Glaube: Erneuter Austausch: Vier religiöse Gemeinden gestalten gemeinsam ein Konzert am Volkstrauertag
Haslach . Was 2012 mit dem ersten Kanzeltausch an Veranstaltungen zum interreligiösen Dialog in Haslach begann, findet am Volkstrauertag eine erneute Fortsetzung. Vier religiöse Gemeinden werden in der Haslacher evangelischen Kirche ein Konzert gestalten.
"Wir haben das Konzert von langer Hand vorbesprochen", erklärte der evangelische Pfarrer und Religionslehrer Hans-Michael Uhl beim Pressegespräch. Die katholische und die evangelische Kirchengemeinde von Haslach, die Türkisch-Islamische Gemeinde Haslach Ditib und die alevitsiche Gemeinde Offenburg laden gemeinsam ein.
"Die Idee hat uns seit einigen Jahren bewegt. Die Doppel-Ökumene aus katholischen und evangelischen Christen sowie alevitischen und sunitischen Muslimen könnte gut funktionieren", befand Uhl. In der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussion sei es nicht selbstverständlich, dass eine derartige Veranstaltung zustande käme.
In Haslach kennen sich die Gemeinden aber seit Jahren und es gebe keinen Grund, die gemeinsamen Aktivitäten einzustellen. "Was uns zusammenführt, ist der Austausch über die Religion, der interreligiöse Dialog steht im Vordergrund", betonte er. Musikalisch soll zum Ausdruck gebracht werden, was an Schönem verbinde. Das Christen- tum und der Islam hätten sich in unterschiedlichen Traditionen entfaltet und nun würden der historische Reichtum sowie die Vielfalt der religiösen Sprache in einem gemeinsamen Konzert ausgedrückt.
Etwa 70 Mitwirkende werden als Chöre, Solisten und Instrumentalisten christliche sowie muslimische geistliche Musik aus ihrem jeweiligen religiösen Schatz vortragen. "Für die Konzertbesucher gibt es kleine Text-Hefte mit erklärenden Worten", so Uhl. In der Tradition des Gemeindegesangs während der Messfeier würden die Protestanten bis in die Zeit von Martin Luther zurückblicken.
Bei den Katholiken hingegen werde erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil von der Gemeinde mitgesungen, wie Gemeindereferentin Petra Steiner erklärte, und bei der großen Mehrheit der Muslime sei der Gesang bis heute dem Muezzin vorbehalten.
Dass sich aufgrund des ersten interreligiösen Konzerts 2014 ein Projekt-Chor in der Haslacher Ditip-Gemeinde zusammengefunden hat, der regelmäßig probt und jährlich einen Auftritt hat, ist umso bemerkenswerter. Hasan Keskin war von Anfang an dabei und erklärte die Ilahil als Lieder, die ähnlich eines Kanons gesungen werden. "Der Imam begleitet unseren Chor erstmals mit der Mey-Flöte", machte Keskin neugierig.
Gesang und Instrumente wichtiger Bestandteil
Bei den Aleviten sei neben Gesang und Instrumenten der Tanz ein wichtiger Bestandteil der religiösen Feiern. Beim Konzert in Haslach werde sich Musikschul-Lehrer Murat Bay mit der Saz und einem Chor aus jungen Erwachsenen beteiligen. "Das Konzert soll im Gesamten eine gute Stunde dauern, anschließend soll bei kleinen Häppchen genügend Zeit für den Austausch sein", erklärte Haslachs evangelischer Pfarrer Christian Meyer. Seine erste Veranstaltung sei der Kanzeltausch 2013 in der Haslacher Moschee gewesen, der zusammen mit einem Rabbiner aus Emmendingen und dem damaligen Imam stattgefunden habe.
Dass sich gerade der Volkstrauertag für Veranstaltungen zum interreligiösen Dialog etabliert habe, wird auf dem Einladungs-Flyer als Zeichen zum gegenseitigen Verstehen und Versöhnen erklärt.
Alle Beteiligten würden sich über viele Besucher des Konzertabends freuen, "um deutlich zu machen, wie wichtig heute eine solche Offenheit ist und das Interesse für das, was anderen am Herzen liegt", ist abschließend zu lesen.
Vier Religionsgemeinschaften laden am Sonntag, 18. November, zu einem Konzert mit geistlicher Musik aus vier Traditionen und zwei Religionen ein. Beginn ist um 17 Uhr in der evangelischen Kirche in Haslach. Im Anschluss wird zum Austausch über die Religionen eingeladen. Die Veranstalter sind die Ditib – Türkisch-Islamische Gemeinde Haslach, die katholische und die evangelische Kirchengemeinde Haslach sowie die alevitische Gemeinde Offenburg.
