Wendelin Schille wurde von den Nazis verfolgt und umgebracht. Foto: Archiv

Wendelin Schille und Franz Ruschmann wurden wegen ihres Glaubens im KZ ermordet.

Haslach - Nicht nur Haslacher Juden sind von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten betroffen gewesen. Im dritten Teil unserer Serie zu den Schicksalen hinter den im September verlegten Stolpersteinen geht es um die ermordeten Mitglieder der Glaubensgemeinschaft "Zeugen Jehovas" Wendelin Schille und Franz Ruschmann.

Wendelin Schille wurde 1884 in Haslach geboren. Nach der Schulzeit erlernte er das Malerhandwerk und heiratete 1906 seine Frau Franziska. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat verschüttet. Seine Abneigung gegen jegliche Form des Kampfs und Waffeneinsatzes war seitdem sehr groß. Es kann vermutet werden, dass ihn seine kriegserlebnisse bewogen, der Glaubensgemeinschaft der "Ernsten Bibelforscher", heute "Zeugen Jehovas", beizutreten. 1932 machte er sich als Maler selbständig, betrieb jedoch mit seiner Frau weiter eine Obst- und Gemüsehandlung in der Seilerstraße 5.

Wie alle Haslacher Bibelforscher geriet Wendelin Schille bald nach Beginn der Gewaltherrschaft der Nazis unter deren Druck und Verfolgung. 1936 war er mehrere Monate im Gestapogefängnis in Freiburg inhaftiert. Im folgenden Jahr kam er ins KZ Kislau, danach ins KZ Dachau. Im Sommer 1940 wollte Wendelin Schille von Blumberg aus in die Schweiz fliehen, wurde aber vorher verhaftet und ins Gestapogefängnis Karlsruhe gebracht. Dort wurde er am 11. Dezember 1940 mit einer Giftspritze ermordet.

Auch der 1910 in Achern geborene Franz Ruschmann war Mitglied der "Ernsten Bibelforscher". Der gelernte Metzger wurde 1936 zum ersten Mal verhaftet und war sechs Monate im Gestapogefängnis in Offenburg inhaftiert. Danach kam er ins KZ Kislau und ins Gestapogefängnis in Mannheim.

Ab 1937 arbeitete Franz Ruschmann bei der Metzgerei Hättich in Haslach und wohnte in dem kleinen Haus, Hauptstraße 37. Im August 1939 wurde er zu einem Baubataillon eingezogen. Als dieses 1942 im Osten in Kampfhandlungen verwickelt wurde, verweigerte er den Wehrdienst. Daraufhin wurde er am 19. September 1942 vom Reichskriegsgericht in Berlin "wegen Zersetzung der Wehrkraft" zum Tod verurteilt und am 17. Oktober 1942 in Brandenburg an der Havel durch das Fallbeil hingerichtet.