Gute Stimmung in der Stadtbücherei: Die jungen Künstler begeisterten am Freitagabend ihr Publikum. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Viele Besucher beim zweiten Poetry-Slam / Jüngste Teilnehmerin ist erst 15 Jahre alt

"Früher war ich noch Kunst, heute Kultur": Zu Beginn des Abends spricht der Slam selbst. Mit einem dynamischen Vortrag begrüßen Maximilan Tanzer und Lucy Bosch die Gäste des zweiten Haslacher Poetry-Slams.

Haslach. Die These lässt sich bestätigen: Waren die Ränge in der Stadtbibliothek zur ersten Auflage noch licht besetzt, muss am Freitagabend mehrmals nachbestuhlt werden. Der moderne Dichterwettstreit scheint als kulturelles Angebot in Haslach angekommen zu sein.

Dass Jung und Alt sich durch das Format gleichermaßen angesprochen fühlen, ist ebenso erfreulich. Allerdings zeigt sich hier auch eine Schwachstelle: Die fünf Talente, die sich messen, servieren teils Deftiges – ob mancher Spruch von Lukas Dystopia beispielsweise für die Ohren der jüngsten Gäste angemessen gewesen sind, sei dahin gestellt.

Der Großteil des Publikums jedenfalls lässt sich am Freitag nicht nur von Dystopia, sondern auch von Philipp Stroh, Michelle Meißner, Jonathan Dom und Maja Ottelinger mitreißen. In drei Runden tragen die fünf ihren Wettstreit aus, wobei ihre Geschichten von einer zufällig aus dem Publikum ausgewählten Jury bewertet werden.

Stroh eröffnet mit einer launigen Geschichte über Rainer und Klaus, die in einen Wettstreit über eine Verflossene geraten. Doms anschließende Feststellung, Haslach sei nicht romantisch, soll sich im späteren Verlauf des Abends bestätigen. Als Stroh nämlich seinen Siegerbeitrag vorträgt, der wie eine "Choose-your-own-Adventure"-Geschichte funktioniert, herrscht im Publikum nur einmal Einigkeit: Als das Genre "Porno" lauthals ausgesucht wird. "Romantik" hatte kurz davor gegenüber "Horror" verloren.

In der ersten Runde scheidet Meißner aus, die über existenzielle Zukunftsängste dank ihrer Tante, der "Haterin", berichtet. Im Finale setzt Stroh sich gegen Ottelinger durch, die auf ihre Leistung allerdings deutlich stolz sein kann: Gegen die "alten Hasen" hat die erst 15-jährige Hornbergerin mit ihren Texten und dynamischen Vorträgen bei ihrem ersten Slam auf ganzer Linie überzeugt.

Dass es eine dritte Auflage des "Quasselstripper Poetry-Slams" geben wird, stand bereits am Freitagabend fest. Wie Maximilian Tanzer sagte, wird dieser am 12. April über die Bühne gehen. Diesmal nicht in der Bücherei, aber wo, wollte Tanzer nicht verraten: "Das ist noch geheim – wird aber gut", versprach er.