Die Heiligen Drei Könige mit Sterndriller Hubert Falk und Laternenträger im Jahre 1908Repro: Krafczyk Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Die Haslacher Dreikönigstradition ist mehr als 200 Jahre alt / Auch Heinrich Hansjakob berichtet über den Brauch

Zwischen Neujahr und Dreikönig, da wären sie wieder allabendlich durch Haslachs Straßen und Gassen gezogen, die Heiligen Drei Könige. Doch erstmals musste in diesem Jahr der Pandemie die 200 Jahre alte Tradition ausgesetzt werden.

Haslach. Das Haslacher Singen dürfte mit eine der ältesten Dreikönigstraditionen im Lande sein, nachweislich seit annähernd 200 Jahren.

Bekannt geworden ist das Haslacher Dreikönigsingen durch unzählige Presse-, Rundfunk- und Fernsehberichte. Für eine weite Verbreitung dieses stimmungsvollen Brauchs hat zweifelsohne auch Heinrich Hansjakob gesorgt mit seinem Werk "Aus meiner Jugendzeit". Dort ist unter anderem zu lesen: "Am Vorabend vor Dreikönigstag erschienen die ›heiligen drei Könige‹ mit ihrem Stern. Und wer waren die drei Weisen? Drei Singknaben vom Kirchenchor, angetan mit Kronen und einem schneeweißen Hemdlein über ihrem Sonntagshäs. Der Stern aber war gebildet aus in Öl getränktem weißen Papier, hatte vier mächtige Zinken, in seinem Herzen einen Lichtstumpen aus der Kirche, ward von einem Nachtwächter getragen an einer großen Stange und mit einer Schnur in planetenmäßige Bewegung gesetzt."

Soweit Heinrich Hansjakob in seinen viel gelesenen Kindheitserinnerungen, welche gerade rechtzeitig vor Weihnachten in der Reihe der "Kleinen Hansjakob-Edition" durch die Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft neu auf den Markt gekommen war. Hansjakob hatte gut von diesem Brauch zu erzählen, denn er selbst war als der "Schwarze" mit dabei und erlebte den Gang durchs Städtle, es war 1849.

Schon damals kam Liedgut aus der Sammlung "Alter Haslacher Weihnachtslieder" zum Vortrag, später kamen dann weitere Lieder hinzu, die Kanonenwirt Xaver Thoma von seiner Wanderschaft als Handwerker mitgebracht, gesammelt und in seinem Liederbüchlein vereinigt hatte. Diese Lieder hatte schließlich der persönliche Freund Heinrich Hansjakobs, der Haslacher Senffabrikant Heinrich August Schaettgen allesamt eigens für Klavierbegleitung als Notenheft herausgegeben. Woher genau diese Lieder alle kamen, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Doch ist anzunehmen, dass sie zumindest teilweise aus den österreichischen Alpengebieten stammen und möglicherweise durch die Kapuziner nach Haslach gelangt waren.

Heinrich Hansjakob, der diesen Besuch ja aktiv als König selbst erleben konnte, schreibt in seinen Jugenderinnerungen weiter: "Dem Bäckermeister mussten wir jeweils vor seinem Hause sein Lieblings-Dreikönigslied singen, dessen erste Strophe also lautete: Ich lag in einer Nacht und schlief, Da träumte mir, König David rief: Wie kann ich singen und träumen, Wie kann ich singen und träumen Von den heil´gen drei König ein neues Lied! Sie liegen zu Köllen am Rheine, Sie liegen zu Köllen am Rheine."

Herkunft der Lieder nicht eindeutig geklärt

Der "Vetter Caspar Bosch", dem Hansjakob in seinem Buch "Bauernblut" in einem eigenen Abschnitt gedenkt, war auf der Wanderschaft gewesen und im Rahmen dieser auch nach Köln gekommen, dort wo sich der Reliquienschrein der Heiligen Drei Könige im Hohen Dom als bedeutendes Wallfahrtsziel befindet. Und deshalb, so Hansjakob "wollte er dieses Lied stets vorgetragen haben, über das der sonst so strenge Mann ganz weichherzig wurde".

Dieses "Haslacher Dreikönigslied", das bereits um 1560 in einem Nürnberger Druck belegt ist, wird, in nur leicht abgeänderter Form, noch heute von den Sternsingern im einsamen Radweg in Kärnten gesungen und es gehört unter anderem auch zum Liedgut der Sternsingerrotten von Heiligenblut am Großglockner. Die sogenannte "Haslacher Weihnachtsliedersammlung" besitzt insgesamt zehn Lieder, wobei im Liederheft von Heinrich August Schaettgen, versehen mit einem Vorwort von Heinrich Hansjakob, nur neun Lieder abgedruckt sind. Das zehnte Lied dieser Sammlung "Potz hundert lieber Bue" hatte in dieser Liedersammlung keine Aufnahme gefunden. Heinrich August Schaettgen hatte sich dieser Liedersammlung angenommen, denn ihm war die Erhaltung dieses überlieferten Liedgutes ein wahres Herzensanliegen.

Diese Haslacher Weihnachtsliedersammlung ist bis heute das Liedgut der Haslacher Heiligen drei Könige und ihrer Begleiter geblieben. Heinrich Hansjakob hatte 1876, 30 Jahre nach seiner eigenen "Dreikönigszeit" wieder mal den Weg nach Haslach geschafft, am Abend vor dem Dreikönigstag und über sein damaliges Erlebnis schreibt er: "Da stand im Kirchgäßle im Dunkel der Nacht eine lange Gestalt an der Ecke des westlichen Zehngebäudes, als eben die Heiligen drei Könige vor dem Hause sangen, das zu meiner Zeit der ›Bergfidele‹ bewohnte. Die Knaben hatten schein’s erst angefangen und waren von wenigen Kindern noch begleitet; sie sangen das Lied ›O Jesulein!‹. Da liefen dem Manne, der in ihrer Nähe stand, die Tränen von den Augen, er gedachte seiner eigenen Dreikönigswürde und des kindlich seligen Glückes jener Tage, da auch er ›dem Sternen‹ gefolgt und gesungen: ›O Jesulein‹."

"Aus meiner Jugendzeit" ist einer der populärsten Bände von Heinrich Hansjakob. Dank des Einsatzes der Hansjakob-Gesellschaft ist das Buch jetzt wieder verfügbar. Es kostet 19,50 Euro und ist im regulären Buchhandel erhältlich. Auch im Hansjakobmuseum im Freihof ist es zu erwerben.