Hubertus Seidler informierte am Montagvormittag über die geplanten Maßnahmen im Schwarzwaldwohnstift. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Versorgung: Einrichtung in Haslach strukturiert um / Plätze sollen erhalten bleiben / Betreiber investiert

Die Landesheimbauverordnung zwingt Pflegeheime zum Umdenken. Das Schwarzwaldwohnstift reagiert auf die neuen Anforderungen und strukturiert um: Die stationäre Pflege in der Haslacher Einrichtung wird wegfallen.

Haslach. Und das schon zum 1. August, erklärt Hubertus Seidler im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Er ist Geschäftsführer der SWB Wohnstift Betriebsgesellschaft, die das Haus in der Ahornstraße betreibt.

Das hat allerdings keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Bewohner. Wenn am 1. August die stationäre Pflege abgemeldet wird, werden die Abläufe in den ambulanten Dienst überführt. "Im Rahmen des ›Pflege-Wohnen Plus‹-Angebots im Haus bleibt alles, wie es ist", führt Seidler aus. "Die Mitarbeiter bleiben gleich, die Anforderungen bleiben gleich, die Qualität bleibt gleich – und die Kunden bleiben auch die gleichen", sagt Seidler. Denn die Umstrukturierung hat laut Seidler keine Auswirkung auf die Anzahl der Plätze im Schwarzwaldwohnstift. Es bleibt bei insgesamt 84, auch wenn die stationäre Pflege entfällt.

Die SWB hat Erfahrung: Seit mehr als 40 Jahren am Markt, betreibt sie zwischen Haslach und Heidelberg inzwischen 13 Häuser mit gut 1100 Betten, führt Seidler aus. Und die Umstellung aufs betreute Wohnen ist in Haslach auch nicht die erste: "Wir sind seit zwei Jahren dabei, unsere Häuser umzustrukturieren. Haslach ist die vierte Maßnahme."

Angehörige sind bereits im Bilde

Die SWB fährt seit Jahrzehnten zweigleisig. Wie Seidler ausführt, wurden in den Häusern bislang sowohl stationäre Pflege als auch "Pflege-Wohnen Plus" (betreutes Wohnen) angeboten. Damit soll den Bewohnern ermöglicht werden, ihre Eigenständigkeit und selbstbestimmung so weit möglich zu erhalten. Im Pflege-Wohnen könne außerdem durch eine Modularisierung der Angebote vonseiten der Bewohner Einfluss auf die Pflegekosten genommen werden. Die Bedürfnisse der Senioren stünden im Vordergrund, informiert Seidler.

Durch die jahrelange Erfahrung in beiden Bereichen direkt vor Ort geht Seidler davon aus, dass der Wechsel sich ohne Störgeräusche vollziehen wird. Die Angehörigen der Bewohner seien bereits vor einigen Monaten über die Umstrukturierung informiert worden und auch darüber, dass die Bewohner bleiben. "Für sie gilt im Grunde Bestandsschutz", meint Seidler und lacht. "Niemand muss gehen", stellt er klar.

Überdies investiert die SWB kräftig in den Haslacher Standort: Innerhalb von drei Jahren soll eine Million Euro in das Wohnstift fließen. Der stationäre Bereich wird aktuell umgebaut und saniert; unter anderem werden Bäder und Fußböden erneuert. Erst vor wenigen Tagen sei eine neue Telefonanlage beauftragt worden, die die Aufgaben des Hausnotrufs gleich mit übernimmt, erzählt Seidler. Zudem soll in Zukunft auch noch die – augenscheinlich etwas in die Jahre gekommene – Fassade erneuert werden.

Dass die Landesheimbauverordnung stationäre Pflege in Doppelzimmern unmöglich macht, hält Seidler für nicht durchdacht. Auch Ehepartner würden jetzt getrennt – "Da hat die Politik nicht nachgedacht", kritisiert er. Während das Schwarzwaldwohnstift umstrukturiert, stehen andere Häuser vor großen Herausforderungen und tiefen Einschnitten, weiß er.

Die Landesheimbauverordnung tritt in Baden-Württemberg zum September 2019 in Kraft. Sie regelt unter anderem, dass ab diesem Zeitpunkt nur noch Einzelzimmer in Altenpflegeeinrichtungen zulässig sind. Das stellt die Häuser teilweise vor gewaltige Probleme, denn die Umstellung erfordert teils umfassende bauliche Maßnahmen.