Nico Reis (links) und Niklas Merk waren auch in Haslach unterwegs, um Passanten ihre Nuss-Nougat-Creme probieren zu lassen. Foto: Reinhard

GHS-Schüler bieten Passanten Kostprobe an. Meisten bescheinigen Rezeptur.

Haslach/Hausach - Eine besondere Kostprobe haben Niklas Merk und Nico Reis dieser Tage für die Passanten in der Haslacher Innenstadt gehabt. Im Rahmen eines Schulprojekts boten die Beiden Nuss-Nougat-Creme an - das sie aus Insekten hergestellt hatten.

Der 14-jährige Nico Reis und der 15-jährige Niklas Merk kommen aus Haslach, sind befreundet und besuchen die neunte Klasse der Graf-Heinrich-Schule (GHS) in Hausach. Für die dort laufende Projektwoche haben sie sich das Thema "Die Ernährung der Zukunft" ausgewählt. "Als wir im Deutsch-Unterricht die Erörterung durchgenommen haben, haben wir einen Insekten-Energieriegel probieren dürfen. Wir fanden ihn beide gut und haben uns daran erinnert, als wir uns ein Thema für die Projektwoche ausgesucht haben", berichten die beiden Schüler.

Problematik des Plastikmülls

Bereits im Jahr zuvor hatten sie sich mit einem Umweltthema auseinandergesetzt und die Problematiken des Plastikmülls recherchiert. Nachdem sie sie auch Fakten über die Ernährung mit Insekten zusammengetragen haben, sind sie überzeugt: "Insekten zu essen kann Ernährungs- und Klimaprobleme in Europa lösen. Nicht alle, aber sehr viele."

Im Gegensatz zu einem Rind, bei dem rund 50 Prozent verzehrt werden, seien es nämlich bei den rund 1900 essbaren Insektenarten 80 Prozent. "Sie sind mit ihrem Eiweißgehalt außerdem gesünder und verbrauchen im Gegensatz zur Massentierhaltung weniger Ressourcen", führen die Schüler aus. So müssen ein Rind zehn Kilogramm Futter fressen, um ein Kilo Fleisch zu erzeugen. Für ein Kilo Insekten seien nur 1,2 Kilo Futter nötig. Zwar ist es in unseren Breitengraden nicht üblich, Insekten zu verspeisen. "Aber zwei Milliarden Menschen auf der Welt verzehren sie - ohne dabei Ekel zu verspüren."

Dass das auch unnötig ist, wollten Nico und Niklas beweisen und die Daten für ihre Präsentation verwenden. So kauften sie im Internet Insektenmehl und stellten damit nach einem Rezept, das sie ebenfalls online gefunden hatten, Nuss-Nougat-Creme her. Dieses boten sie Passanten an - natürlich nicht, ohne vorher darüber zu informieren, dass eine Hauptzutat Insekten sind. "Auch nach Allergien gegen Haselnüsse und Hausstaub fragen wir. Wir wollen ja niemanden gefährden", betonen die Schüler.

Meisten würden Creme noch einmal essen

Das Ergebnis überraschte sie selbst: Von den bisher 47 Angesprochenen waren fast alle bereit, zu probieren. Nicht nur das: Die meisten bescheinigten der Rezeptur einen guten Geschmack und erklärten, dass sie die Creme noch einmal essen würden. "In der Schule und in unserer Familie kamen sogar einige auf uns zu und haben gefragt, ob sie das auch einmal probieren dürfen", berichten Nico und Niklas. Die meisten sind sehr neugierig."

Sie selbst sind mittlerweile so von der Ernährung mit Insekten so überzeugt, dass sie hoffen, mit ihrem Projekt möglichst viele Menschen zu erreichen - und das nicht nur, weil das Projekt und die dazugehörige Präsentation benotet werden. "Das Thema liegt uns am Herzen", sagen sie.

Info: EU-Regelung

Die  "Novel Food-Verordnung" der EU regelt seit dem 1. Januar 2018, welche Insekten auf europäischen Tellern landen dürfen. Bisher war die Rechtslage für Insekten als Lebensmittel unklar. Die neue Verordnung schreibt fest, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, bevor Insekten auf den in den Lebensmittelmarkt kommen. In Europa ist der Verkauf von Insekten als Lebensmittel aber immer noch eine rechtliche Grauzone. Erlaubt ist er in den Niederlanden, Dänemark und Belgien. Viele Insektenprodukte lassen sich mittlerweile auch in Deutschland im Internet bestellen.