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Landratsamt prüft Denkmalstatus der Bäume. Eingang durch die "Katzenklappe"?

Haslach - Noch immer sind die Platanen vor der Stadthalle nicht gefällt worden. Eine Bürgerinitiative kämpft mit neuen Argumenten um deren Erhalt. Das Landratsamt (LRA) prüft im Auftrag der Stadt nun, ob es sich bei den Bäumen um Naturdenkmale handelt.

Wie das Landratsamt auf eine Anfrage des Schwarzwälder Boten am Dienstag mitteilte, ging ein entsprechender Antrag von der Stadt Haslach am 16. Februar ein. Eine Woche später hatte die Initiative publik gemacht, dass die Bäume als Naturdenkmal gelistet sind.

Nun heißt es warten. Wie Anita Dinger, die Leiterin des amts für Umweltschutz im LRA mitteilte: "Derzeit prüfen wir sorgfältig, ob die von der Stadt Haslach vorgetragenen Interessen ausreichen, um die Belange des Naturschutzes zu überwiegen. Im Rahmen dieser Prüfung haben wir auch den in Baden-Württemberg anerkannten Naturschutzvereinigungen die Gelegenheit gegeben, Stellung zum Antrag zu nehmen. Wir gehen davon aus, dass wir unsere Entscheidung nach dem Eingang dieser Stellungnahmen bis spätestens Ende März treffen können."

Laut Initiative hatte Bürgermeister Philipp Saar zugesichert, dass die Bäume nicht gefällt werden, sollte ein Verbot bestehen. Warum hält die Stadt also an dem Vorhaben fest, auch wenn die Bäume als Naturdenkmal gelistet sind? Haslachs Kulturamtsleiter Martin Schwendemann erklärt: "Ich kann nur die uns bekannten Fakten wiederholen: Ohne Genehmigung wird nichts gefällt. Die Stadt beantragt doch gerade die Genehmigung des Fällens beim LRA. Wenn das Fällen seitens des LRA nicht erlaubt wird, bedeutet erst dieses in der Tat ein Verbot und dann wird natürlich nicht gefällt." Einen möglichen Vorwurf der Verbotsumgehung weist er im Namen der Stadt zurück. "Die Anfrage auf Fällgenehmigung beim LRA ist ein ganz normaler Verfahrensgang anbetrachts des Naturdenkmalcharakters der Platanen."

Die Bäume stehen einem barrierefreien Aufgang im Weg. Dieses Argument wird von der Initiative kritisiert: Zunächst sei es immer um Parkplätze gegangen. Der barrierefreie Eingang sei erst später hinzugekommen, sagte Sabine Wöhrle am Montag im Gespräch mit dem Schwabo. Auch ihre Mitstreiterin Barbara Schell hinterfragt die Sinnhaftigkeit eines neuen barrierefreien Aufgangs. Der bisher genutzte Seiteneingang führe schließlich nicht durch die Küche der Stadthalle, sondern durch die Garderobe, stellte sie klar.

Schwendemann hält dagegen: In Sachen Inklusion hätte sich in den vergangenen 20 Jahren einiges geändert. "Und wir haben den Anspruch, dass Menschen mit Behinderung nicht durch die Katzenklappe in die Stadthalle gelangen müssen", sagte Schwendemann, der Teil einer Arbeitsgruppe der Verwaltung ist, die sich mit den Belangen von Menschen mit Behinderung in Haslach auseinandersetzt. Hinzu komme, dass der Seiten- auch noch ein Notausgang sei – ein bequemes Ein- und Ausgehen durch diese Tür sei vor diesem Hintergrund fraglich.

Im Zweifelsfall gebührt den Bürgern der Vorrang

Mit Anita Diebold hat der Ortenaukreis seit 2016 eine hauptamtliche Beauftragte für Menschen mit Behinderung. Der Behindertenbeirat des Kreises begleitet und unterstützt die Arbeit der Behindertenbeauftragten. Die Stadthalle in Haslach habe sie selbst auch schon mehrfach für Veranstaltungen besucht, sagt sie am Telefon. Ein solch zentraler Veranstaltungsort müsse allen Bürgern barrierefrei zugänglich sein, fordert sie. Die Teilhabe müsse auch Menschen im Rollstuhl, mit Rollator oder mit Kinderwagen ermöglicht werden, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein – das heißt eben auch, nicht auf einen Seiteneingang ausweichen zu müssen, der vielleicht für jeden einzelnen erst geöffnet werden muss.

Auch sie sei nicht erfreut, wenn Bäume gefällt werden müssen. Ein barrierefreier Zugang erfordere aber nunmal eine Rampe mit höchstens sechs Prozent Steigung. "Natürlich möchten auch behinderte Menschen, dass keine Bäume gefällt werden, und wenn beides funktioniert, ist das natürlich toll." Sie würde sich daher wünschen, dass Alternativen zur Abholzung noch einmal gründlich geprüft werden. Im Zweifelsfall müsse aber der Teilhabe von Bürgern, die die Treppe am Haupteingang nicht selbstständig überwinden können, der Vorrang gebühren.

Die Initiative kämpft weiter. Unterschriftenlisten liegen im Kiebitz und dem Weltladen aus. Eine Online-Petition, die am Montag ins Leben gerufen wurde, hatte Dienstagnachmittag bereits 109 Unterzeichner. Die Initiative wollte die Haslacher Gemeinderatssitzung am Dienstagabend nutzen, sich noch einmal an Bürgermeister und Stadtrat zu wenden. Wir werden weiter berichten.