Die alten WOL-Kennzeichen könnten eine Renaissance erleben, aber richtig große Begeisterung ist im Kinzigtal noch nicht spürbar.. Foto: Landratsamt Ortenaukreis Foto: Schwarzwälder-Bote

Freie Kennzeichen für Städte kein Thema.

Mittleres Kinzigtal - Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat mit seinem Vorstoß zur freien Kennzeichenwahl eine kontroverse Debatte ausgelöst. So hält sich die Begeisterung für eine Rückkehr zu WOL für den alten Landkreis Wolfach in Grenzen.Ein eher zurückhaltendes Stimmungsbild zeichnet sich in der Region in puncto freie Wahl des Kfz-Kennzeichens auch für kleinere Städte ab. Die meisten haben sich an die aktuelle Situation rund 40 Jahre nach der Kreisreform gewöhnt und sehen in der "Rolle rückwärts" eher Aktionismus.

"Ich halte wenig von der Debatte", sagt Hausachs Bürgermeister Manfred Wöhrle (Freie Wähler): Identität sei im Ortenaukreis vorhanden. Auch jetzt schon mit dem OG-Kennzeichen. Überhaupt fragt sich der Schultes, was beispielsweise ein HAU-Kennzeichen bringen solle. Außerdem gibt Wöhrle zu bedenken, dass, wenn jede Stadt ihr eigenes Kennzeichen hätte, am Schluss niemand mehr wisse, welches wo zuzuordnen sei. Wenn überhaupt, kommt für Hausachs Stadtoberhaupt nur das WOL-Kennzeichen des Altkreises Wolfach in Frage, das 1973 im Zug der Kreisreform abgeschafft wurde.

Der Fischerbacher Gemeinderat und zweiter Bürgermeisterstellvertreter Klaus Schmieder kann sich vorstellen, dass eine Rückkehr zum alten Kfz-Kennzeichen thematisiert wird. "Die freie Kennzeichenwahl allerdings war unter uns Räten nie Thema", sagt Schmieder. Auch als er Bürgermeister Armin Schwarz vergangenen Mittwoch, kurz vor dessen Urlaubsreise getroffen hätte, sei kein Wort über ein mögliches FIS-Kennzeichen gefallen.

Der CDU-Gemeinderat selbst verfolge die Debatte interessiert. Einerseits bekenne er sich zur Region. Andererseits schätzt Schmieder aber auch, dass tausende Kennzeichen ein "heilloses Durcheinander" produzieren würden. Er selbst würde nach Genehmigung zum WOL-Kennzeichen zurückkehren. Mit dem aktuellen OG- oder auch dem angedachten O-Kennzeichen für den Ortanaukreis fährt Schmieder aber auch gern. Er findet: "Es gibt andere Dinge, die viel wichtiger sind."

Ob OG, WOL oder was auch immer: Erst nach der Sommerpause wird sich der Bundesrat mit Ramsauers Verordnung befassen. Laut der sollen die Länder bestimmen, ob und welche Buchstabenkombinationen zugeteilt werden. Diese müssten dann noch vom Bundesverkehrsminister genehmigt werden.

In Gutach im Autohaus Lehmann gab es laut Geschäftsführer Florian Lehmann bis dato noch keine Nachfragen nach neuen beziehungsweise alten Kfz-Kennzeichen. Rund 60 Autos meldet der VW-Händler pro Jahr an. Über die Hälfte dieser Kunden wünschen sich dann mit Folgebuchstaben und Zahlen ein persönliches Nummernschild. Doch dass gleiches Interesse auch für die offiziellen Buchstaben in der Ortsmarke bestehe, daran glaubt der Autohändler nicht.

Haslachs stellvertretende Bürgermeisterin Karla Mahne (CDU), die während des Urlaubs von Rathauschef Heinz Winkler die städtischen Amtsgeschäfte führt, höre seit Jahren immer wieder von Leuten, die sich "WOL" zurück wünschen. Doch hält sie die Debatte für "eine Sommerlochgeschichte". Dementsprechend stößt die Idee Ramsauers bei ihr auf keine Gegenliebe: "Ich persönlich halte das für völligen Unsinn." Natürlich fühle sie sich nach mehr als drei Jahrzehnten im Kinzigtal mit Haslach verbunden. "Aber ich identifiziere mich nicht mit der Region über mein Auto-Kennzeichen."

Wolfachs Bürgermeister Gottfried Moser (Freie Wähler) kann sich für die Kennzeichen-Diskussion ebenfalls für wenig erwärmen: "Ich persönlich glaube, dass wir andere Probleme haben. Das alte WOL-Kennzeichen macht für mich noch am ehesten an historischen Fahrzeugen einen Sinn. Es mag ja durchaus Leute geben, die damit ihre regionale Identität ausdrücken möchten, aber für mich gibt es deutlich wichtigere Themen wie die Finanzierung von Kindergärten und Schulen. Aber wenn dies bei uns wirklich gewünscht würde, würde ich mich nicht widersetzen."

Besonders schwierig ist die Kennzeichenfrage natürlich auch für Gemeinden, die vor 1973 noch zu einem anderen Landkreis gehört haben. Beispiel Schiltach (damals Kreis Wolfach statt heute Rottweil): "Bei uns ist eine Rückkehr zu WOL kein großes Thema", sagt Achim Hoffmann, Mitarbeiter im städtischen Hauptamt. "Natürlich haben wir als Gemeinde an der Kreisgrenze auch noch sehr viele Beziehungen hinunter ins Kinzigtal, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sehr viele Leute das alte Kennzeichen zurückhaben wollen – das ist vielleicht eher etwas für die Wolfacher oder die Lahrer", vermutet er.

Ganz handfeste praktische Probleme bekommen nun die Landkreise wie der Kreis Freudenstadt: Bad Rippoldsau-Schapbach gehörte bekanntlich bis 1973 zum Landkreis Wolfach – würden nun auch nur die alten Kennzeichen von vor der Kreisreform aus der Mottenkiste geholt, müsste es im Kreis Freudenstadt neben WOL auch noch mindestens Horb (HOR) und Hechingen (HCH) geben, wie die dortige Pressesprecherin Sabine Eisele erläutert.

"Das Kennzeichen ist ja eigentlich das Einzige, was die Kreisidentät ausmacht", findet sie – eine Debatte um die regionale Zugehörigkeit im Kreis Freudenstadt macht aus ihrer Sicht keinen Sinn. Abgesehen von den Nachteilen der Neuregelung wie fehlende Transparenz und bei der Identifizierung von Straftätern, stelle sich auch die Frage, wer für diese Umstellung aufkommen solle, meint Eisele.