Tolle Texte gab es in der Haslacher Stadtbücherei von Therese Degen (von links), Domenik Heißler, Nele Buhrmann, Joachim Breitner, Maximilian Tanzer und das Bühnenduo Cäcilia Bosch und Ansgar Hufnagel. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Poetry-Slam: Beim vierten Dichterwettstreit treten vier Künstler aus Freiburg und Stuttgart gegeneinander an

Beim vierten Haslacher Dichterwettstreit sind vier Poeten aus Freiburg und Stuttgart gegeneinander angetreten. Das Duo "Einfach so" und Organisator Maximilian Tanzer trugen ihre Texte außer Konkurrenz vor.

Haslach. Maximilian Tanzer erklärte zunächst die einfachen Regeln beim Poetry-Slam: "Selbst geschriebene Texte – nicht länger als sieben Minuten – keine Hilfsmittel auf der Bühne." Sein Mitmach-Text "Dracarys" drehte sich ganz um das Thema "Games of Thrones", das ihn seit Jahren beschäftigt.

Als erste Wettstreiterin trat nach Auslosung Nele Buhrmann mit einem bewegenden Liebesgedicht vor das überschaubare Publikum: "Du hast meine Flügel gebunden – und ich habe bei dir ein sicheres Netz gefunden." Von der gewaltvollen Beziehung las sie und stellte mit brüchiger Stimme die Frage: "Wie verlässt man den Mann, den man liebt?"

Nach der Punkte-Bewertung durch das Publikum philosophierte Domenik Heißler über das Warten. "Träumen wir groß und gehen wir Schritt für Schritt los – denn ein bisschen Superkraft steckt doch in jedem von uns." Therese Degen widmete ihren ersten Text dem Klima und der passiv-aggressiven Ent-Freundung auf Facebook und las: "In Notlagen aller Art hilft Lyrik."

Und Joachim Breitner erklärte zunächst: "Ich habe mich unter Vortäuschung falscher Tatsachen eingeschlichen, ich mache gar kein Poetry." Sein Beitrag widmete sich äußerst unterhaltsam der Morphologie der deutschen Sprache, er forderte die Liberalisierung des deutschen Komparativs, weil es die deutsche Sprache sehr viel lebendiger machen würde. Nach dieser ersten Runde lagen die Punktebewertungen eng zusammen, sodass alle vier ins Finale einzogen.

Davor hatte allerdings das Bühnenduo "Einfach so" mit dem Programm "Hals- und Reimbruch" seinen Auftritt. Sie entführten ins Land der wilden Worte, das übers Letter-Meer mit einem DIN A 4-Blatt erreicht werden kann. Auf dem abenteuerlichen Weg wurden Feder und Tinte zur Waffe, wucherten Kommata am Wegesrand und wurden sie am Ende zu Rittern der Schwafelrunde. Wortgewandt setzten sie sich mit Themen wie der Angst, der Entdeckung der Langsamkeit oder dem Klimawandel auseinander.

Die zweite Runde des Dichterwettstreits eröffnete Nele mit schwerer Kost beim Mitmach-Text "Schlampe". "Sie ist 14 Jahre alt, aber ihre Blüte verblüht, seit er in ihre Welt eingedrungen ist", las sie leise und zeichnete verschiedene gebrochene Lebenswege.

Krasser Kontrast dazu war Domeniks Vortrag über Einhörner, die sich mit dem Dichter stritten. "Die Welt, die wir kennen, entwickelt sich an und aus Gegensätzen", erklärte er zu Beginn. So traf das weiße Glitzer-Einhorn stimmlich auf das schwarze Einhorn des Todes und legte sich zwischendurch mit dem Dichter selbst an. Eine skurrile Geschichte, die ihm am Ende den Sieg einbrachte. Für Therese stand in ihrem Beitrag fest: "Das Leben hat seine eigene Ironie. Kunst darf ruhig ein bisschen Hara-Kiri sein." Nur Joachims zweiter Beitrag über die Homöopathie konnte wenig überzeugen.

Das absolut sehenswerte Bühnenduo "Einfach so" kommt am 19. Januar nach Haslach. In der Reihe "KliK – Kleinkunst im Kloster" werden die 24-jährige Cäcilia Bosch aus dem Saarland und der 32-jährige Ansgar Hufnagel aus Schwäbisch-Hall ihr Programm "Hals und Reimbruch" auf die Bühne bringen.