Verkehr: Bringt die Einführung der Maut Erleichterung? / Anlieger berichten von ihren Erlebnissen

Die Maut für Lastwagen gilt seit dem 1. Juli des Jahres auch auf den Bundesstraßen des Kinzigtals. Viel Geld soll die Gebühr eingenommen werden. Die Anwohner hoffen auf mehr Ruhe und weniger Abgase (der Schwabo berichtete).

Mittleres Kinzigtal . Gibt es schon Veränderungen? Besonders in Gutach ist die Belastung durch die B 33 immer wieder Thema.

Da das Rathaus direkt an der B 33 liegt, kann Bürgermeister Siegfried Eckert die Situation nach eigenen Aussagen gut beurteilen. "Früher konnte man das Fenster nicht aufmachen, es war so laut, dass man nicht telefonieren konnte. Heute ist das anders", sagt er.

Da die Belastung durch die Bundesstraße immer wieder in der Gemeinde diskutiert wird, beobachtet Eckert die Entwicklung genau. "Ich habe den Eindruck, dass früher 70 Prozent der Lastwagen auf der B 33 ausländische Kennzeichen hatten, heute ist das gefühlt umgedreht", stellt er fest. "Das bestätigen mir auch Bürger, die direkt an der Straße wohnen", fährt er fort.

Konkrete Zahlen gibt es in sechs Wochen

In circa sechs Wochen wird es nach Aussagen des Bürgermeisters konkrete Zahlen geben. Ab einer Anzahl von 8400 Fahrzeugen, die am Tag durchfahren, ist eine Gemeinde verpflichtet, ein Lärmschutzprogramm aufzustellen. "Wir müssen etwas tun", so Eckert.

Der Gemeinderat wird Maßnahmen beschließen um für bessere Wohnqualität, Nachtruhe und Gefahrenschutz zu sorgen", so der Bürgermeister. Welche Schritte das sein werden, ist auch Thema bei einer Einwohnerversammlung im November.

Samuel Reichert, Wirt des Gasthauses Engel an der B 33 in Gutach, hat jedoch den Eindruck, dass die Maut Entlastung gebracht hat. Der Anteil der durchfahrenden Schwertransporter mit ausländischem beziehungsweise auswärtigen Kennzeichen ist seiner Einschätzung nach von ungefähr 80 auf 40 Prozent zurückgegangen. "Trotzdem sind immer noch sehr viele Lastwagen im Transit auf der B 33 unterwegs. Besonders eine österreichische Spedition ist jeweils morgens zwischen 6 und 10 Uhr mit zehn bis 20 Wagen unterwegs. Abends kehren sie dann zurück", berichtet er.

Auch jetzt seien die Lastwagen auf der B 33 noch eine Belastung für die Gäste des "Engel". Reichert lobt die Regelung in der Schweiz, dort dürfen nachts keine Lastwagen fahren.

Brigitte Heinzmann wohnt direkt an der B 33 in Gutach und ist außerdem Sekretärin in der Schule, also auch tagsüber direkt an der Bundesstraße. Sie kann keine Veränderungen feststellen, hat jedoch auch nicht gezielt darauf geachtet. "Ich bin direkt an der B 33 aufgewachsen. Es kann also sein, dass ich mich bereits sehr daran gewöhnt habe, aber meiner Meinung nach ist der Lärm gleich geblieben", sagt sie.

Den gleichen Eindruck hat Elisabeth Pasternak, Leiterin des Kindergartens in Gutach. Sie hat bisher keine Entlastung beobachtet. "Es fährt ständig ein Lastwagen vorbei", sagt sie und ist über die sehr gute Isolierung des Kindergartens froh. Auch im anliegenden Garten sei es sehr ruhig, informiert sie.

Aus dem Rathaus in Haslach ist zu dem Thema noch keine Einschätzung zu bekommen: "Das ist noch viel zu verfrüht für eine Aussage", so Martin Schwendemann von der Stadtverwaltung.

Die Speditionen nehmen die gleichen Strecken

Wie sehen das die regionalen Spediteure? Klaus Böhler von der Spedition Böhler in Haslach sagt dazu: "Es hat sich nichts getan. Wir fahren die gleichen Strecken wie bisher. Wir passen allerdings die Preise an."

Ähnlich sieht es Edgar Rosenfelder von der Spedition Rosenfelder in Hornberg. "Wir müssen die mautpflichtigen Strecken fahren, um unsere Touren machen zu können. Durch den hohen Zeitaufwand gibt es keine Möglichkeit auszuweichen", betont er.

Die Firma Toll-Collect ist für die automatische Kontrolle der Mautpflicht zuständig. Wie das Unternehmen mitteilt, haben in den vergangenen Jahren Untersuchungen ergeben, dass es keinen signifikanten Ausweichverkehr aufgrund von Mauterhebungen gegeben hat.

Um rentabel arbeiten zu können, müssen die Speditionen laut Toll-Collect möglichst viele Aufträge ausführen. Das können sie nur, wenn sie direkte Wege auf gut ausgebauten Straßen wählen. Das Ausweichen auf das nachgeordnete Straßennetz ist nach Angaben der Firma in der Regel teurer als die Mautgebühren und kostet mehr Zeit.

Das Fahrverhalten wurde nach der ersten Ausweitung der Maut untersucht. Im "Bericht über Verkehrsverlagerungen auf das nachgeordnete Straßennetz infolge der Einführung der Maut" der Ende 2016 an den Bundestag übergeben wurde, wird festgestellt, dass die zum August 2012 eingeführte Bundesstraßenmaut auf circa 1100 Kilometer Bundesstraßen kaum zu Verlagerungen geführt hat. Auf rund 1,5 Prozent aller Bundes- und Landesstraßen ist der Mautausweichverkehr signifikant zurückgegangen und wurde im Wesentlichen auf die Autobahnen zurückverlagert.