Jürgen Kern aus Haslach musiziert nur mit seinen Fingern. Am Ende wird er beim »Supertalent« Dritter. Hier hält er den Gewinner Christian mit Chihuahua Percy im Arm. Foto: TVNOW/Stefan Gregorowius

Haslacher musiziert in Fernsehsendung nur mit seinen Fingern. Er erreicht dritten Platz.

Köln/Haslach - Spektakuläre Showeinlagen, emotionale Gesangsmomente – und mittendrin ein bescheidener Herr, der zum musizieren nur seine Finger benötigt. Jürgen Kern aus Haslach (Ortenaukreis) zeigt am Samstagabend beim "Supertalent"-Finale sein Können.

Eine gute halbe Stunde vor Beginn der RTL-Sendung erstrahlt die Bühne bereits im Goldglanz. Ein letztes Mal rollen Staubsauger über den Boden. Ein kleiner Stehtisch mit Weihnachtsbäumchen wird auf die Bühne gehievt. Was im Studio mickrig wirkt, hat in der TV-Ausstrahlung mit Moderator Daniel Hartwich den gewünschten gemütlich-adventlichen Effekt. Auf die Perspektive kommt es eben an.

Letzte Regie-Anweisungen ans Publikum wechseln sich mit Einlagen ab, die die Stimmung zum Kochen bringen. Bevor die knapp vierstündige Live-Schalte losgeht, ein letzter, pragmatisch aus dem Off gesprochener Satz des Regisseurs: "Rasten Sie bitte aus, wenn das Licht ausgeht." Vor Begeisterung ausrasten – das wird das Publikum oft, und dafür braucht es selten ein Kommando. Die zwölf Showacts, die von der "Supertalent"-Jury Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Sarah Lombardi ins Finale berufen wurden, bieten Unterhaltung auf hohem Niveau und wird "Supertalent 2019".

Das Spektakel beginnt mit Georgia Balke. Die kleine Neunjährige mit der großen Stimme reißt das Studio zu Begeisterungsstürmen hin – auch die TV-Zuschauer sind überzeugt. In den immer wieder eingeblendeten Zwischenergebnissen des Televotings bleibt die junge Sängerin stetig auf dem ersten oder zweiten Platz. Der spätere Gewinner zieht sogar in die Top 3 ein, bevor er überhaupt aufgetreten ist: Christian mit seinem Chihuahua Percy. Die aus Las Vegas angereiste Mischung aus Akrobatik und Hundedressur ist in den Augen des Publikums das Maß aller Dinge.

Dieter Bohlen ist völlig begeistert davon, dass Kern nicht mehr benötigt als seine Finger

Tanz, Gesang und Akrobatik dominieren das Feld. Je weiter die Sendung voranschreitet, desto spektakulärer werden die gezeigten Einlagen. Der australische "Space Cowboy" lässt schier den Atem stocken, als er mithilfe einer Tesla-Spule Strom durch seinen eigenen Körper leitet. Trick oder doch purer Wahnsinn? Die Frage bleibt offen.

Eine andere beantwortet sich kurz darauf: Kann Jürgen Kern, der für seinen Auftritt lediglich seine Finger benötigt, um auf besondere Art und Weise zu pfeifen, inmitten eines solchen effektheischenden Feuerwerks bestehen? Gekrönt von riesigen Silberflügeln liefert der Kunstpfeifer eine berührende Interpretation des Kelly-Family-Hits "An Angel", am Ende begleitet von einem Chor. Die "Zugabe"-Rufe, die – zum ersten Mal, und das beim vorletzten Auftritt – durchs Studio schallen, sind unüberhörbar. Bruce Darnell hat laut Moderator Hartwich Tränen in den Augen. Von der Jury gibt es dann auch großes Lob. Pop-Titan Dieter Bohlen ist völlig begeistert davon, dass Kern nicht mehr benötigt als seine Finger: "Andere haben teure Instrumente, du hast nichts!"

Aus den vom Publikum bestimmten Top 3 wird in einer weiteren Voting-Runde der Gewinner ermittelt. Als klar ist, dass Kern in diese Finalrunde einzieht, ist er sichtlich überwältigt. "Auf dem Treppchen zu stehen, ist sensationell", sagt er nach Ende der Sendung im Gespräch mit unserer Zeitung. Am Samstagabend ist er völlig überwältigt und dankbar, "dass so viele Menschen für mich angerufen haben".

Teil der Show zu sein, sei ein "unbeschreibliches Erlebnis gewesen", sagt der Haslacher

Am Sonntag klingt er aufgeräumter, auch wenn er nach eigenen Angaben nicht geschlafen hat und noch völlig im "Showmodus" ist. Das Erlebnis, in der Sendung zu sein, bezeichnet Kern als "gewaltig". "Und als Vorletzter dann noch in die Top 3 einzuziehen, ist sensationell." Kern hofft, dass er die Menschen mit seinem Auftritt berührt hat und die Möglichkeit bekommt, das noch oft zu tun. Teil der Show zu sein, sei ein "unbeschreibliches Erlebnis gewesen", sagt er dankbar. Und dieses könne ihm niemand mehr nehmen.