Das Schwabo-Team um Lisa Kleinberger (rechts) zeigt mit dem Haslacher Zeitungsleser, welche Bücher für die Redaktionsmitglieder gerade angesagt sind. Vom Thriller bis zur Kurzgeschichtensammlung ist bei Katharina Beule (stehend), Wolfgang Achnitz und Christina Kornfeld alles dabei. Foto: Feißt

Zum Welttag des Buches empfielt das Schwabo-Team Lieblings-Lektüren

Haslach - Die Unesco feiert das Lesen: Seit 1995 ist der heutige 23. April der "Welttag des Buches". Die Redaktionsmitglieder des Schwarzwälder Boten Kinzigtal haben den Tag zum Anlass genommen, um einmal aus dem Nähkästchen zu plaudern. Sie verraten, was sie zurzeit lesen oder ob sie Lieblingsbücher haben.

 "Zurzeit liegt das neue Buch von Juli Zeh auf meinem Nachttisch", sagt Wolfgang Achnitz, der zurzeit im Rahmen seiner Ausbildung Station im Kinzigtal macht. Der im Luchterhand-Verlag erschienene Roman "Leere Herzen" ist ein brandaktueller Politthriller über Wutbürger und das Internet, der in der nahen Zukunft unserer Ellenbogen-Gesellschaft spielt. Die Autorin selbst beschreibt ihr Werk als "Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen unser Demokratie". Zugleich ist das Buch ein verstörender‎ Psychothriller "über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist" – so formuliert es der Klappentext.  

Hausach-Redakteurin Katharina Beule empfiehlt Volker Kutschers "Der nasse Fisch": "Das war dann wohl Pech: Da darf der junge Kommissar endlich in seinem eigenem Mordfall ermitteln – und dann ist es ausgerechnet die Leiche, die er selbst auf dem Gewissen hat. Und unter Kokain-Einfluss nicht gerade fachmännisch einbetoniert hat. Das ist allerdings nicht der einzige Mord, mit dem er sich herumschlagen muss. In ›Der nasse Fisch‹ (im Berliner Polizeijargon der Begriff für einen ungelösten Mordfall) lässt Autor Volker Kutscher seinen Kommissar Gereon Rath im Berlin der späten 1920er-Jahre ermitteln. Also mitten in den Goldenen Zwanzigern, wo der Schampus in Berlins Untergrund-Etablissements in Strömen fließt und ›dieser‹ Hitler noch als komischer Kauz gilt. Eine Weltstadt im Rausch und voller politischer Spannungen. Ein spannender, lupenreiner Krimi mit einem ordentlichen Schuss Geschichtsunterricht und Lokalkolorit sowie einem Kommissar mit Ecken und Kanten – ich hatte sehr viel Spaß daran. Und auch an der Verfilmung der Romanreihe um Gereon Rath unter dem Titel ›Babylon Berlin‹."

 "Manche Bücher lese ich immer wieder einmal", gibt die Redaktionsleiterin und Haslach-Verantwortliche Lisa Kleinberger zu. "Es gibt Jugendromane, die ich vor circa 20 Jahren zum ersten Mal gelesen habe und die mich immer noch begleiten. Zuletzt habe ich Tad Williams’ ›Saga von Osten Ard‹, die aktuell eine Fortsetzung erfährt, wieder aus dem Regal genommen. In der klassischen Fantasygeschichte geht es um einen Küchenjungen, der schneller erwachsen werden muss, als ihm lieb ist. Und auch das Buch, das ich gerade lese, handelt vom Erwachsenwerden eines Jugendlichen – aber unter ganz anderen Voraussetzungen und in der realen Welt. ›Middlesex‹ des Pulitzerpreisträgers Jeffrey Eugenides erzählt eine mehrere Generationen umfassende Familiengeschichte und den "amerikanischen Traum": Griechische Kriegsflüchtlinge gelangen im Jahr 1922 nach Detroit. Während sie die Blüte und den Niedergang der Autostadt erleben, hat ein Tabubruch des Paares Jahrzehnte später ungeahnte Folgen für das Enkelkind. Sehr dicht geschrieben, zeichnet dieser Familienroman die Entwicklung der USA nach, unterlegt mit griechischen Mythen und befasst sich schlussendlich in der Protagonistin (oder dem Protagonisten?) mit brandaktuellen Fragen der laufenden Gender-Debatte."

 "Das Lieblingsbuch gibt es für mich nicht", sagt Volontärin Christina Kornfeld. "Es gibt aber auch Bücher, die ich in verschiedenen Lebensabschnitten unterschiedlich gelesen habe und in denen ich jedes Mal Neues entdecke, beispielsweise ›Der Zauberberg‹ von Thomas Mann. Gerade gelesen habe ich ›Sommerlügen‹ von Bernhard Schlink, dessen Sprache ich sehr mag. In den Kurzgeschichten geht es um Beziehungen, nicht nur von Paaren, sondern beispielsweise auch um eine Vater-Sohn-Beziehung. In allen geht es um kleine oder großen Lügen, dem Partner oder sich selbst gegenüber. Ein Mann verliebt sich in eine Frau, die in einer anderen Welt lebt als er und macht sich und ihr vor, er könne sein Leben komplett aufgeben. Ein Sohn versucht von seinem Vater die Geschichte, die er in der NS-Zeit gespielt hat zu erfahren oder ein Mann verschweigt seiner Frau, dass sie einen wichtigen Literaturpreis gewonnen hat, um das Familienleben in der abgeschiedenen Natur zu erhalten. Das hat mir sehr gut gefallen."

Info: Was lesen Sie?

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