Viele vom Lockdown betroffene Geschäfte haben in Hausach und umliegenden Gemeinden mit den Folgen zu kämpfen. Foto: Störr

Gemischte Reaktionen auf strengere Maßnahmen. Vor allem Gastronomie leidet unter Situation.

Mittleres Kinzigtal - Bund und Länder haben sich auf einen erneuten Lockdown verständigt. Das trifft vor allem Gastronomen hart. Der Schwabo hat sich im Kinzigtal umgehört, wie Gewerbevereine und Geschäftsleute den zweiten Lockdown sehen.

Einig sind sich alle: Der erneute Lockdown stellt alle vor Herausforderungen – und betrifft von Einzelhandel über Sporteinrichtungen alle hart.

Gewerbeverein Wolfach: Der Wolfacher Gewerbeverein ist gerade dabei, die Rubrik "So schmeckt Wolfach" auf der Internetseite wieder zu aktivieren, um auf Abholservices und Lieferdienste aufmerksam zu machen, erklärt Vorsitzender Reinhold Waidele auf Nachfrage. Viele Gastronomen hätten den Abholservice noch nicht wieder aufgegeben. "Es war ja bisher immer noch nicht wirklich ein Normalbetrieb möglich", so Waidele. Zum einen seien die Gäste zurückhaltender gewesen, zum anderen sei durch die jetzt kühleren Temperaturen auch kaum noch eine Bewirtung im Freien möglich. Für den Gewerbeverein außerdem unglücklich: Bei der Gutschein-Aktion "Bring uns deinen Alten" ist auch die Gastronomie beteiligt – die Aktion würde aber auch bei einem To-Go-Angebot funktionieren. Das gelte es noch abzuklopfen. Gastronomie und Einzelhandel würden schließlich oft eine Symbiose ergeben, gibt er zu Bedenken.

Handels- und Gewerbeverein Haslach: Schwere Zeiten erwartet auch Mechtild Bender, Vorsitzende des Handels- und Gewerbeverein Haslach (HGH). Im Bereich der Gastronomie finde sie die Maßnahmen sogar überzogen. "Die Wirte haben so viel daran gesetzt und viel investiert – der Lockdown trifft sie heftig." Und das betreffe in der Folge auch den Einzelhandel, denn wenn Cafés und Co. geschlossen sind, ist auch im Städtle insgesamt weniger los. Der HGH möchte die Wirte natürlich unterstützen und erarbeite gerade ein Konzept. Zudem sollen Abholservices wieder über zum Beispiel Facebook beworben werden. Bender appelliert an alle, sich an die Regeln zu halten und die örtliche Gastronomie zu unterstützen. "Wir müssen jetzt alle zusammenhalten, damit der Lockdown gut über die Bühne geht." Gleichwohl ärgere es sie, dass von Seiten der Regierung nicht bereits früher Maßnahmen getroffen wurden. "Da hätte man den Sommer über drauf hinarbeiten können – jetzt trifft es uns sehr hart."

Kinzigtalbad Hausach: "Es tut mir natürlich grundsätzlich sehr leid, dass wir unser inzwischen sehr geliebtes und auch sehr gut angenommenes Kinzigtalbad Ortenau ab kommenden Montag für voraussichtlich den ganzen November schließen müssen", schreibt der Hausacher Bürgermeister und Zweckverbandsvorsitzende Wolfgang Hermann. Allerdings wäre es auch mit Blick auf die Maßnahmen nicht schlüssig, ein Freizeitbad offen zu halten, während andere Bereiche heruntergefahren werden. Das Kinzigtalbad wird daher ab Montag, wie bereits im Frühjahr, in eine Art "Schlafmodus" gefahren. Die Beschäftigten werden fast komplett in Kurzarbeit geschickt, um die Betriebskosten während der Schließung so gering wie möglich zu halten. Hierzu erhalten sie diese Woche noch eine schriftliche Mitteilung zur Unterbrechung der Aufhebung der Kurzarbeit. Auch der Kiosk muss geschlossen bleiben. "Hier hoffe ich, dass die angekündigte Ausfallunterstützung des Bundes greift. Denn der Kioskbetrieb wird von den Badegästen mittlerweile sehr gut angenommen und der Zweckverband möchte die qualitativ sehr gute Gastronomieleistung im Bad unbedingt erhalten", so Hermann. Vor der Schließung am Montag scheinen die Bürger das Angebot des Kinzigtalbades nochmals nutzen zu wollen, beobachtet er. Am Donnerstag war das Bad so gut wie ausgebucht.    

Fitness-Turm Haslach: "Wie soll man so unternehmerisch planen?", das ist die Frage, die sich Alexander Hoferer vom Fitness-Turm in Haslach stellt. Nach dem Lockdown im Frühjahr hat er große Summen investiert, um wieder öffnen zu können. Zusammen mit dem Ordnungsamt wurde ein Hygienekonzept erstellt, das übererfüllt wurde. "Für zig-tausend Euro haben wir Luftreinigungsgeräte angeschafft, für jede Etage", so Hoferer. Durch die Hepa-Filter würden 99,5 Prozent der Bakterien und Viren aus der Luft gefiltert. Der Kursraum wurde umgebaut und ist jetzt doppelt so groß wie vor der Pandemie, 200 Quadratmeter. Der notwendige Abstand wird also eingehalten. Da die Niedrigtemperatur-Sauna aufgrund der Verordnungen nicht mehr genutzt werden kann, konnten auch die Duschen und Umkleideräume vergrößert werden. Die Investitionen hätten weit mehr als 50 000 Euro betragen. "Um so bitterer ist das jetzt", klagt Hoferer. Zu bedenken sei ja auch, das Fitnessstudios durchaus systemrelevant seien. "Der Altersdurchschnitt unserer Kunden liegt bei 50 Jahren. Sie kommen aus gesundheitlichen Gründen zu uns", stellt er klar. Der Fitness-Turm sei ein zertifizierter Rehasportanbieter. Gerade zur Zeit sei es auch wichtig, seine Abwehrkräfte zu stärken, betont Hoferer.Er werde für den November keine Mitgliedsbeiträge einziehen, sagt Hoferer. Dabei sei es gerade erst gelungen, den Mitgliedern die Zeit des ersten Lockdowns beispielsweise durch Gutscheine auszugleichen. 30 Mitarbeiter hat der Fitness-Turm, deren Existenz auch am Unternehmen hängt.

 TuS Gutach: Martin Heinzmann, Vorsitzender des TuS Gutach, verweist ebenso wie Alexander Hoferer auf die sportlichen Folgen des Lockdowns. Jetzt sei jeder wieder darauf angewiesen, alleine Sport zu treiben. Aber es gebe auch gesellschaftliche und kommunikative Folgen. Das miteinander Reden oder auch mal einen Kaffee zu trinken fehle. Nach dem ersten Lockdown habe man sich gerade wieder daran gewöhnt miteinander Sport treiben zu können. Der TuS habe den Trainingsbetrieb schon am Anfang der Woche eingestellt. Aufgrund der Fallzahlen sei der Lockdown nachzuvollziehen, so der Vorsitzende des TuS.

 Stadthotel Haslach: Betreiberin Susanne Blum hat erst im Frühjahr, sozusagen zum ersten Lockdown, das Hotel eröffnet. "Wir haben alle Hygienevorschriften eingehalten und in unserer Gegend gibt es wenig Fälle", antwortet sie auf Nachfrage. Nun müsse sie ihre Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit schicken. Geschäftsleute dürften zwar beherbergt werden, aber "wer ist denn schon unterwegs?", gibt sie zu bedenken. Nun komme es darauf an, welche Hilfen der Staat gebe. Diese seien im Frühjahr zwar gut gemeint gewesen, aber sie kenne einige, die bereits wieder zurückzahlen müssten. "Ich denke, es bleiben einige auf der Strecke", ist sie sicher und: "Die Mini-Jobber stehen auf der Straße".