Das älteste noch vorhandene Narrenblatt stammt aus dem Jahr 1924. Repro: zyk Foto: Schwarzwälder Bote

Narrenblatt: Vor 35 Jahren wiederbelebt / Zeitschriften gehören zu den ältesten fastnächtlichen Traditionen

Zur organisierten Fasent in Haslach gehört zweifelsohne das Narrenblatt, eine der alten fastnächtlichen Traditionen. In diesem Jahr kann das Narrenblättle nach seiner Wiederbelebung seinen 35. Geburtstag feiern.

Haslach. Mit großer Freude erwarten die Menschen in vielen Gebieten Süddeutschlands alljährlich das Erscheinen der närrischen "Verkündblätter", die sich deutlich von den amtlichen Organen unterscheiden.

Eine der ältesten Zeitungen dieser Art im Gebiet zwischen Donau, Alb und Bodensee dürfte das "Engener Narrenblatt" aus dem Jahr 1843 sein. In einer volkskundlichen Untersuchung von Martin Scharfe vom Tübinger Ludwig-Uhland-Institut über fastnächtliche Rügebräuche zu Beginn der 60er-Jahre stellte er fest, dass es allein im Gebiet zwischen Donau und Bodensee in etwa 50 Orten eine gedruckte oder vervielfältigte Narrenzeitung gab. Diese Zahlen sprechen für die Bedeutung, welche den Narrenzeitungen zukommt, sind aber längst weit überholte Statistiken. Inzwischen dürften die Narrenzeitungen in die Hunderte gehen, es sei allein auf die Vielzahl von Narrenblättle in der Raumschaft Haslach hingewiesen.

Besonders interessant sind meist die Titel, welche auf die Verbindung zwischen fastnächtlichem Rügebrauch und Narrenblättle hinweisen, beispielsweise die "Knallerbse" aus Haslach oder der "Wunderfitz" in Hausach. Selbstverständlich ist, dass der Inhalt einer Narrenzeitung nicht nur rügenden Charakter hat, sondern neben närrischem Unsinn, der Verkehrung der Wirklichkeit oder fantasievoller Komik sich auch anderen, nicht unwichtigen Dingen widmet. So spielten neben "Bekanntmachungen" heute wie früher Anzeigen eine besondere Rolle, wobei deren Richtigkeit nicht immer direkt zu erkennen ist.

Zum Kreis der Städte mit einer nachweisbar langen Tradition gehört auch Haslach. Das älteste noch im Zunftarchiv vorhandene Haslacher Narrenblatt stammt von 1924 und war als "Haschlocher Blaueste Nachrichten". Es war nicht allein: Aus dem gleichen Jahr stammt auch noch die Ausgabe des "Schnurrers". Ob diese beiden Narrenzeitungen Haslachs wirklich auch die ältesten Ausgaben sind, lässt sich leider nicht mehr feststellen. Ab 1924 lassen sich jedenfalls Jahr für Jahr die Ausgaben wie "Malefizhechler", "Knallerbse", "Narrosepp" oder "Narrenzeitung" feststellen, um einige der gängigen Titel zu nennen. In manchem Jahr kamen sogar zwei Narrenblättle auf den Markt.

Nachdem auch durch kriegerische Zeiten bedingt das Narrenblatt in Vergessenheit geraten war, wurde das Haslacher Narrenblatt zur Fasent 1983 wiederbelebt. Nach einem nicht ganz geglückten Start kam dann ein Jahr später das noch heute übliche Blättle im Zeitungsformat auf den Markt. Es ist bis heute eine beliebte närrische Lektüre.

Das "Narrenblättle vun Hasle" versteht sich seitdem wieder als fester Bestandteil der traditionsreichen Haslacher Fasent. Verkauft wurde es bereits in Schnellingen und der Innenstadt. Heute, Samstag, ist das Verkaufsteam in den übrigen Teilen von Haslach und Bollenbach unterwegs. Wer das Team verpasst hat, kann das Narrenblatt auf dem Närrischen Wochenmarkt am Fasentsamstag erwerben.