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Kölsche Rockband begeistert Publikum mit alten, neuen und politischen Songs

Kölsche Liebeslieder, neue und politische Songs bot die Kölner Rockband "BAP" in der ausverkauften Haslacher Stadthalle einem begeisterten Publikum. Wolfgang Niedeckens Texte haben nichts von ihrer Schärfe verloren, dazu legte die Band einen perfekten Klangteppich.

Haslach. Viel Zeit hatte BAP für ihren Auftritt in der Haslacher Stadthalle mitgebracht, anderthalb Tage wurde in der Stadthalle geprobt und am Freitagabend folgte dann ein mehr als drei Stunden dauerndes Konzert der Extraklasse. Vor zehn Jahren, im Jahr, 2006 hatte Wolfgang Niedecken das 30-jährige BAP-Jubiläum fast noch etwas verschämt mit der Rechenaufgabe "Dreimal zehn Jahre"kaschiert, eine Dekade und viele Erfahrungen später heißt die Jubiläumstour lapidar "Lebenslänglich".

"Frau ich freu mich", "Ne schöne Jroos" und "Anna" – alles Songs aus den Anfängen der Band – holten das Publikum genau da ab, wo es hingewollt hatte, der Funke sprang über.

Im Block mit den Liedern des neuen Albums hielt Niedecken seinen Fans der ersten Stunde dann gekonnt den Spiegel vor: "BAP sei doch in den 80er-Jahren viel politischer gewesen", heißt es im Song "Vollkasko-Desperado" über einen Mittvierziger, der in seinem Selbstverständnis irgendwo zwischen Wackersdorf und Bonner Hofgarten stehen geblieben ist und für den BAP nur noch eine Fassade für einen Selfie-Wunsch ist. Im Erwerbsleben ist dieser Fan bei Niedecken ein Versicherungsagent, da lässt natürlich der 1980er-Durchblickprofi aus dem Bausparverein herzlich grüßen.

"Vision von Europa", ein Stück über die Odyssee afrikanischer Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa wollen war musikalisch dem "Ride to Agadir" angelehnt, einem Stück aus einer Zeit, in der Marokko noch mehr ein Sehnsuchtsland der Europäer war.

Für die "Lebenslänglich"-Tour hatte Niedecken exquisite Studiomusiker um sich geschart. Der neue Schlagzeuger Sönke Reich ist mit Jahrgang 83 inzwischen jünger als die Band. Der BAP-Sound stimmte, Michael Nass an der Hammond-Orgel und Werner Kopal am Bass gehören jetzt auch schon seit mehr als 15 Jahre dazu, an der Violine konnte Anne de Wolff in Haslach ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum feiern. An der Gitarre rockte ihr Mann Uli Rode die Stadthalle.

Im Block "Vier Liebeslieder im Sitzen gespielt" durfte dann auch das Haslacher Publikum mit einem vielstimmigen Chor mitwirken. "Jraaduss" hätte Niedecken auch gut ohne eigenen Gesang intonieren können, die Hans-Jakob-Stadt war endgültig zum Kölner Vorort gereift.

"War BAP früher politischer?" Die Antwort auf diese Frage gab es gleich nach den Liebesliedern, in "Kristallnaach“" und "Arsch hu, Zäng ussenander" war eigentlich alles gesagt, was es zum rechten Pegida-Mob zu sagen gibt. "Verdamp lang her" und "Helden", eine Verneigung vor dem großen David Bowie beendeten den Pflichtteil des Konzerts. Da waren aber erst gut zwei Stunden gespielt. Bei dem zehn-Minuten-Song "Alexandra" konnte sich Niedecken ein wenig erholen und Sönke Reich am Schlagzeug verausgaben. Den Song "Amerika" im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen am 8. November hatte Niedecken sicher nicht ohne Absicht in den Zugaben-Block geschmuggelt. Und beim Rundgang durch 40 Jahre BAP-Geschichte durften der "Jupp" und "Stell Dir vüür" natürlich nicht fehlen.

Mit "Rita" und "Noh all dänne Johre" verabschiedeten sich der "deutsche Bob Dylan" mit seiner Band BAP nach drei Stunden und 15 Minuten vom Haslacher Publikum.