Mathias Meier-Gerwig (von links) erläuterte Landtagspräsidentin Muhterem Aras das Konzept des Haslacher "Wegs des Erinnerns". Foto: Kleinberger

Landtagspräsidentin macht Halt in Haslach. "Geschichte ist eben nicht nur gestern gewesen."

Haslach - Im Rahmen einer Arbeitsreise hat Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem Aras am Montag in Haslach Halt gemacht. Ziel waren die dortige Gedenkstätte Vulkan und der dazugehörende "Weg des Erinnerns".

Nachdem Aras sich zunächst von Gedenkstättenleiter Sören Fuß am Vulkan über die Entstehung der Gedenkstätte und die Arbeit der Beteiligten informierte, ging es weiter zum Sportplatz.

Denn an diesem lag während der Nazizeit eines der Zwangsarbeiterlager – insgesamt waren in Haslach von September 1944 bis April 1945 rund 1700 Zwangsarbeiter untergebracht. Inzwischen ist hier eine Station des "Wegs des Erinnerns". Dieser ist im Jahr 2012 auf Initiative einer Schülergruppe um Mathias Meier-Gerwig, Lehrer am Hausacher Richard-Gerwig-Gymnasium, entstanden.

Er erzählte, dass die Initiative den Weg der Häftlinge durch die Stadt hinauf zum Vulkan, wo sie in den Stollen arbeiten mussten, erfahrbar machen wollte. Die Menschen müssten merken, dass Geschichte nicht einfach "rum" sei, sondern Teil der Gesellschaft bleibe. "Über diese Orte ist nun aber im wahrsten Sinne des Wortes Gras gewachsen", bemerkte Meyer-Gerwig. Die insgesamt sechs Stationen beleuchten das Leben in den Lagern und die Bedingungen, unter denen die Häftlinge in Haslach lebten, litten und starben.

Dass der Weg als Schülerprojekt entstanden ist, freute Meier-Gerwig ganz besonders: "Das ist der lebende Beweis dafür, dass Gedenkstätten-Arbeit funktioniert und Schüler sich eben doch dafür interessieren."

"Vulkan" besser in Schulunterricht einbinden

Die Landtagspräsidentin lobte das Engagement Mathias Meier-Gerwigs und auch seiner Ehefrau Susanne. Sie hat in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung (BPB) Unterrichtsmaterialien erarbeitet, die die Gedenkstätte in den Unterricht an Schulen einbinden. Das Ziel: Die Schüler erarbeiten mit den vorliegenden Materialen selbst eine Führung über den "Weg des Erinnerns" bis hinauf zur Gedenkstätte.

Aras stellte fest, dass das Lehrer-Ehepaar viel Leidenschaft mitbringe und lobte: "Lehrer können bei solchen Prozessen so entscheidend sein!" Mathias Meier-Gerwig ergänzte, dass der "Weg des Erinnerns" auf Bestreben von Schülern angelegt worden sei. Bestimmte Klassen befassten sich im Curriculum mit der Gedenkstätte und brächten auf Eigeninitiative Projekte auf den Weg, so auch schon Audio-Guides und ein Geocache.

Wichtig ist den Meier-Gerwigs dabei vor allem eines: "Wir müssen Reflexionsprozesse anstoßen, damit die Schüler sehen, dass Geschichte eben nicht nur gestern gewesen ist." Denn nur so könne den derzeitigen, durchaus bedenklichen, Tendenzen in der Gesellschaft aktuell entgegen gewirkt werden. In diesem Punkt waren die Beteiligten sich einig.