Diskutierten Ideen und Befürchtungen rund um "Kirche 2030" (von links): Dekanatsreferentin Ruth Scholz, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Angelika Spitzmüller und ihr Stellvertreter Franz-Josef-Schultheiß. Quelle: Unbekannt

"Kirche 2030": Beteiligte treffen sich im November / Gläubige befürchten, dass Ehrenamtliche wegbleiben

Auf dem Weg zur "Kirche 2030" hat Dekanatsreferentin Ruth Scholz den Pfarrgemeinderat der Seelsorgeeinheit Haslach auf aktuellen Stand gebracht. Die Raumplanung ist weitestgehend abgeschlossen, jetzt startet der Entwicklungsprozess.

Haslach. Ein erstes Treffen zum Projektstart für die neue Großpfarrei Kinzigtal ist für November terminiert. Dazu werden aus den beteiligten Seelsorgeeinheiten Zell, Haslach, Hausach-Hornberg, An Wolf und Kinzig, Kloster Wittichen und Oberes Wolftal jeweils drei Personen entsandt. Außerdem wird der Vorstand des Dekanatsrats dabei sein, drei Vertreter der karitativen Einrichtungen und alle vor Ort tätigten Einheiten der Diözese.

"Das Ziel ist es zu klären, welche Gremien es zur weiteren Bearbeitung der Kirchenentwicklung braucht", erklärte Ruth Scholz. Außerdem soll bei dem Treffen ausgelotet werden, wer sich von den Beteiligten eine Mitarbeit in verantwortlicher Position vorstellen kann und wer darüber hinausgehend für eine Mitarbeit angesprochen werden kann.

Im Vorfeld hatte es in allen Gremien ausführliche Informationen gegeben. Jetzt steht der Austausch über das Bild einer neuen Kirche auf der Agenda, in den alle Akteure vor Ort eingebunden werden sollen. Während der Pfarrgemeinderatssitzung in Haslach hatte Ruth Scholz zunächst die Eckpunkte des Prozesses Kirchenentwicklung 2030 aufgezeigt (siehe Info). In einer gelungenen Mischung aus Erklärungen der Dekanatsreferentin und Einbinden der Pfarrgemeinderäte wurden Hoffnungen, Befürchtungen und Ideen angesprochen. Zu den Hoffnungen der Pfarrgemeinderäte zählten die Bildung neuer und überörtlicher Interessens-Gemeinschaften, ein größeres Spektrum an Angeboten, eine bessere Vernetzung, die Entdeckung unerwarteter Talent, kreative Impulse für eine positive Entwicklung, ein Aufbruch und mehr Mut, den Glauben zu leben. Aber auch viele Befürchtungen wurden formuliert. So werde es gerade für die kleinen Gemeinden schwierig werden, die Personen für eine Mitarbeit zu finden. In den künftigen großen Strukturen wird eine sinkende Bereitschaft für das ehrenamtliche Engagement vermutet.

Doch die Pfarrgemeinderäte hatten auch kreative Ideen wie beispielsweise neue Studiengänge und Ausbildungsberufe als Mix aus Theologie-Studium und Event-Management.

Auf die inhaltlichen Rückfragen hin erklärte die Dekanatsreferentin: "In der jetzigen Phase sind Sie das gewählte Gremium und treffen die notwendigen Entscheidungen – allerdings in Verbindung mit den Pfarrgemeinderäten der beteiligten Seelsorgeeinheiten."

Selbstbestimmung bleibt das wichtigste Prinzip

Vermutlich werde es Konsens-Entscheidungen geben und auch die anderen diözesanen Einrichtungen würden mitentscheiden. Das Prinzip der Subsidiarität – also der Entfaltung der individuellen Fähigkeiten, der Selbstbestimmung und Selbstverantwortung – werde auch später das wichtigste Prinzip sein. "Was im Kleinen entschieden kann, wird auf der unteren Ebene entschieden. Erst wenn es nötig wird, geht es auf die höhere Ebene", verdeutlichte Ruth Scholz.

Der gewählte Pfarrgemeinderat wird in der Großpfarrei künftig ein Pfarrei-Rat sein, darunter werde es vermutlich kein gewähltes Gremium, sondern wie bisher die Teams vor Ort geben. Der Stiftungsrat werde auf Ebene der Pfarrei wohl eine stärkere Organisationsebene mit Geschäftsführer und Aufsichtsrat sein. Und die Frage nach der personellen Ausstattung lasse sich nicht festlegen: "Mit etwa zwölf Hauptamtlichen wird die neue Pfarrei starten." Allerdings würde das eine sehr dynamische Sache sein, weil bereits heute offene Stellen nicht mehr besetzt werden könnten.

Dekanatsreferentin Ruth Scholz und Pfarrer Michael Lienhard sind lokale Projekt-Koordinatoren für das hintere Kinzigtal. "Der Weg in die Zukunft als Kirche wird zwischen Chancen und Gefahren in einen neuen, weiten Raum sein", erklärte Ruth Scholz. Von derzeit 224 wird die Zahl auf künftig 36 Kirchengemeinden reduziert, aus aktuell 1057 Pfarreien werden am Ende 36 Pfarreien in der Erzdiözese Freiburg. In der aktuellen Konzeptphase erarbeiten 18 Fachgruppen auf Diözesan-Ebene bis März eine Diskussions-Grundlage für Erzbischof Stephan Burger.