Pastoral 2030: Pfarrer Steidel stellt Pläne für Neuordnung der Kirchengemeinden vor
Was 2015 mit der Zusammenlegung von 1057 Pfarrgemeinden in 224 Seelsorgeeinheiten begann, wird im Zuge der "Pastoral 2030" mit der Bildung von 40 Groß-Kirchengemeinden weiter geführt. Pfarrer Helmut Steidel informierte über die aktuelle Planung.
Haslach. Noch bilden die Seelsorgeeinheiten des Kinzigtals gemeinsam mit den Seelsorgeeinheiten des Großraums Offenburg ein gemeinsames Dekanat. Nach der neuen Raumordnung soll nun aus dem Kinzigtal künftig eine der neuen Großpfarreien werden, der dann auch die Kirchengemeinden Zell, Hausach-Hornberg, "An Wolf und Kinzig", Kloster Wittichen und "Oberes Wolftal" mit insgesamt 35 800 Katholiken angehören.
Haslach ist mit 11 043 Katholiken und sechs Pfarreien die stärkste Kirchengemeinde, gefolgt von Zell mit 10 657. "Im Rahmen des Geplanten – zu dem wir unsere kritische Meinung haben – scheint mir diese Zusammensetzung am sinnvollsten", fasste es Helmut Steidel am Ende zusammen. "Wenn es denn schon sein muss, dann so!"
In der praktischen Umsetzung werde es in Haslach oder Hausach ein pastorales Zentrum mit Dienstsitz des leitenden Pfarrers geben. "Das heißt aber nicht, dass es in den bisherigen Pfarreien und Orten keine Priester oder pastoralen Mitarbeiter mehr geben wird", betonte Steidel. Im pastoralen Zentrum werde es feste Zeiten für Messen geben, die unabhängig von den einzelnen Gottesdiensten vor Ort immer gleich blieben.
Alle anderen Themen würden derzeit in allen beteiligten Gremien diskutiert. "Aber eines ist sicher: gerade der Stiftungsrat wird künftig nicht mehr ausschließlich von Laien geleitet werden. Da braucht es einen Geschäftsführer mit Aufsichtsrat – bei so vielen Pfarreien mit Millionen-Umsätzen", war sich Pfarrer Steidel sicher. Auch die kirchlich getragenen Kindergärten wären eine Frage für sich, da könnte es vielleicht Lösungen wie bei den kirchlichen Schulen über Stiftungen geben.
"Vieles ist im Fluss und muss noch entwickelt werden." Die Pfarrer würden künftig mehr mit seelsorgerischen und weniger mit Verwaltungsaufgaben betraut werden, es gebe zwar einen Mangel an Pastoral – aber auch einen Mangel an Gläubigen.
Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Angelika Spitzmüller kritisierte: "Man sollte nicht nur die Not verwalten, sondern überleben, wie eine positive Wendung hingekriegt werden kann!" Es werde zu wenig nach vorhandenen Möglichkeiten geschaut.
Jetzt wendet sich der Pfarrgemeinderat erneut mit einem Schreiben an Erzbischof Stefan Burger, um Einwände und Kritikpunkte vorzubringen (siehe Info). Ein zentraler Punkt des Schreibens, das dem SchwaBo vorliegt, ist die Identifikation mit der Gemeinde. "„Wie ist Gemeindeleben oder ein Gemeinschaftsgefühl in einer durchschnittlich 44 500 Menschen Menschen umfassenden Pfarrei überhaupt noch möglich? Wie kann Pastoral noch gelebt werden?", wird die Frage gestellt.
Die Analyse der gegenwärtigen Situation der katholischen Kirche sei ernüchternd, Reformen also notwendig. "Die Richtung allerdings, in die sie gehen sollen, können wir absolut nicht gut heißen", steht in dem vierseitigen Brief. Und weiter: "Wir wünschen uns, dass die Kirche sich nicht nur auf eine Strukturreform beschränkt, sondern dass sie vor allem inhaltliche Reformen in den Blick nimmt." Aufgezählt und ausgeführt werden Themenfelder wie das Pflicht-Zölibat, das Amt der Diakone, die hierarchischen Kirchenstrukturen, das ehrenamtliche Engagement, die große Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Zukunft der Kirche oder beispielsweise die Ökumene.
"Vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Situation mögen einige strukturelle Reformen unvermeidlich sein. Aber die Kirche darf sich nicht darauf beschränken. Es darf nicht darum gehen, den Mangel besser zu verwalten, das Ziel muss langfristig darin bestehen, ihn zu beseitigen", so die Forderung. Am Ende unterschrieben die 22 Pfarrgemeinderäte namentlich den Brief an den Erzbischof.
Bereits im Oktober des vergangenen Jahres hatte sich der damalige Pfarrgemeinderat unter Vorsitz von Bruno Prinzbach mit einem Schreiben an den Erzbischof gewandt. Darin wurde unter anderem der Sorge im Hinblick auf die geplante Strukturreform sowie inhaltlichen Fragestellungen zum Pflicht-Zölibat, der Rolle der Frau in der Kirche oder dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen Ausdruck verliehen. Die Antwort seitens der Diözese war dann allerdings wenig verbindlich und entsprechend enttäuschend für das Gremium gewesen.