardörfern gesungen. Über Herkunft und Alter dieses Liedguts etwas Genaues zu sagen, ist schier unmöglich. Das älteste dieser Lieder „Ich lag in einer Nacht und schlief“ ist allerdings schon 1560 in einem Nürnberger Druck belegt.