Die Straßenplanung ist unter anderem mit einem 3D-Modell visualisiert worden, das seit der Vorstellung im März am Haslacher Rathaus begutachtet werden kann. Die Vorstellung der Pläne traf auf riesiges Interesse. (Archivfoto) Foto: Braun

Heute fällt "historische Entscheidung". Grundlage sind die im Februar vorgestellten Pläne.

Haslach - Hat das Warten bald ein Ende? Der Haslacher Gemeinderat steht vor einem historischen Beschluss: Am heutigen Dienstagabend fällt die Entscheidung für oder gegen die Ortsumfahrung der B  33.

"Ob Haslach eine Umfahrung bekommt, wird am 16. Juni final entschieden", sagt Bürgermeister Philipp Saar.

Was ist der Hintergrund?

Über die Ortsumfahrung wird seit mehr als 40 Jahren diskutiert. 2006 war die sogenannte Bündeltrasse vorgestellt wurden, stieß beim Stadtrat aber auf Ablehnung. Nach zähem Ringen hatte Saars Vorgänger, Heinz Winkler, 2017 eine optimierte Version der Bündeltrasse vorgestellt. Mit dieser waren die Straßenplaner der Stadt weit entgegen gekommen. Der letzte "große" Durchbruch war der positive Bescheid für eine Unterführung, um die Straße Richtung Hausach an den Bestand anzuschließen.

Was ist das Problem?

Die Bundesstraße B  33 verbindet die Autobahnen A  5 und A  81 und ist so eine wichtige Querachse für den Verkehr im Südwesten. Heutzutage rollen rund 26 500 Fahrzeuge am Tag durch die Hansjakobstadt. Stau gehört in der Ortsdurchfahrt und rund um Haslach zum Tagesprogramm – das nervt nicht nur die Anwohner, sondern ist auch ein wirtschaftlicher Faktor für die gesamte Region.

Wie soll die Lösung aussehen?

Im Februar hat das Regierungspräsidium Freiburg eine oberirdische Umfahrung vorgestellt (wir berichteten). Die neue Trasse wird aus Richtung Offenburg kommend auf den jetzigen Hochwasserdamm gesetzt, wird im weiteren Verlauf an die Schwarzwaldbahn angelegt und mithilfe einer Unterführung im Osten wieder an die Bestandsstraße geführt.

Der Tunnel ist vom Tisch?

Der Tunnel findet seit Jahren weder auf Landes- noch auf Bundesebene Unterstützer.

Wie ist die Stimmung?

Der Ortschaftsrat Bollenbach und der Schnellinger Sonderausschuss hatten dem Gemeinderat im März empfohlen, der Trasse im Grundsatz zuzustimmen. Besonders in Schnellingen kam es aber zu heftigen Diskussionen. Im Gespräch mit unserer Zeitung hatte Saar gesagt, er sei sehr zuversichtlich, dass die richtige Entscheidung getroffen werde. In den vergangenen Wochen hat unsere Zeitung einige Leserbriefe veröffentlicht, in denen Bürger verschiedene Punkte in der Planung kritisierten. Joachim Prinzbach, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Stadtrat, sagt: "Wir sind in der Angelegenheit alle einer Meinung." Es gebe keinen Fraktionszwang, aber die Freien Wähler würden geschlossen abstimmen. Auch der Fraktionsvorsitzende der CDU, David Eisenmann, spricht von einer positiven Grundstimmung.

Gibt es Kritikpunkte?

Die im Februar vorgestellte neue Fußgängerbrücke an der "Arche" ist nicht komplett barrierefrei. Auch die Verkehrssituation am "Bollenbacher Ei" müsse mit in den Blick genommen werden, forderte beispielsweise der Bollenbacher Ortschaftsrat in seiner Stellungnahme. Einigen geht der geplante Lärmschutz nicht weit genug. Bei manchen Punkten gibt es laut Saar bereits positive Signale aus Freiburg. Vieles wird auch erst im Zuge der Planung konkret. Heute Abend geht es rein um die Grundsatzentscheidung "Umfahrung: Ja oder Nein?".

Warum wird erst jetzt entschieden?

Eigentlich hätte die Entscheidung schon im März fallen sollen. Die Stadtratssitzung wurde aber kurzfristig aufgrund von Sicherheitsbedenken im Zuge der Corona-Pandemie abgesagt. "Auch wenn uns die Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie alle sehr fordern, dürfen wir diese wichtige Entscheidung nicht länger aufschieben, da kein Ende der derzeitigen Situation absehbar ist", wird Saar in einer Presseerklärung der Stadt dazu zitiert.

Corona: Ist die Sitzung sicher?

Die Stadt Haslach hat ein umfangreiches Sicherheitskonzept erarbeitet, um die Bestimmungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einzuhalten. So findet die Sitzung in der Stadthalle statt. Teilnehmer müssen beim Betreten und Verlassen der Halle einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Anzahl der Plätze ist aufgrund der Abstandsregeln begrenzt.

Wann ist die neue Straße fertig?

Wenn der Stadtrat heute Abend grünes Licht für die Straßenplanung gibt, geht es mit der Planung weiter. Bis der überörtliche Verkehr an Haslach vorbeirollen kann, wird es aber noch dauern. Im Februar hieß es seitens des Regierungspräsidiums, dass es rund zwölf Jahre dauern werde. Straße und Hochwasserschutz werden mit fünf Jahren Bauzeit angegeben.

Was ist mit dem Hochwasserschutz?

Dass eine Bundesstraße gemeinsam mit dem Hochwasserschutz geplant wird, ist ein Novum, hieß es bei der Veranstaltung im Februar. Das hat aber durchaus Sinn: Die neue Trasse wird nämlich im Kinzigvorland gebaut. Im Zuge des Straßenbaus werden unter anderem die Dämme begradigt beziehungsweise verlegt und das Schnellinger Wehr entfernt. Die Maßnahmen schützen Haslach vor einem hundertjährigen Hochwasser.

Die öffentliche Stadtratssitzung beginnt heute, Dienstag, um 19 Uhr in der Stadthalle. Der Einlass erfolgt ab 18.30 Uhr, die Besucherzahl ist begrenzt. Es geht in der Sitzung aber nicht nur um die B  33. Auf der Tagesordnung stehen außerdem ein Antrag der Grünen-Fraktion zur Verwendung der Mittel aus dem Digitalpakt sowie die Bebauungspläne "Sandhaasstraße/Mühlenbacher Straße" und "Schleifmatt".