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Kommunalpolitiker und Bürger diskutieren über die Zukunft der Stadt

Was bewegt die Bürger, in welche Richtung soll die Stadt sich entwickeln? Die Haslacher Freien Wähler hatten am Donnerstagabend zu einer Diskussionsrunde eingeladen, die diese Punkte in den Fokus nahm. In ungewöhnlicher Atmosphäre: Dem Kino.

Haslach. Zu Beginn des Abends, der unter dem Motto "Haslach gestern – heute – morgen" stand, flimmerte ein Kurzfilm über die Leinwand. Das Porträt über Fritz Kilgus mit seiner Holzsägehackmaschine zeigte "Haslach gestern". Der Vorsitzende der FW, Joachim Prinzbach, schlug den Bogen zu Haslach heute und in der Zukunft. In zwei Blöcken diskutierten die Kommunalpolitiker mit Experten, Betroffenen und Bürgern über Fragen der Infrastruktur und der Sportstätten. Zur Weiterentwicklung der Kernstadt gaben die Stadträte Eva Allgaier, Lars Giesler und Tim Meßner kurze Stellungnahmen ab.  Kopfsteinpflaster: Dass die Innenstradt nicht gerade ideal für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Gehhilfen oder Kinderwagen zu befahren ist, ist bekannt. Allgaier schlug einen Plattenstreifen vor. Bürgermeister Philipp Saar wandte ein, dass dieser entweder über Parkplätze, die Auslage der Geschäfte oder mitten auf der Straße verlaufen würde. Die Verwaltung sei dran, "aber wir sind gerade an der Grenze dessen, was ohne Gesamtkonzept machbar ist."  Parkplätze und Verkehr: HGH-Vorsitzende Mechthild Bender bezeichnete Parkplätze als "Reizthema" – und tatsächlich drohte die Diskussion zu diesem Thema und der Verkehrsführung in der Innenstadt, emotional zu werden. Bender warb für einen Mittelweg zwischen dem "wunderschönen Städtle" und dem Anspruch von Kunden, "überzogen gesprochen: Bestenfalls direkt bis ins Geschäft zu fahren". Auch wenn einige Bürger die Innenstadt am liebsten autofrei hätten, widersprachen dem sowohl HGH als auch der Bürgermeister. Die Einführung der Fußgängerzone in Emmendingen beispielsweise hätte diese nicht belebt – die Kunden blieben aus.

Joachim Meßmer, der als Bürger an der Diskussionsrunde teilnahm, verwies auf ein Problem mit der Sperrung der Innenstadt an Wochenenden: Die Warnbake ist so positioniert, dass Autofahrer in den Inneren Graben ausweichen und diesen ohne Rücksicht auf Verluste als "Rennstrecke" missbrauchen. Der Bürgermeister versprach, in dieser Hinsicht eine Nachbesserung zu prüfen. Die temporäre Sperrung habe sich insgesamt bewährt, es sind nur noch Feinjustierungen nötig.   Internet: Schnelles Internet ist ein Standortfaktor. Meßner sprach die Möglichkeit an, Hotspots in der Stadt einzurichten. Saar gab zu, dass er sich das etwas einfacher und günstiger vorgestellt hätte. Im Wahlkampf hatte er das Thema bereits auf der Agenda. Die Stadt prüfe derzeit Optionen.   Leerstände: Während schnelles Internet ein wichtiger Faktor ist, gefährdet der Handel im Netz die Händler vor Ort. Leerstandsmanagement und vor allem -vermeidung treibt sowohl den HGH als auch die Stadtverwaltung um, bei Privatbesitz sind der Stadt aber die Hände gebunden.   Stadion: Die zweite Hälfte der Diskussionsrunde widmete sich ganz den Haslacher Sportstätten, insbesondere dem Stadion. Dass dieses mittlerweile mehr als 60 Jahre auf dem Buckel hat und dringend saniert werden muss, ist hinlänglich bekannt. Bislang hatte die Stadt aber immer wieder andere Projekte vorgezogen, was von Bürgern sowie Angehörigen von SV und TV Haslach deutlich kritisiert wurde. Thomas Hanske, der seitens des SV in der Podiumsdiskussion für den erkrankten Hans-Joachim Schmidt in die Bresche gesprungen war, verlas einen flammenden Appell des Vorsitzenden für die Sanierung. Schulleiter Christof Terglane lobte die Sportstätten, befand aber, dass Schüler auch direkt am Bildungszentrum die Möglichkeit haben müssen, Sport zu treiben. In der offenen Diskussion sprach der TV-Vorsitzende Christopher Ast seine Vision eines Sportparks an. Eine grundlegende Sanierung und Modernisierung des Stadions – LED-Flutlicht, begradigter Rasenplatz, Kunststoffbahnen inbegriffen – würde Haslach als Sportstandort deutlich aufwerden. Für die Leichtathletik befand Jürgen Schmieder: "Hier ist kein Spitzensport möglich." Junge Sportler wanderten Richtung Biberach, Zell oder Offenburg ab, wo modernere Anlagen stehen. Saar sprach von hohen Investitionskosten und informierte darüber, dass die Stadt es bislang nicht ins Sanierungsprogramm für Sportstätten geschafft habe, sich aber jedes Jahr bewerbe. "Ich kann Ihnen versichern, dass dieses Thema ganz oben auf meiner Agenda steht und auch auf der der Gemeinderäte", sagte er.

Der umsichtigen Moderation der beiden FW-Vorstände Joachim Prinzbach und Patrick Summ war zu verdanken, dass die Diskussion an mancher Stelle nicht zu emotional wurde. Hitzig wurde untereinander über Sinn und Unsinn einer Fußgängerzone debattiert. Für die Aussage, die Innenstadt werde auf keinen Fall zur Fußgängerzone erklärt, ernteten die Diskutierenden sogar Applaus.

Auch der empfundene "Unwille" der Stadt, zu investieren, ließ Emotionen hochkochen: "Sparen, ich kann dieses Wort nicht mehr hören!", rief ein Zuhörer.

Hitzige Debatten, die Suche nach Kompromissen: Mehrfach fiel in der Diskussion die Aussage "So funktioniert Politik". Der direkte Austausch mit den Bürgern, fernab von Ratssitzungen, bot offenbar großes Potenzial.