Storchenvater Alois Krafczyk dirigiert die Kinder. Foto: Weimer Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Beim Storchentag zieht wieder eine laute Horde durch die Stadt / Hochrangiger Besuch dabei

"Heraus! Heraus!": Der fordernde Ruf ist am Freitag wieder durch Haslach geschallt. Zahlreiche Kinder waren mit dem Storchenvater unterwegs, um bei den Bürgern Gaben einzufordern.

Haslach. Bevor es pünktlich um 12 Uhr an der Mühlenkapelle losging, fand sich gegenüber im "Ochsen" eine kleine Runde hochkarätiger Gäste ein. Storchen- und Hansjakobfreunde begrüßten in ihren Reihen unter anderem den Leiter des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell, Wolfgang Fiedler. Auch Wolfgang Schäfle, der im vergangenen Jahr in Haslach von seinem Leben mit den Radolfzeller Störchen berichtete, war dabei.

Storchenvater Alois Krafczyk begrüßte die Runde und freute sich, dass so viele Ehrengäste der Einladung gefolgt waren. Auch Haslachs Bürgermeister Philipp Saar mit Ehefrau Rebecca und Großmutter Gisela, die vor einigen Jahren für eins der Haslacher Küken Patin gewesen ist, waren dabei. Mit launigen Gesprächen verging die Stunde wie im Flug.

Krafczyk erklärte den Anwesenden unter anderem, was es mit den zwei Broten auf sich hat, die er auf dem Rücken trägt. Diese seien der traditionelle Lohn für den Storchenvater gewesen. "Erzähl’, wo du sie her hast", sagte Rudi Allgaier. Auf die kurze Antwort "Vom Bäcker" hatte Krafczyk die Lacher auf seiner Seite. Früher sei der Storchentagszug an der Stadtmühle gestartet, ergänzte Krafczyk. Den Lohn habe er dann dort erhalten.

Um Schlag 12 Uhr führte Krafczyk die Kinder dann zunächst in die Mühlenkapelle. In dieser wird traditionell das Gebet "Engel des Herrn" gesprochen, bevor die Horde sich dann in Bewegung setzt. Angeleitet vom Storchenvater, der es versteht, die Kinder zu dirigieren und zurückzuhalten, zogen sie am Freitagnachmittag von der Mühlenkapelle Richtung Altstadt und von dort weiter durch die Straßen Haslachs. Der lange Stecken, mit dem Krafczyk normalerweise Brezeln aus den oberen Stockwerken der Häuser "angelt", diente auch dazu, die große Kinderschar am zu schnellen Vorpreschen zu hindern.

Auch das Haslacher Rathaus war natürlich Station. Dort regnete es die traditionellen Orangen und Brezeln – und auch die eine oder andere Süßigkeit.

Der Storchentag ist einer der ältesten Bräuche Haslachs. Er geht auf eine Legende zurück, nach der Störche die Stadt vor einer großen Hungersnot bewahrten. Seither tun die Bewohner den Kindern etwas Gutes. Normalerweise findet er am 22. Februar statt. Diesmal wurde er wegen des Närrischen Wochenmarkts vorverlegt.