Irmtraud Mussler stellte Philipp Saar einige Fragen und auch die Bewohner des Alfred-Behr-Hauses kamen zu Wort. Foto: Kornfeld

Dritter Sofaabend im Alfred-Behr-Haus ist ein Erfolg / Drei neue Haslacher stellen sich im lockeren Gespräch vor

Beim bereits dritten Sofaabend im Alfred-Behr-Haus begrüßte Moderatorin Irmtraud Mussler drei Gäste. Eines hatten sie alle gemeinsam: Sie wohnen noch kein ganzes Jahr in Haslach und sind sozusagen in der Eingewöhnungsphase.

Haslach. Umrahmt von den von der "Spinnstube" gesungenen Liedern gaben die drei Einblicke in ihr bisheriges Leben und plauderten aus dem Nähkästchen. Die Zuhörer, zumeist Bewohner des Alfred-Behr-Hauses, hatten dadurch die Möglichkeit, die "Zugezogenen" besser kennenzulernen.

Gertrud Günter

Zunächst Gertrud Günter. Sie ist als älteste von fünf Geschwistern 1928 in Triberg geboren und aufgewachsen. Sie begann eine Ausbildung zur Verkäuferin, die sie abbrechen musste, um ihre Mutter zu pflegen. Bei ihrer späteren Arbeit in einer Jutefabrik lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie nach Heilbronn zog. Dort arbeitete sie in einem Hotel und lernte so prominente Gäste wie Udo Jürgens, Harald Juhnke und Otto Waalkes kennen. "Man hat da einiges erlebt, das kann man gar nicht erzählen", so Günter. Mit der einen oder anderen Anekdote trug sie dann aber doch zur Unterhaltung bei. Beispielsweise, dass Udo Jürgens gerne Kutteln aß und das vor der offiziellen Mittagszeit, damit er Ruhe hatte. Als Otto einmal etwas laut gewesen sei, habe sie ihn mit den Worten "Das können sie auf der Bühne machen, aber nicht in diesem Haus" in die Schranken gewiesen.

Sie musste die Stelle im Hotel aufgeben, um ihren Mann zu pflegen. Sie ging zurück nach Triberg und lebte dann 20 Jahre in Gutach. Da sie zuhause nicht mehr zurechtgekam, wohnt sie seit August im Alfred-Behr-Haus. Dankbar ist sie ihrem Enkel. "Er ist meine rechte Hand und macht alles für mich. Er ist Gold wert", sagt sie. Sie habe sich gut eingelebt und im Alfred-Behr-Haus habe sie Menschen zum unterhalten. "Ich kann mich überall anpassen", sagt sie.

Ivona Sagert

Der zweite "Talkgast" war die neue Mitarbeiterin im Haus, Ivona Sagert. Sie ist in Schlesien geboren und 1996 der Liebe wegen nach Deutschland gekommen. Sie sei abends um 19.30 Uhr in der Nähe von Frankfurt angekommen und musste sofort mit dem Fahrrad zur Volkshochschule fahren. Dort lernte sie in Abendkursen Deutsch. In Polen war sie Bäckerin. In der Nähe von Frankfurt fand sie schnell wieder eine Stelle und arbeitete sich zur Ausbilderin hoch. "Als meine Mutter starb, hat sich mein Blick auf alte Menschen geändert, ich wollte Altenpflegerin werden", erinnert sich Sagert.

Nach einer Umschulung arbeitete sie in der ambulanten Pflege. Interessant sei es gewesen, die betreuten Menschen in ihrem privaten Umfeld zu erleben. Der Zeitdruck habe wenig Raum für die Betreuung gelassen. Sie schilderte, wie sie morgens einen Menschen gepflegt habe und fünf Stunden später wieder zu ihm in die Wohnung kam. Er habe noch genauso im Sessel gesessen, wie sie ihn verlassen habe. Das habe sie deprimiert.

Wieder der Liebe wegen ist Sagert ins Kinzigtal gekommen und arbeitet nun im Alfred-Behr-Haus. "In der Pflege muss man mit Herz und Verstand arbeiten. Wenn einen ein Mensch dankbar anlächelt und die Hand drückt, ist das das beste Geld, das man verdienen kann", so Sagert.

Philipp Saar

Als dritter Überraschungsgast nahm der neue Bürgermeister von Haslach, Philipp Saar, auf dem Sofa Platz. Er ist sozusagen mit Kommunalpolitik aufgewachsen, da sein Vater schon lange im Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister von Emmendingen ist. Saar hat in Freiburg Geschichte und Politik studiert und wollte ursprünglich Journalist werden. Wendepunkt sei seine Arbeit für Peter Weiß gewesen, dessen Wahlkampfbüro er geleitet habe, so Saar.

Nach seinem Studium leitete er drei Jahre lang die Büros von Weiß in Lahr, Emmendingen und Berlin. "Es war eine sehr interessante Arbeit. Ich habe viele Menschen und Städte kennegelernt, unter anderem auch Haslach", erinnert sich Saar. Schon damals habe er den Charme Haslachs empfunden.

Der ständige Wechsel zwischen Emmendingen und Berlin sei für das Privatleben nicht gut gewesen, darum habe er insgesamt sechs Jahre für zwei Firmen in der Recyclingbranche, zuletzt als Leiterfür externe Kommunikation und Politik, in Berlin gearbeitet.

Aber "wenn sie mal aus unserer Region weg waren, merken sie wie schön es hier ist", so Saar.

"Es waren verschiedene Bürgermeisterstellen ausgeschrieben, warum haben sie sich für Haslach entschieden?“, fragte ihn Mussler. "Man sucht sich immer die Schönste aus", lachte der neue Bürgermeister.

Zu den wichtigen Themen seines Amtes befragt, nannte er unter anderem die Umfahrung von Haslach und die Digitalisierung, um gute Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen. Nach dem "Bayrischen Hof" befragt, sagte er "die Rahmenbedingungen durch die Stadt sind gegeben. Wann es los geht, liegt beim Investor".

Dass einige Zuhörer das Kopfsteinpflaster in Haslachs Innenstadt als unangenehm empfinden, konnte er nachvollziehen. Egal ob mit Highheels, Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl, das Pflaster sei ein Problem. Von Seiten der Stadt werde eine Lösung gesucht.

Noch viele Fragen musste der Bürgermeister beantworten und so erfuhren die Zuhörer auch Persönliches. Beispielsweise, dass es für Saar wichtig ist, mindestens fünfmal am Tag zu lachen, auch wenn der Beruf des Bürgermeisters, den er als Berufung empfindet, oft schwere Entscheidungen fordert.

Kraft geben ihm Freunde und seine Partnerin, die ihm ehrlich sagen, wenn etwas nicht gut ist. Wichtig ist es für ihn den Moment zu genießen, beispielsweise beim Blick auf die Natur. Er hat Klavier spielen gelernt und spielte lange Schlagzeug in einer Jazzcombo in Emmendingen.

Zwei Tage vor dem Sofagespräch sind seine Umzugskisten aus Berlin angekommen, die ausgepackt werden müssen. Und fast gleichzeitig nahmen Saar und seine Partnerin Rebecca Koestel einen zweiten Hund auf. Auch privat gibt es also eine Menge zu tun.