Jungstörche haben Kennung bei "filmreifer Aktion" erhalten. Brigitte Papirnyk und Alois Krafczyk sind Paten.
Haslach - Aufregung, aber auch Grund zur Freude hat es am Freitag bei der Familie Storch und ihren Freunden in Haslach gegeben. Denn die zwei Kinder sind nun beringt und haben von ihren Paten auch jeweils einen Namen bekommen.
Der Storch von Patin Brigitte Papirnyk trägt nun den Namen Olli, während der von Paten Alois Krafczyk (Walter Bührer: "Es war kein würdiger als der langjährige Storchenvater denkbar") ab sofort Bolli gerufen wird. Diesen Namen trägt er in Erinnerung an den vor einem Jahr verstorbenen Jungstorch in Bollenbach.
Bis zur freudigen Feier mit Danksagungen an die vielen Storchenfreunde und Helfer war es aber erst einmal ganz schön spannend. Denn die Familie Adebar hat sich ja den Haslacher Kirchturm als Nistplatz ausgesucht. "Als Gerard Mercier zum ersten Mal mit mir über die Beringung gesprochen hat, fragte er nach den 33 Meter hohen Turm", erinnerte sich Krafczyk. Als er ihn dann aufgeklärt habe, dass er zur Beringung doppelt so hoch hinaus müsse, habe der gebürtige Franzose aber nur gemeint: "Kein Problem für mich." Dabei war seine höchster Einsatzort bisher in 37 Meter Höhe.
Die Beringungsaktion, die dazu dient, dass die Störche weltweit durch ihre Nummer erkannt werden können und somit ihre Aufenthaltsorte nachvollzogen werden können, wurde dann aber zu einer "filmreifen Aktion" (Krafczyk).
Erster Darsteller war aber ein Elternteil. Denn noch bevor die Menschen den Kirchturm bestiegen, setzte sich der Storch mit einem beeindruckenden Rundflug um den Turm in Szene. Schon das fanden die Festgäste beeindruckend. Weiter ging’s im Film dann mit den wagemutigen Turmbesteigern: Gerard Mercier, Paulette Gawron und Norbert Hauer. Der Haslacher war es laut Krafczyk auch gewesen, der vor rund 30 Jahren letztmals ganz oben auf der Kirchturmspitze gestanden hatte. Damals sei das goldene Kreuz angebracht worden. Ob die Dachluke Jahrzehnte später überhaupt zu Öffnen sei, war daher keineswegs sicher. Bis zu dieser Luke waren die drei binnen zehn Minuten vorgedrungen. Dann hieß es nicht nur von Rudi Allgaier (Nabu): "Junge, Junge ist das spannend." Denn bis Mercier über eine Holzleiter und gesichert durch Gawron ganz oben auf den Dach sichtbar wurde dauerte es dann etwa noch einmal so lange. "Von unten sah das ebener aus", erklärte Mercier nach seiner umjubelten Rückkehr lachend. Die nötige Konzentration für die Aktion hatte der 67-Jährige auch dank 140 Beringungen, die er laut Gottfried Nauwerck allein dieses Jahr schon vorgenommen hat.
Beim Fest berichtet Mercier noch, dass die Storchenkinder sich Tod gestellt hätten. Das sei aber immer so. Auch brauche man keine Sorgen haben, dass das Nest weggeht werden könnte. "Der größte Sturm wird das nicht wegbringen." Denn es sei zu schwer und auch gut verankert. Die jungen Störche würden dann frühestens in zwei Wochen fliegen können.
Was der Franzose nicht aufklären konnte, ist das Geschlecht der Tiere. Dieses sei bei Jungstörchen noch nicht erkennbar. Den stolzen Paten war das egal. Zumal sie sich schon zuvor auf die Namen Olli und Bolli festgelegt hatten. Krafczyk lobte in seiner Rede Mercier für sein "Meisterwerk" auf dem wohl höchstgelegenen Nest ganz Deutschlands. Er würdigte aber auch die Verdienste von Norbert Hauer, der den Storchenfreunde trotz seiner beruflichen Belastung immer tatkräftig zur Seite stehe. Adolf Keller bekam sogar via Urkunde das Amt des "Gewässermeisters" verliehen. Denn in den vergangenen Wochen hatte er viele Felder umgegraben, um den Störchen bei der Wasser- und Nahrungssuche zu helfen.
Zudem erinnert der Pate und seit fast drei Jahrzehnten amtierende Storchenvater an seine Vorgänger in diesem Amt und an die bisherigen Nistplätze der Störche in der Hansjakobstadt. Auch war sich Krafczyk sicher, dass nach der rund 20-jährigen Durststrecke ohne Strochendauergast in Haslach die ganze Bevölkerung nun glücklich sei und alle hoffen, dass sie im nächsten Jahr wiederkomme.
Wieder gelandet war ein Elternteil schon kurz nach der Aktion. Und wer weiß, vielleicht haben die Störche auch hoch oben über Haslach die Beringung gefeiert.