Die Lenzhütte erinnert an das Leben und Wirken von Otto Lenz. 1997 wurde sie komplett saniert. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Lehrer führt den Obstanbau in Bollenbach ein

Bollenbach ist vor 650 Jahren erstmals urkundlich erwähnt worden. Die Lenzhütte oberhalb des Dorfs erinnert noch heute an den einstigen Hauptlehrer Otto Lenz, der unter anderem den Erdbeer-Anbau nach Bollenbach brachte.

Bollenbach. In der Chronik der Gemeinde Bollenbach von Kurt-Erich Maier aus dem Jahr 1963 ist zu lesen: "Das milde und ausgeglichene Klima des Kinzigtals bietet dem Obst- und Gemüseanbau günstige Voraussetzungen und Anbau-Bedingungen."

Die Badische Regierung habe mit einer Instruktion von 1827 den Obstbau gefördert und die Einrichtung von Obst-Baumschulen empfohlen. Ab 1831 unterwies der Plantagen-Aufseher Georg Spielmann die Schuljugend auch praktisch im Obstanbau. "Die wichtigsten Obst-Arten auf Gemarkung Bollenbach sind heute Äpfel, Birnen, Erdbeeren und Kirschen. Die Anbaufläche für Erdbeeren betrug im Jahr 1962 mehr als 2,9 Hektar", schreibt Maier. Da Bollenbach die klimatisch wärmste Gemarkung des Kinzigtals sei, würde das gute Wachstum frühe Ernten ermöglichen.

Hauptlehrer Otto Lenz amtierte von 1908 bis 1924 an der Bollenbacher Schule. Haslachs ehemaliger Stadtarchivar Manfred Hildenbrand schreibt dazu: "Otto Lenz war ein begabter und äußerst erfolgreicher Pädagoge, der auch der Bollenbacher Landbevölkerung mit Rat und Tat zur Seite stand." Er habe in Bollenbach neue Obstsorten eingeführt und seine Schüler in der Veredelung der Obstbäume unterrichtet. "Er regte an, Erdbeer-Plantagen anzulegen, die seitdem aus Bollenbach und Schnellingen nicht mehr wegzudenken sind", steht in der Haslacher Stadtchronik.

Daneben sei Otto Lenz ein leidenschaftlicher Mineralien-Sammler und passionierter Wanderer gewesen. Ein Wanderweg sei auf seine Initiative hin und mithilfe der ganzen Schule gebaut worden. 1924 habe Otto Lenz auf der Anhöhe über Bollenbach eine Schutzhütte bauen lassen.

In der Jubiläums-Schrift des Bollenbacher Verschönerungsvereins ist zu lesen: "Im Jahr 1967 wurde die – durch Kriegswirren und spätere Witterungseinflüsse – verfallene Hütte als neuer, schmucker Pavillon wieder erstellt. Ein Großteil der Bevölkerung war damals aktiv dabei, insgesamt wurden 1537 freiwillige Arbeitsstunden geleistet." 1997 wurde der Pavillon komplett saniert, wie der Wanderer auf einer entsprechenden Hinweistafel an der Lenzhütte lesen kann.

Außerdem hat Otto Lenz das Bollenbacher Wanderlied geschrieben, das noch heute gesungen wird und den Veranstaltungskalender des Verschönerungsvereins ziert.

1934 war der Vieltalentierte dann im Alter von nur 58 Jahren bei Freiburg gestorben. Sein musikalisches und kunstvolles Talent trug sein Sohn Bruno Lenz weiter, der 1911 in Bollenbach geboren wurde und 2006 verstarb. "Bruno Lenz war eine künstlerische Doppelbegabung, ein ausgezeichneter Konzertgeiger und hochtalentierter Maler", steht in der Haslacher Stadtchronik.

Die geplante 650-Jahr-Feier in Bollenbach wurde aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Die persönliche Einschätzung von Ortsvorsteher Andreas Isenmann: "Wir werden eine ganze Weile auf größere Veranstaltungen verzichten müssen. Wenn viele Veranstalter jetzt ihre Termine verschieben anstatt abzusagen, wird es zu einem Veranstaltungsstau kommen. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen gibt es für die am Jubiläumsfest beteiligten Vereine keine wirtschaftliche Notwendigkeit, das Jubiläum zu feiern. Daher würde ich nach der Krise den Vereinen den Vortritt geben, die für ihren laufenden Betrieb dringend auf Einnahmen angewiesen sind."