Curt Prinzbach mit den Porträts seiner Eltern Maria und Alfred. Das Kinogeschäft in Haslach liegt seit 68 Jahren in den Händen der Familie. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Film: Haslacher "Scala" feiert Jubiläum / Stummfilme werden während der Aufführung vertont

Mächtig was zu feiern gibt’s am Wochenende: Die Kino-Tradition in Haslach wird 100 Jahre alt. Stilecht zeigt das "Rio Scala" aus diesem Anlass zwei Stummfilme – mit Live-Begleitung eines Pianisten.

Haslach. Das Kino – oder "Kinematographentheater", wie es in einer ersten Anzeige genannt wurde – gibt es in Haslach seit 1919. Zunächst liefen die Filmvorführungen im Bayrischen Hof.

Damals erlebte das Kino eine goldene Zeit. 1895 waren die ersten bewegten Bilder auf der Leinwand gelaufen. Schnell war der Film geboren, Studios begannen mit der Produktion für das neue Unterhaltungsformat. Zunächst noch ohne Tonspur: Die Stummfilme wurden zumeist durch die Begleitung von Musikern direkt im Kino vertont.

Diesem Beginn der 100-jährigen Erfolgsgeschichte in Haslach zollt Curt Prinzbach am Wochenende Tribut. Die beiden Filme "Der Leutnant von Hasle" und "Buster Keaton – The Cameraman" werden aufgeführt und dabei live von Günter Buchwald vertont.

Den Haslacher Film "Der Leutnant von Hasle" gibt es dank einer Initative des damaligen Wirts des Bayrischen Hofs, Hans Haser. "Er ist ein gigantisches Spektakel", berichtet Curt Prinzbach. Es handelt sich dabei um eine Aufnahme eines Fastnachtsspiels nach einer Erzählung von Heinrich Hansjakob. Ein Kamerateam nahm das Fasentspiel im Jahr 1928 auf.

Dass auf den Film, der einen Ausschnitt aus dem Leben der Bevölkerung darstellt, eine Komödie folgt, kommt nicht von ungefähr. Filmvorführungen erstreckten sich meistens über ein Programm mit mehreren Werken – denn die Stummfilme besonders der frühen Kinozeit sind deutlich kürzer als heutzutage üblich – und einem Hauptfilm. Oft folgte auf "Kulturfilme", die beispielsweise bestimmte Berufsgruppen zeigten, unterhaltsamere Filme. Der Schauspieler, Komiker und Filmregisseur Buster Keaton gilt als einer der erolgreichsten Komiker der Stummfilmzeit.

Die Programmauswahl nimmt die Gäste also mit auf eine Zeitreise. "Wir zeigen Kino, wie es vor 100 Jahren gewesen ist", sagt Curt Prinzbach. Er ist stolz darauf, dass das Kino seit 100 Jahren in Haslach besteht – und davon seit 68 Jahren unter der Ägide seiner Familie.

1951 legte sein Vater Alfred Prinzbach mit dem Bau des "Scala" in der Neuen Eisenbahnstraße den Grundstein. Seine Mutter Maria sei leidenschaftliche Kinogängerin gewesen, erinnert der jetzige Inhaber sich. Sie war es auch, die den Betrieb nach dem frühen Tod von Alfred Prinzbach mehr als 20 Jahre lang allein weiterführte.

Atmosphäre auf der großen Leinwand ist unschlagbar

Für drei Jahre liefen der Betrieb im "Bayrischen Hof" und im "Scala" parallel, dann übernahmen die Prinzbachs komplett. 1959 folgte der nächste Neubau: Das "Rio" entstand an der Stelle, an der heute der gesamte Kinokomplex mit seinen drei Sälen steht.

Als das Fernsehen Mitte des vergangenen Jahrhunderts in die Wohnzimmer einzog, erlebte das Kino eine schwierige Zeit. Auch in Haslach war es die "schwerste", erinnert sich Prinzbach. Wie der Tonfilm Jahrzehnte zuvor den Beruf des Kinomusikers obsolet machte, wurde der Fernseher geradezu zum Totengräber des Kinos. Viele Betriebe gingen in dieser Zeit pleite.

Der in Haslach blieb. Curt Prinzbach ist davon überzeugt, dass das auch weiterhin so bleibt: "Das Kino wurde schon oft totgesagt, aber das Gute überlebt." Mit dem Konsumieren eines Films in den eigenen vier Wänden könne ein Kinobesuch einfach nicht mithalten: "Zuhause ist der Film doch immer Nebensache." Richtig einlassen kann das Publikum sich nur auf die Filme, wenn es keine Ablenkung erfährt. "Ich vergleiche das gerne mit einem Gläsle Wein", sagt Prinzbach. "Natürlich kann man das zuhause trinken, aber wo schmeckt’s besser? In einer schönen Wirtschaft." Die Atmosphäre sei einfach anders.

Das Haslacher Kino zeigt am Samstag, 19., und Sonntag, 20. Oktober, die Stummfilme "Der Leutnant von Hasle" und "Buster Keaton – The Cameraman". Am Samstag ist der Beginn um 19.30 Uhr, am Sonntag um 16 Uhr. Die Filme werden vom Pianisten Günter Buchwald begleitet.