Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) bedankte sich am Tag des Ehrenamts bei Sören Fuß für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz. Foto: Staatsministerium

Bürger wird für Verdienste um geschichtliche Aufarbeitung der Nazizeit geehrt. Kretschmann: "Beitrag zur menschlichen Versöhnung".

Haslach/Stuttgart - Seit mehr als 30 Jahren gilt das Engagement von Sören Fuß der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit seines Wohnorts Haslach. "Damit leistet er einen wertvollen Beitrag zur menschlichen Versöhnung", betonte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und zeichnete den ehemaligen Haslacher Stadtrat am Samstag mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus.

Fuß initiierte laut der Laudatio von Kretschmann einen Gedenkstein für einen polnischen Mitbürger, der 1942 in Haslach ermordet worden war. Das Hauptaugenmerk des Geehrten liege jedoch auf der Gedenkstätte Vulkan. So sei es Fuß zu verdanken, dass heute ein gestürztes Metallkreuz neben dem noch einzigen sichtbaren Stollenausgang des früheren Haslacher Bergwerks an die rund 1700 Männer erinnert, die dort während des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit gezwungen worden waren. Informationstafeln und Broschüren, eine Gedenkschrift sowie eine eigene Internetseite geben Aufschluss über die Geschichte dieses Orts.

Zu seiner ersten Reaktion auf das Schreiben des Staatsministeriums, in dem er über die Verleihung informiert worden war, sagt Fuß: "Zuerst erschrickt man." Er strebe auch nicht nach solchen Ehren. Gefreut hat ihn die Verleihung daher weniger für sich, sondern vor allem für die Gedenkstätte und die ehemaligen Häftlinge. "Die Gedenkstätten haben oft einen schweren Stand und erfahren so auch eine Anerkennung", hofft Fuß auch auf einen gewissen Werbeeffekt. Wichtig sei diese Arbeit aber vor allem für ehemalige Inhaftierte. "Sie haben damit jemanden, mit dem sie über ihr damaliges Leiden sprechen können, und sehen dieses als anerkannt an", sagt Fuß, der 73 Häftlinge, die im Haslacher Arbeitslager waren, ausfindig gemacht hat und mit ihnen oder deren Angehörigen bis heute Kontakt hält. Über seine Auszeichnung würden diese auch in ihren Heimatländern sprechen, was dem Versöhnungsgedanken helfen werde, meint Fuß.

Er organisiert außerdem regelmäßige Treffen mit den ehemaligen Häftlingen oder deren Angehörigen aus 19 Nationen. Um das zu erreichen, leistete Fuß jahrzehntelange Forschungsarbeit, Zeugenbefragungen und Anstrengungen bei der Korrespondenz sowie beim Werben um Spenden. Zudem unterstützt der 70-Jährige die Stolpersteine Initiative Haslach, die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen Baden-Württemberg sowie das Schwarz-wälder Trachtenmuseum in Haslach, das er mit aufgebaut hat.

Der Ministerpräsident betonte, dass es wichtig sei, dass ehrenamtlicher Einsatz und bürgerschaftliches Engagement Anerkennung finden. Dass er 22 Baden-Württembergern für ihre Kreativität und ihr Engagement am Tag des Ehrenamts danken kann, erfülle ihn daher mit Freude und Dankbarkeit.

Weitere Informationen: www.gedenkstaette-vulkan.de