Eine wahre Armada an Hinweisschildern muss Ralf Müller bis Montag noch im "In Vino Veritas"­ anbringen. Dann freut er sich darauf, endlich wieder Gäste aus Haslach und Umgebung im Restaurant zu begrüßen. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Gaststätten öffnen ab Montag wieder / Haslacher Wirtesprecher berichtet über Maßnahmen

Die Speisegaststätten dürfen ab Montag, 18. Mai, wieder öffnen – unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, versteht sich. Wie die Lage in Haslach ist und wie die Wirte sich vorbereitet haben, erklärt der hiesige Wirtesprecher Ralf Müller.

Haslach. Müller ist Inhaber des "In Vino Veritas" in der Steinacher Straße. Er berichtet, was ihn und seine Kollegen in der Hansjakobstadt in den vergangenen Wochen beschäftigt hat und wie sie sich auf die Lockerungen vorbereitet haben. Zwei Monatseinkommen fehlen: Über die finanzielle Lage äußert Müller sich kurz und knapp: Die Wirte verzeichnen starke finanzielle Einbußen. Großes Lob hat er für die Staatshilfe übrig, die sehr schnell überwiesen wurde. "Das ist aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagt er. Konkret bedeutet die finanzielle Lage auch in seiner Branche vielerorts: Kurzarbeit für die Mitarbeiter.   Mitnahmeangebote helfen: Auch die Haslacher Wirte haben in den vergangenen Wochen Essen zum Mitnehmen angeboten – und werden das weiterhin tun. Die Bürger haben das Angebot sehr gut angenommen, bilanziert Müller. Wirte werkeln: "Viele haben die Zwangspause genutzt, um zu renovieren, zu sanieren oder Dinge instandzusetzen", erzählt Müller. Er selbst habe viel Zeit in der Küche verbracht und neue Gerichte kreiert, denn er ist auch Koch in seinem Betrieb. Außerdem hieß es, ein schulpflichtiges Kind zu betreuen. So langsam scharren aber alle mit den Hufen. "Die Mitarbeiter wollen natürlich auch wieder arbeiten kommen", so Müller.

Die Haslacher Wirtegemeinschaft hat sich ganz zu Beginn der Krise einmal getroffen, blickt er zurück. Danach fanden keine Sitzungen mehr statt – sie waren ja auch nicht mehr erlaubt. Kontakt hält man untereinander per Whatsapp oder Telefon. Informationen hätten die Wirte ohnehin nur spärlich erreicht. "Das war eher Fahren mit angezogener Handbremse." Hoffen auf Gäste: Dass sie wieder öffnen dürfen, freut die Wirte natürlich sehr. Als große Unbekannte macht Müller für sich und seine Kollegen aber aus, dass niemand weiß, wie die Bevölkerung reagiert. Über allem schwebt die Befürchtung, dass die Menschen vielleicht zu große Angst haben, um im Lokal essen zu gehen. "Die Freude, Gäste begrüßen zu können, überwiegt aber", sagt er. Vorkehrungen sind getroffen: Die bekannten Konzepte und Hygienemaßnahmen haben die Wirte selbstredend umgesetzt. Müller sitzt beim Gespräch vor einem Stapel einlaminierter Hinweisschilder, die er noch in den Räumlichkeiten anbringen muss. Die Abstandsregeln erfordern bei allen Häusern ein Abstocken der Sitzplätze. Müller rechnet vor, was das in seinem Gastraum bedeutet und befindet: "Zwischen 25 und 30 Prozent der Sitzplätze gehen Jedem sicher verloren." Von Vorteil sei, dass das Gros der Betriebe in Haslach Außenplätze aufweist. "Wir hoffen auf einen schönen Sommer", sagt Müller. Reservierung ist Pflicht: Wer im Restaurant essen gehen will, muss vorher reservieren. Und einen Mund-Nasen-Schutz mitbringen. Den müssen Gäste aber glücklicherweise nicht die ganze Zeit tragen, sondern nur, wenn sie sich im Restaurant bewegen: Beim Betreten beziehungsweise Verlassen der Gaststätte und beim Gang zur Toilette.   Liefersituation macht kreativ: Bei den Lieferanten ist noch nicht alles wieder verfügbar. Gerade bei Feinkost oder leicht verderblicher Ware dauere es noch eine Weile, bis alles wieder normal läuft, meint Müller. Eine Lösung: "Die Küche muss flexibler werden. Ich werde viel mit Tagesempfehlungen arbeiten."

Ralf Müller berichtet für die Haslacher Wirte von einem gemischten Stimmungsbild. Nach dieser Einschätzung aus Wirte-Sicht kommt am Wochenende die Politik zu Wort. Heute, Samstag, informieren der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Weiß, Haslachs Bürgermeister Philipp Saar und der Vorsitzende des Dehoga-Kreisverbands Wolfach, Karl-Heinz Walter, sich über Konzepte, Ängste und Sorgen. Was dabei herauskommt, lesen Sie in der Montagsausgabe.