Ein riesiges Rotorenblatt wurde unter Einsatz von Lastkraftwagen und Kränen zu seinem Zielort transportiert. Foto: Gegnheimer

Rotorblätter sind zu ihrem Bestimmungsort auf dem Hohenlochen transportiert worden.

Zell a. H. - Der erste von zwölf Windflügeln ist auf die Fahrt zu seinem Bestimmungsort auf den Windpark Hohenlochen gegangen. Zwei Tage dauerte die Jungfernfahrt, bis der Weg unter realen Bedingungen exakt ausgelotet war.

Die weiteren Großtransporte sollen jeweils einen Tag lang dauern.

Kurz nach vier Uhr setzte sich der Konvoi beim Zwischenlager vor der Zeller Keramik in Gang. Es war noch dunkel und leichter Regen sowie Kälte sorgten für ungemütliche Bedingungen. Die Sperrfahrzeuge fuhren vor und hinter dem roten Selbstfahrer, auf dem der 70 Meter lange und 20 Tonnen schwere Koloss befestigt war. Die Navigatoren des Transportunternehmens begleiteten das Gefährt zu Fuß und hochkonzentriert.

Transport ist ein Geduldspiel

Um 4.30 Uhr war der Kreisverkehr am Zeller Stadteingang erreicht, wo das erste Wendemanöver eingeleitet wurde. Der Selbstfahrer bog zunächst Richtung Nordrach ab, hob den Flügel etwa 45 Grad an und fuhr rückwärts in die Hauptstraße ein. Die Spitze des Windflügels voraus ging es dann Richtung Unterharmersbach.

Die Mannschaft navigierte den ferngesteuerten Selbstfahrer an der Häuserfront vorbei. Das Spektakel war ähnlich groß wie bei der Straßenfasent, die Dimensionen des Rotorblatts gigantisch, aber nur wenige Zuschauer säumten den Straßenrand. Einige Fotografen und Schaulustige gaben sich ein Stelldichein.

Im Schritttempo bewegte sich "die rollende Vollsperrung" nach Unterharmersbach und erreichte gegen 5.30 Uhr das dortige Rathaus. Immer wieder musste der Windflügel ausgerichtet und an manchen Stellen eng an Häusern oder Straßenleuchten entlang geführt werden.

"Die Linie ist hervorragend", so einer der Navigatoren. Gegen 6.30 Uhr war die Abzweigung beim "Schwarzen Adler" Richtung Durben erreicht. Dort gab es das nächste Wendemanöver, so dass der Selbstfahrer wieder vorneweg rollte und den Windflügel hinter sich her-führte. Vor dem Übergang beim Bahnhof Unterharmersbach musste erneut gewendet werden.

Für ersten Großtransport sind zwei Tage geplant

Nicht nur für das Transportunternehmen sind die Schwertransporte ein Geduldsspiel. Auch viele Autofahrer auf den Weg zur Arbeit mussten warten. Waren um vier Uhr noch wenige Autos unterwegs, wurde es nach 5.30 Uhr deutlich lebendiger. Um sechs Uhr war der Parkplatz beim Pennymarkt in Unterharmersbach voll belegt. Der Fahrer eines der Begleitfahrzeuge kritisierte, dass der Transport mindestens eine halbe Stunde Verspätung habe und er ungeduldige Autofahrer beruhigen müsse.

"Das Transportunternehmen ist vorsichtig unterwegs. Alles ist ohne Zwischenfälle und unfallfrei abgelaufen", zeigt sich Gesamtprojektleiter Sebastian Schüßler per Handy von der Fahrt insgesamt zufrieden. Der Regen habe das Unternehmen erschwert. Der Selbstfahrer mit dem Windflügel befand sich zum Zeitpunkt des Telefonats im Wald Richtung Wälderloch. Für den ersten Großtransport habe man zwei Tage eingeplant. Am selben Tag solle der Durben oder eventuell noch die Bettelfrau erreicht werden. Am folgenden solle es weiter bis zum Ziel auf dem Hohenlochen gehen.

Für die weiteren elf Fahrten ist jeweils ein Tag eingeplant. "Dann kennt man die Engstellen und das Team ist eingespielt", war Schüßler zuversichtlich. Schon vor der ersten Fahrt wurde der Transport elektronisch simuliert. Die Strecke wurde gescannt und das Rotorblatt am Bildschirm durch das Geländemodell geschoben. So konnten im Vorfeld Hindernisse erkannt und beseitigt werden. Beim Schwarzen Adler musste eine Ampel weggedreht und beim Bahnhof Unterharmersbach ein Lichtkabel abgehängt werden. Zum zeitlichen Ablauf stellte Schüßler fest, dass man beim Transport durch die Hauptstraße an Zeitfenster gebunden sei. Dies werde unter anderem durch die Genehmigung des Landratsamts und durch den Fahrplan der SWEG begrenzt. Der Naturschutz wiederum schreibt vor, dass nicht vor 8 Uhr in den Wald eingefahren werden darf, da sonst die Fledermäuse gestört werden.

Das erste technische Problem wurde im Vorfeld von den Technikern des Windradbauers Enercon gelöst. Der Flansch des Windflügels war nicht ganz rund. Mit einem hydraulischen Stempel wurde der Ring des Windflügels geweitet, so dass er auf den Aufnahmering des Selbstfahrers montiert werden konnte. "Dieses Problem kennt man in der Windkraftbranche", informiert der Projektleiter. Während der erste Windflügeltransport zum Hohenlochen rollte, wurden die weiteren Rotorblätter für die vier Windräder Richtung Zell transportiert.