Seit 2015 ist Mathias Wangler, ehemaliger Vorstandschef der Sparkasse Haslach-Zell, für die Sparkassen-Stiftung in Usbekisten und anderen Ländern im Einsatz.Archivfoto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

"Was macht eigentlich ...?": Mathias Wangler arbeitet in Usbekistan / Pandemie sorgt für Einschränkungen

Bevor der Flugverkehr weitestgehend eingestellt und die Reisebestimmungen verschärft worden sind, hat es Mathias Wangler zurück nach Usbekistan geschafft. Der Schwabo hat nachgefragt: Was macht eigentlich – der ehemalige Haslacher Sparkassenchef?

Haslach. Jüngst war er für eine Sitzung in Berlin, machte einen kurzen Abstecher nach Haslach und ist dann zurück nach Usbekistan geflogen. Im engen Kontakt mit den Botschaften und auf einer alternativen Flugroute schaffte er es mit einer der letzten Maschinen zurück ins Land.

Im September und Oktober 2015 war Mathias Wangler das erste Mal für die Sparkassen-Stiftung in Kirgisistan, um eine Spar-Kultur in der Bevölkerung zu entwickeln. Denn gerade das Sparwesen für Privatleute muss mit entsprechenden Bankangeboten entwickelt und eine ökonomische Bildung der Menschen in Zentralasien geschaffen werden. Seither arbeitete Mathias Wangler in Staaten wie Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Vietnam und Usbekistan.

Dort ist er nun seit beinahe einem Jahr in der großen und legendären Hauptstadt Tashkent beheimatet, wo sich die Politik nach dem Wechsel des Staatspräsidenten vor drei Jahren sukzessive in Richtung Demokratisierung, Privatisierung und Marktorientierung entwickelt. Damit sei auch eine Öffnung des Staates verbunden. "Jetzt steht das gesamte Volk unter Quarantäne", schreibt Wangler aus der Ferne. Außer Lebensmittelmärkten und Apotheken sei alles geschlossen worden, Schulen, Unis, Restaurants und Geschäfte. "Auch hier herrschen jetzt die gleichen Bedingungen wie in Deutschland", resümiert er von Zentralasien aus.

Der ehemalige Haslacher Sparkassenchef bleibt trotz Krise im Land

"Es sind natürlich ganz besondere und sehr anspruchsvolle Zustände", steht im Hinblick auf die Arbeit im Home-Office zu lesen, allerdings habe er als Projektleiter auch Zugang zum Büro. Viele der dort beschäftigten Mitarbeiter internationaler Organisationen seien mit den letzten Maschinen ausgeflogen worden, er selbst bleibe aber im Land. "Wer ausgeflogen ist, weiß nicht, wann er zurückkommen kann", schreibt Mathias Wangler und bezeichnet das als unkalkulierbares Risiko für die Fortsetzung seiner Arbeit. Vor Ort könne er die wirtschaftlichen Entwicklungen beobachten und reagieren, wo es noch möglich wäre.

Die Arbeit der Sparkassen-Stiftung für internationale Kooperation steht unter dem Motto "Global denken, lokal handeln, international kooperieren" und umfasst die Entwicklungsarbeit auf dem Finanz- und dem Bildungssektor in rund 40 Ländern. Wie im Internet zu lesen ist, wurden in Usbekistan zwischen der Sparkassenstiftung und den drei lokalen Partnerbanken Mitte März spezielle Kreditorationsfonds aufgelegt. Diese Fonds sollen vor allem die ländlichen Regionen und deren wirtschaftliche Entwicklung unterstützen.

Und auch vor Usbekistan macht die Dynamik der Corona-Pandemie nicht halt. Kurz nach dem Kontakt schickt Mathias Wangler eine weitere E-Mail: "Die häusliche Quarantäne wurde nun nochmals weiter intensiviert", berichtet er. Menschen ab 65 Jahren dürfen ihre Wohnungen nun generell nicht mehr verlassen. "Alle anderen, so wie ich, nur für sehr dingende Erledigungen." Laut Mathias Wangler überwachen die Polizei und nationale Garden alle Bewegungen.

"Man schaut hier übrigens sehr genau nach Deutschland", so Wangler weiter. Denn das deutsche Gesundheitswesen gelte als vorbildlich. "Wir wurden auch schon gefragt, ob wir medizinische Geräte und Ähnliches spenden können", denn an solchen – und an Fachpersonal – herrsche großer Mangel. Nun würden im Eiltempo neue Krankenhäuser gebaut. Die strengen Schutzmaßnahmen scheinen zu wirken, noch gibt es verhältnismäßig wenige Infektionen. "Die Staaten in Zentralasien haben sehr viel von Europa gelernt, vor allem, dass man sofort, konsequent und umfassend Schutzmaßnahmen ergreifen muss. Jeder Tag, jede Stunde zählt", so Mathias Wangler.

Auf der Internetseite der Sparkassen-Stiftung ist nachzulesen, dass sich die kürzlich aufgelegten Kreditfonds auf den Agrarsektor konzentrieren. Künftig werden daraus Kredite an Existenzgründer sowie für Investitionen von Kleinbetrieben aus dem landwirtschaftlichen Sektor vergeben. Der Vorteil der Kreditorationsfonds sei es, dass sie sich selbst befüllen und weiterwachsen würden, wenn Tilgungen und Zinsanteile eingehen. Außerdem beinhalte das Programm Schulungen.